Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
einfach ihre Drogenprobleme nicht in den Griff. Und ich kann mir etwas besseres vorstellen, als eine drogensüchtige Tochter. I ch verstehe auch die Coltranes nicht. Wie kann man nur auf einen Sohn stolz sein, der sich in solchen Kreisen bewegt. Jedenfalls bin ich ganz froh, dass du ihn nie mit nachhause eingeladen hast .«
Auch das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Melissa hatte sich einfach für ihre Mutter geschämt. Tom war ihre große Jugendliebe gewesen. Ihre Mutter hatte allerdings über ihn gesprochen, als sei er der absolute Feind.
»Mama! Ich habe nicht so viel Zeit. Ich bin verabredet und muss mich noch umziehen .«
»Ist es ein Mann ?«
»Ein Kunde.«
»Also ist er reich .«
»Gibt es noch irgendetwas, das d u mir mitteilen möchtest ?«
»Jetzt sei doch nicht so unhöflich. Aber es gibt tatsächlich noch eine ganz wichtige Angelegenheit, die ich mit dir besprechen muss. Deine Schwester scheint mich ja noch mehr zu hassen als du .«
Melissa widersprach, aber nur halbherzig. »Mama. Wir hassen dich nicht. Du solltest dein Leben nur nicht mit dem Telefonieren mit deinen Töchtern verbringen .«
Doch ihre Mutter hörte gar nicht zu. »Seit zwei Wochen habe ich keine einzige Nachricht von ihr bekommen. Als ob sie komplett vom Erdboden verschwunden sei. So etwas kann man seiner Mutter doch nicht antun .«
»Du weißt doch, welchem Beruf sie nachgeht. Vielleicht ist sie gerade in einer Gegend, in der ihr Handy keinen Empfang hat. Schottland ist nun mal nicht so dicht besiedelt. Und du solltest froh sein, dass sie diese wichtige Forschung machen kann. Es ist heute nicht so einfach, solche Stellen zu ergattern .«
»Ich frage mich, was an Ameisen so wichtig sein soll. Es gibt doch dringlichere Probleme auf der Welt .«
»Du könntest ihr ja einfach mal zuhören, so zur Abwechslung .«
»Wenn sie mal anrufen würde. Ich habe jedenfalls ein ganz schlechtes Gefühl. Vielleicht ist sie ja krank oder verunglückt. Dich hat sie auch nicht angerufen, oder ?«
Das war nun tatsächlich eine Sache, um die sich Melissa ernsthafte Gedanken machte. Normalerweise telefonierte sie mit ihrer Schwester so oft wie möglich und das war meist zweimal in der Woche. Aber auch bei ihr hatte sich Nadine seit vierzehn Tagen nicht gemeldet. Ihr Handy war angeschaltet und musste Empfang haben. Das war mehr als ungewöhnlich. Auch Melissa sorgte sich um sie.
»Nein«, gab sie kleinlaut zu.
»Siehst du? Sie hat sich mit Sicherheit wieder in irgend eine unmögliche Situation gebracht, wie damals in Afrika. Da war sie auch tagelang verschwunden und musste dann gerettet werden .«
»Sie hat sich doch nur den Knöchel gebrochen, als sie in ein Erdloch getreten ist. Und sie ist auch alleine zum Krankenhaus gefahren .«
»Siehst du ?« , triumphierte ihre Mutter. »Sie hätte sterben können .«
»Aber sie ist nicht gestorben .« , entgegnete Melissa, wobei sie sich fragte, warum sie ihrer Mutter überhaupt noch widersprach.
»Sie hätte von Löwen gefressen werden können. Oder von Elefanten zertrampelt .«
»Jetzt wirst du aber albern .«
»Das ist alles schon mal vorgekommen. In Afrika sterben jeden Tag Leute. Da musst du nur mal ins Fernsehen schauen .«
Melissa wollte ihre Mutter nicht darüber aufklären, dass die meisten Menschen in Afrika wohl an Hunger starben. In Bezug auf ihre Töchter hatte sie ständig solche verdrehten Todeswünsche. Es war, als wollte sie, dass ihre Töchter von schlimmen Unglücken heimgesucht würden. Trotzdem merkte die junge Frau, dass ihre Sorgen um ihre Schwester immer massiver wurden. Sie hatte sowieso einige Tage Urlaub geplant. Und Schottland war sicherlich ein angenehmes Reiseziel. Außerdem konnte sie so ihrer Schwester mal bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Melissa würde einfach ihren Urlaub um einige Wochen vorverlegen.
»Lass es uns doch einfach so machen: sobald sich Nadine bei mir gemeldet hat, rufe ich dich an und umgedreht. Und ich werde auf jeden Fall bei ihrer Arbeitsstelle anrufen. Vielleicht wissen die Kollegen etwas von ihr. Ich klingel dann bei dir durch .«
»Aber ruf nicht zu spät zurück. Außerdem wollte ich noch einen Spaziergang machen .«
»Ich werde sowieso erst morgen früh anrufen können. Ich bezweifle, dass noch jemand im Büro ist. Ich melde mich einfach morgen Mittag noch einmal bei dir .«
Es folgten noch einiges an Geplänkel. Ihre Mutter hatte die ›meine Töchter sind so ungerecht zu mir‹-Phase des Telefonats offensichtlich beendet.
Weitere Kostenlose Bücher