Die Schmerzmacherin.
heraus. Sie applaudierten. Sie klatschten in die Hände. »Gut gemacht.« rief Cindy. Die 3 kamen auf sie zu. Sie wurde von ihnen erfasst und in das Zimmer zurückgeschoben. Der Mann hinter dem Tisch. Er war aufgestanden. Er wischte sich Schweiß von der Stirn ab. Auch er nickte ihr zu. Das wäre schon ganz gut gewesen. Cindy setzte sich mit einem Hüpfer auf den Tisch. »Du hast dich endlich geöffnet.« sagte sie. Besonders der Sexantrag sei richtig gelungen gewesen. Sie habe sehr gut durchgehalten, sagte der Psychologe. Er unterrichtete Kommunikationstechnik und Konfliktmanagement. Sie hatte seinen Namen vergessen. Sie habe es verstanden, den Rhythmus des Interrogators zu unterbrechen. Sie müsse gemerkt haben, dass das positive Gefühle bei ihr ausgelöst habe. Das müsse sie sich merken. Diese Selbsterfahrung würde nun dazu beitragen, dass sie ihre Befragungstechnik entwickeln könnte. Alle wandten sich dem Mann zu. Er habe eine schwierige Aufgabe gehabt. Alle nickten ihr wieder zu. »Ja.« sagte Cindy. Sie sei richtig stolz auf ihre Amy. Er müsse seinen Rhythmus besser finden. Er dürfe sich nicht so aus dem Rhythmus bringen lassen. So ein Verhör. Der Psychologe murmelte »Intensivbefragung«. Heinz schüttelte den Kopf. Er würde das nicht mehr lernen. Also so eine Intensivbefragung. Die müsse schon nach einem strengen Rhythmus ablaufen. »Bach?« Alle schauten wieder sie an. Der Psychologe ärgerlich. Heinz lachte. Ja. Das sei schon richtig. Bach. Das hätte sich in der Praxis bewährt. Heinz begann zu lachen. Der Psychologe lachte nicht mit. Der Mann nickte. Cindy lächelte. Sie rutschte vom Tisch. Ja. Es sei nicht leicht, aus der Stimmung herauszukommen. Sie würde anraten, joggen zu gehen. Oder in den Kraftraum. »Warum geht ihr zwei nicht auf einen Waldlauf.« sagte sie zu ihr und dem Mann. Sie nannte ihn André. André und sie. Amy. Sie hätten einander ja jetzt kennengelernt. André wäre neu zu ihnen gestoßen. André habe in seiner Polizeiarbeit wenig mit Befragungen zu tun gehabt. Er sei mehr ein Internetspezialist gewesen, und darin sei er eine sehr vielversprechende Ergänzung des Teams. Es grinsten alle. Heinz ging als Erster aus dem Zimmer. Die anderen drängelten nach. Sie wartete. Ging als Letzte.
Auf dem Gang. Cindy drehte sich um. Die anderen waren voraus. Cindy ging zu ihr gewandt rückwärts. »Klasse.« sagte sie. Es sei klasse gewesen, wie ruhig Amy den Vorschlag gemacht habe, doch einfach Sex zu haben. »Wie habt ihr denn überhaupt zugeschaut.« fragte sie. Cindy kicherte. »Nadelöhrvideokamera. Da kriegt man es hautnah mit. Das ist lustig.« sagte Cindy und ging den Männern nach.
Mai.
»Es kränkt mich, aber ich weiß nicht, wo. Ich weiß gar nicht, wie ich dir das beschreiben soll. Du weißt schon. Die Geschichte mit der Betsimammi. Ich bin so froh, dass ihr auch nichts davon gewusst habt. Jedenfalls nicht genau. Ich könnte es nicht aushalten, mir vorzustellen, ihr habt das gewusst und mir nichts gesagt, um mich zu schonen. Wenn ich nur beginne, mir vorzustellen, wie der Onkel mich anschaut und dabei weiß, dass meine Mami im 13. Bezirk lebt und bei ihren neuen Kindern zu Hause bleibt. Es gibt ihr so viel Macht. Findest du nicht. Aber ich will sie nicht verstehen. Ich verstehe, dass du das sagen musst. Aber ich will sie nicht verstehen. Ich weiß. Ich sollte. Aber die Vorstellung, ich ginge sie besuchen. Ich läute an ihrer Tür und schaue mir meine Halbgeschwister an. Glaubst du nicht, dass sie dann einen Rückfall haben müsste. Ich bin doch die Erinnerung an alles, was sie falsch gemacht hat. Ich erinnere sie an alles, was ihr passiert ist. Ich bin doch das Monster ihrer Vergangenheit. Ich bin das ganze Elend ihrer Jugend, und ich würde es ihr ins Haus bringen. Glaubst du nicht. Manchmal denke ich, dass ich zu feige bin und mich nicht traue. Aber das ist es nicht. Ich bin ja meine eigene Mutter geworden und muss mich vor gar nichts fürchten. Vor gar nichts. Wenn jetzt ein Drache über den Sand hier am Strand hergekrochen käme, ich würde ihn nur fragen, ob er sich nicht verirrt hat. Es wäre halt fair von ihr gewesen, wenn sie mir das erzählt hätte. Oder euch. Sie hätte ja einen Brief schreiben können. Denn eigentlich zwingt sie mich, mir das anschauen zu gehen und sie aus der Ruhe zu reißen. Ich bekomme immer die Rolle der Störerin. Ich kann ja gar nicht anders. Deshalb werde ich sie nicht treffen und sie strafen. Ich werde sie mit dem Geld strafen. Ich muss
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