Die-Schnaeppchenjaegerin
hingehen und einen Scheck über eintausend Pfund mitnehmen.
Perfekt. Hineintänzeln, den Scheck überreichen, sagen »War sonst noch etwas?« und wieder hinaustänzeln. Perfekt.
Aber wie komme ich vor Montagvormittag an eintausend Pfund? Wie?
Fünftens: Weglaufen.
Das wäre natürlich ausgesprochen kindisch und unreif. Indiskutabel. Und wo sollte ich auch hin? Vielleicht ins Ausland. Las Vegas. Au ja, und da würde ich dann ein Vermögen gewinnen in den Casinos. Eine Million Pfund oder so. Vielleicht sogar mehr. Und dann, ja, dann würde ich Derek Smeath ein Fax schicken und ihm mitteilen, dass ich mein Konto bei seiner Bank schließe, weil er mir zu wenig Vertrauen entgegengebracht hat.
Au ja! Das wäre doch total verschärft! »Sehr geehrter Mr. Smeath, ich war nicht gerade angenehm überrascht, als Sie kürzlich mit einer ungehörigen Portion Sarkasmus implizierten, ich würde nicht über die entsprechenden Mittel verfügen, um mein Konto auszugleichen. Dieser Scheck über £ 1,2 Millionen dürfte wohl Beweis genug sein, dass ich sehr wohl über die entsprechenden Mittel verfüge - und eben diese werde ich in Kürze einem anderen Bankhaus meines Vertrauens überantworten, wo man mir sicher mehr Respekt entgegenbringen wird. P. S.: Ihre Vorgesetzten erhalten eine Kopie dieses Schreibens.«
Ich bin so begeistert von dieser Idee, dass ich noch eine ganze Weile darin schwelge und den Brief immer wieder umformuliere. »Sehr geehrter Mr. Smeath, wie ich Ihnen bei unserer letzten Begegnung möglichst diskret mitzuteilen versuchte, bin ich eigentlich Millionärin. Wenn Sie mir nur ein wenig vertraut hätten, hätten die Dinge sich vielleicht anders entwickelt.«
Mann, das würde ihn fertig machen, was? Das wird ihm eine Lehre sein. Er wird mich anrufen und sich bei mir entschuldigen. Er wird vor mir kriechen und winseln, dass er mich nicht hatte beleidigen wollen. Aber dann ist es zu spät. Viel zu spät. Ha! Hahahahaha...
Mist. Da hätte ich aussteigen müssen.
Als ich endlich zu Hause ankomme, sitzt Suze inmitten von Hochglanzmagazinen auf dem Fußboden.
»HU«, begrüßt sie mich fröhlich. »Jetzt rate mal! Ich komme in die Vogue-U
»Wie bitte?«, sage ich völlig ungläubig. »Bist du auf der Straße entdeckt worden, oder was?« Dann fällt mir auf, dass ich nicht ganz so überrascht klingen sollte. Suze hat schließlich eine super Figur. Sie könnte ohne weiteres als Model arbeiten. Aber trotzdem... Vogiiel »Ich doch nicht, du Dummerchen!«, sagt sie. »Meine Rahmen.«
»Deine Rahmen kommen in die Vogue}« Jetzt falle ich wirklich fast vom Glauben ab.
»In der Juni-Ausgabe! Da bringen sie einen Artikel mit dem Titel >Designideen, mit denen Wohnen wieder Spaß macht<. Cool, was? Das einzige Problem ist, dass ich bisher nur zwei Rahmen gemacht habe und ein paar mehr auf Lager haben sollte, für den Fall, dass jemand welche kaufen will.«
»Klar«, sage ich und versuche, meinen schwirrenden Kopf wieder zur Ruhe zu bringen. »Aber - wie kommt es, dass die Vogue einen Artikel zu dem Thema bringt? Haben die... irgendwie von dir gehört?«
Wie sollen die denn von ihr gehört haben?, frage ich mich. Ich meine, sie hat diese Rahmen doch erst vor vier-Tagen gebastelt!
»Nein, du Dummerchen!«, sagt sie und lacht. »Ich habe Lally angerufen. Kennst du Lally eigentlich?« Ich schüttele den Kopf. »Na ja, das ist die neue Ressortchefin für Mode bei der Vogue, und die hat mit Perdy geredet, der Ressortchefin für >Wohnen<, und Perdy hat mich dann angerufen -und als ich ihr meine Rahmen beschrieben habe, war sie völlig begeistert.«
»Wow«, sage ich. »Nicht schlecht.«
»Sie hat mir auch gleich gesagt, was ich in dem Interview sagen soll«, klärt Suze mich weiter auf und räuspert sich sehr professionell. »Ich möchte, dass die Menschen ihre Wohnräume genießen, nicht bewundern. Ein Teil von uns bleibt doch schließlich immer Kind. Das Leben ist einfach zu kurz für den Minimalismus.«
»Ah, ja«, sage ich. »Toll.«
»Nein, warte, da war noch etwas.« Suze runzelt die Stirn. »Ach, ja, bei meinen Entwürfen lasse ich mich vom phantasievollen Geist Gaudis inspirieren. So, und jetzt rufe ich Charlie an«, sagt sie glücklich. »Der kann bestimmt auch in der Tatler was darüber schreiben.«
»Toll«, sage ich noch einmal.
Und es ist wirklich toll.
Ich freue mich für Suze. Natürlich freue ich mich für sie.
Aber irgendetwas in mir drängt mir den Gedanken auf: Warum fällt ihr immer alles mehr oder
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