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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Waagen«, lese ich von meiner Liste ab. »Oder Drahtseilen oder Einrädern...«
    »Bilder, die mit Gleichgewicht zu tun haben«, stellt Paul fest. »Kein Problem. Kaffee?«
    »Danke, gerne«, strahle ich ihn an und mache es mir dann auf meinem Stuhl bequem. Verstehen Sie jetzt, was ich meine? Es ist so nett hier. Und ich werde auch noch dafür bezahlt, dass ich hier auf diesem Stuhl sitze und nichts tue.
    Kurz darauf führt Paul Elly herein. Überrascht sehe ich sie an. Sie ist richtig schick heute, trägt ein auberginefarbenes Kostüm und hohe Absätze.
    »Also Schwimmer, Boote und Bilder von Europa?«, wiederholt Paul offenbar ihre Anweisung.
    »Richtig«, bestätigt Elly und lässt sich auf den Stuhl neben mir sinken.
    »Lass mich raten«, sage ich. »Irgendwas mit floatenden Währungen?«
    »Sehr gut«, lobt Elly mich. »Der genaue Titel lautet: Geht der Euro baden?« Sie rezitiert das so dramatisch, dass Paul und ich anfangen zu kichern. Als Paul verschwunden ist, mustere ich sie von oben bis unten.
    »Wie kommt’s, dass du so schick bist heute?«
    »Ich bin immer schick«, pariert sie. »Das weißt du doch.« Paul schiebt bereits wagenweise Bildmaterial auf uns zu. Sie wirft einen flüchtigen Blick darauf und fragt: »Sind das deine oder meine?«
    Sie weicht mir aus. Was ist hier los?
    »Hast du ein Bewerbungsgespräch?«, frage ich blitzgescheit. Sie sieht mich an, wird rot und zieht ein Dia heraus.
    »Zirkusbilder«, sagt sie. »Jongleure. Ist das für dich?«
    »Elly! Hast du ein Bewerbungsgespräch? Nun sag schon!«
    Schweigen. Elly starrt auf das Dia, dann sieht sie auf.
    »Ja«, sagt sie und beißt sich auf die Lippe. »Aber -«
    »Das ist doch super!«, rufe ich so laut, dass zwei aalglatte Mädels in der anderen Ecke sich zu uns umdrehen. »Wo denn?«, frage ich etwas leiser. »Doch nicht bei Cosmo, oder?«
    Wir werden von Paul unterbrochen, der einen Kaffee vor Elly abstellt.
    »Schwimmer kommen gleich«, sagt er, grinst und geht wieder.
    »Wo denn nun?«, bohre ich weiter. Elly verschickt so viele Bewerbungen, dass ich überhaupt nicht mehr mitkomme.
    »Bei Wetherby’s«, sagt sie schließlich und wird nun dunkelrot.
    »Wetherby’s Investments?« Sie deutet ein Nicken an, und ich runzele verwirrt die Stirn. Warum bewirbt sie sich denn bei Wetherby’s Investments? »Haben die eine interne Firmenzeitung oder so was?«
    »Ich habe mich nicht als Journalistin beworben«, sagt sie leise. »Sondern als Fondsmanagerin.«
    »Was}«, entfährt es mir entsetzt.
    Ich weiß, Freunde sollten einander stets unterstützen, wenn es um derart wichtige Entscheidungen geht - aber ich bitte Sie: als Fondsmanagerin???
    »Wahrscheinlich kriege ich den Job sowieso nicht«, sagt sie und weicht meinem Blick aus. »Keine Aufregung.«
    »Aber...«
    Ich bin sprachlos. Wie kann Elly auch nur auf den Gedanken kommen, Fondsmanagerin zu werden? Fondsmanager sind doch keine Menschen. Das sind die Gestalten, über die wir uns auf Pressereisen kaputt lachen.
    »Ist nur so’ne Idee von mir«, verteidigt sie sich. »Vielleicht will ich Carol bloß zeigen, dass ich auch noch etwas anderes kann. Verstehst du?«
    »Das heißt, das Ganze ist mehr so etwas wie... ein Verhandlungsargument?«, forsche ich nach.
    »Ja«, sagt sie und zuckt kaum merklich mit den Schultern. »Genau. Ein Verhandlungsargument.«
    Aber so richtig überzeugend vertritt sie das nicht, und außerdem ist sie den Rest des Nachmittags lange nicht so redselig wie sonst. Was ist denn bloß los mit ihr? Darüber grübele ich noch immer nach, als ich von Image Store nach Hause gehe: Die High Street in Kensington hinunter, über die Straße - und prompt stehe ich vor Marks and Spencer.
    Rechts die U-Bahn-Haltestelle. Links die Geschäfte.
    Ich muss die Geschäfte ignorieren. Ich muss mich in Bescheidenheit üben, sofort und direkt nach Hause gehen und meine Ausgabentabelle ausfüllen. Wenn ich Unterhaltung brauche, kann ich kostenlos fernsehen oder mir eine preiswerte, nahrhafte Suppe kochen.
    Aber heute Abend gibt es nichts Interessantes im Fernsehen. Und auf Suppe habe ich keine rechte Lust. Ich habe vielmehr das Gefühl, dass ich ein bisschen Aufmunterung gebrauchen kann. Und abgesehen davon wollte ich ja erst morgen richtig anfangen, oder? Heute ist also sozusagen der letzte Tag vor der Fastenzeit. Heute muss ich noch mal alles genießen, bevor es mit der Enthaltsamkeit losgeht.
    Ich bin mit einem Mal ganz aufgeregt und eile auf das Barkers Centre zu. Nein, ich werde

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