Die-Schnaeppchenjaegerin
Freude, der Ihnen besonders am Herzen liegt. -Vergessen Sie nicht: Sie allein haben es in der Hand, wie viel sie verdienen!«
Ich bin ganz ergriffen. Warum habe ich das denn nicht schon viel früher gemacht? Das ist doch ein genialer Plan: Ich werde zwei Wochen lang arbeiten wie ein Ochse, und dann begleiche ich meine Schulden, fahre in Urlaub und kaufe mir ganz viele neue Klamotten.
Ich reiße an der Verpackung herum, bis ein Haufen Stoffstreifen auf den Boden fällt. Einige sind uni, andere mit Blümchen bedruckt. Ziemlich hässlich, wenn Sie mich fragen - aber egal. Ich soll schließlich nur diese Rahmen zusammenbasteln und kriege hinterher das Geld dafür. Ich nehme die Anleitung zur Hand, unter der ein Stapel Pappen zum Vorschein kommt. Und es ist wirklich kinderleicht. Man muss nur die Polsterwatte auf die Papprahmen kleben, den Stoff darüber ziehen und auf der Rückseite eine Borte aufkleben, damit man die Verbindungsstelle nicht sieht. Das ist alles. Einfacher geht es nicht - und man bekommt zwei Pfund pro Rahmen! In dem Paket ist das Material für hundertfünfzig Rahmen - wenn ich also eine Woche lang jeden Abend dreißig Rahmen fertig mache, habe ich im Handumdrehen dreihundert Pfund ganz nebenbei in meiner Freizeit verdient!
Ja, dann mal los. Rahmen, Polsterwatte, Kleber, Stoff, Borte.
Oh, Gott. Oh, Gott. Wer hat denn diese blöden Teile entworfen? Die Stoffstreifen sind doch viel zu klein, als dass sie über die Polsterung und den Rahmen passen würden! Es sei denn, man zieht kräftig daran - aber der Stoff ist ja so dünn, dass er dann gleich reißt. Ich habe bereits Kleber auf dem Teppich verteilt und zwei von den Papprahmen bei dem Versuch, sie mit Stoff zu bespannen, zerknickt. Der einzige fertige Rahmen ist potthässlich geworden - und jetzt sitze ich schon wie lange daran?
Ich gähne, gucke auf die Uhr und bin entsetzt. Es ist 23:30 Uhr - mit anderen Worten, ich arbeite schon seit drei Stunden. Und in diesen drei Stunden habe ich einen einzigen windschiefen Rahmen produziert, den Fine Frames bestimmt gar nicht haben will, und zwei weitere ruiniert. Ich kann die Dinger nicht mehr sehen. Wozu wollen die Leute überhaupt so bescheuerte, gepolsterte Bilderrahmen haben?
Da geht die Wohnungstür auf, und Suze kommt nach Hause.
»Hü«, sagt sie, als sie das Wohnzimmer betritt. »Hast du einen schönen Abend gehabt?«
»Eigentlich nicht«, hebe ich verstimmt an, »ich habe nämlich mit diesen Rahmen angefangen und -«
»Mach dir nichts draus, denn -«, sagt sie theatralisch. »Weißt du was? Du hast einen heimlichen Verehrer!«
»Wie bitte?«, sage ich überrascht.
»Es gibt da jemanden, der dich sehr gerne hat«, sagt sie, als sie den Mantel auszieht. »Habe ich heute Abend gehört. Und nun rate mal, wer!«
Luke Brandon, schießt es mir durch den Kopf, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen kann. Ach, das ist doch lächerlich. Und wie sollte Suze das wohl herausgefunden haben? Blöder Gedanke. Sehr blöd. Unmöglich.
Sie könnte ihn vor dem Kino getroffen haben, sagt mir eine innere Stimme. Sie kennt ihn ja schließlich, oder nicht? Und da hätte er sagen können...
»Mein Cousin!«, platzt sie begeistert heraus. »Tarquin. Ist ganz vernarrt in dich.«
Ach, du meine Güte!
»Er ist heimlich verliebt in dich«, plappert sie fröhlich weiter. »Und zwar schon seit er dich zum ersten Mal gesehen hat!«
»Na ja, 50 heimlich nun auch wieder nicht...« Ich kann mir den Sarkasmus nicht verkneifen, halte dann aber doch den Mund, als Suze mich ganz überrascht ansieht. Ich möchte nicht ihre Gefühle verletzen.
»Du weißt es also schon?«, fragt sie.
»Na ja«, sage ich und zucke mit den Schultern. Was soll ich denn jetzt sagen? Ich kann ihr doch nicht sagen, dass ich von ihrem geliebten Cousin Ausschlag kriege! Also fummele ich stattdessen an dem Stoff des vor mir liegenden Bilderrahmens herum. Suze lächelt selig.
»Er ist wirklich begeistert von dir!«, sagt sie. »Ich habe ihm gesagt, er soll dich einfach anrufen und zum Abendessen einladen. Du würdest doch nicht Nein sagen, oder?«
»Natürlich nicht«, sage ich lahm.
»Wäre das nicht toll?«, begeistert Suze sich. »Wenn ihr beiden heiraten würdet, könnte ich deine Brautjungfer sein!«
»Ja«, sage ich und zwinge mich, zu lächeln. »Klasse.«
Ich weiß, was ich mache: Ich verabrede mich mit ihm, aus purer Höflichkeit, und dann sage ich im letzten Moment ab. Bestimmt muss er dann wieder nach Schottland oder sonst wohin und wir
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