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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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16.

20
    Um 11:25 Uhr sitze ich auf einem gepolsterten Stuhl im Grünen Zimmer. Ich trage ein mitternachtsblaues Kostüm von Jasper Conran, hauchdünne Strümpfe und Wildlederschuhe mit hohem Absatz. Dazu professionelles Makeup und frisch geföhnte Haare. Ich muss sagen, ich habe noch nie in meinem Leben so gut ausgesehen. Aber leider kann ich mein makelloses Äußeres gar nicht genießen. Ich kann gar nichts mehr genießen. Ich kann nur noch daran denken, dass ich in fünfzehn Minuten auf einem Sofa sitzen und mit Luke Brandon ein kontroverses Expertengespräch führen soll, das live im Fernsehen übertragen wird.
    Allein beim Gedanken daran könnte ich heulen. Oder lachen. Ich meine, das Ganze ist doch wirklich eher so was wie ein schlechter Witz. Luke Brandon gegen mich. Luke Brandon mit dem IQ eines Genies und seinem fotografischen Gedächtnis. Gegen mich. Der ist mir doch haushoch überlegen. Der macht mich fertig.
    »Liebes, nun essen Sie doch schon ein Schokocroissant«, sagt Elisabeth Plover, die mir gegenüber sitzt und selbst eins verspeist. »Die sind einfach köstlich! Jeder Bissen wie ein goldener Sonnenstrahl in der Provence!«
    »Nein danke«, sage ich. »Ich... habe gar keinen Hunger.«
    Ich verstehe einfach nicht, wie die Frau jetzt essen kann. Ich fürchte, ich muss mich gleich übergeben. Wie halten das bloß die Leute aus, die jeden Tag im Fernsehen sind? Kein Wunder, dass die alle so dünn sind.
    »Und das sind unsere Themen in der nächsten halben Stunde«, erklingt Rorys Stimme aus dem Monitor in der Zimmerecke, und sofort wenden Elisabeth und ich uns dem Bildschirm zu, auf dem ein Strand bei Sonnenuntergang zu sehen ist. »Elisabeth Plover stellt ihr neues, in Südamerika spielendes Buch vor und redet über ihre leidenschaftliche Affäre mit einem der berüchtigtsten Gangster Großbritanniens...«
    »...außerdem beginnen wir heute mit unserer neuen Reihe kompetenter Diskussionsrunden«, spricht Emma weiter. Der Strand verschwindet vom Bildschirm, stattdessen regnen nun Ein-Pfund-Münzen darüber. Mein Magen krampft sich zusammen. »Morning Coffee widmet sich heute einem Skandal in der Finanzwelt, über den zwei führende Finanzexperten live im Studio debattieren werden.«
    Wie bitte? Meint sie etwa mich? Oh, Gott, ich will keine führende Finanzexpertin sein! Ich will nach Hause zu meiner Mum und gemütlich eine Tasse Tee trinken!
    »Aber vorher«, sagt Rory fröhlich, »steckt Scott Robertson noch die Küche in Brand.«
    Die prasselnden Münzen verschwinden, und ein Mann mit Kochmütze schwingt grinsend eine Lötlampe. Ich beobachte ihn eine Weile, dann wende ich den Blick wieder vom Bildschirm ab und verknote verzweifelt die Hände im Schoß. In einer Viertelstunde werde ich auf dem Bildschirm zu sehen sein. Auf dem Sofa sitzen. Und krampfhaft versuchen, irgendetwas halbwegs Schlaues zu sagen...
    Um mich abzulenken, hole ich zum hundertsten Mal das zerknautschte Papier mit meinen jämmerlichen Notizen hervor. Vielleicht wird es doch nicht so schlimm, denke ich auf einmal hoffnungsvoll, während ich immer wieder die gleichen Sätze lese. Vielleicht mache ich mich völlig umsonst verrückt. Womöglich wird das Ganze eher wie eine lockere Plauderei ablaufen. Schlicht und freundlich. Schließlich...
    »Guten Morgen, Rebecca«, tönt es von der Tür. Ich sehe auf- und mir rutscht das Herz in die Hose. Luke Brandon. In makellosem dunklem Anzug. Sein Haar glänzt, sein Teint strahlt gesund. Keine Spur von Freundlichkeit. Seine Gesichtszüge sind hart, sein Blick ist kalt und geschäftsmäßig.
    Wir sehen uns eine Weile an, ohne etwas zu sagen. Mein Herzschlag dröhnt mir in den Ohren, und mein Gesicht brennt wie Feuer unter dem Makeup. Dann mobilisiere ich sämtliche in mir verbliebenen Kräfte und sage ganz ruhig:
    »Hallo, Luke.«
    Es herrscht ehrfürchtiges Schweigen, als er den Raum betritt. Selbst Elisabeth Plover scheint von ihm fasziniert zu sein.
    »Ich kenne Ihr Gesicht«, sagt sie und beugt sich nach vorne. »Ganz bestimmt. Sie sind Schauspieler, stimmt’s? Shakespeare natürlich. Ich glaube, ich habe Sie vor drei Jahren im Lear gesehen.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnet Luke knapp.
    »Richtig!«, sagt Elisabeth und schlägt auf den Tisch. »Es war Hamlet. Ich kann mich ganz genau erinnern. Die Verzweiflung, der Schmerz, die Schuld, das tragische Ende...« Ergriffen schüttelt sie

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