Die-Schnaeppchenjaegerin
murmele ich. »Gut, danke.« Blöde Kuh.
»Sehr schön«, sagt Derek Smeath. »Dann sagen wir doch Montagmorgen um neun Uhr dreißig, ja?« Er sieht zu Philip. »Sie haben doch nichts dagegen, dass Rebecca am Montagmorgen kurz an einem Meeting bei uns teilnimmt, oder?«
»Natürlich nicht!«, sagt Philip.
»Und wenn sie nicht kommt«, sagt Derek Smeath, »dann wissen wir ja, wo wir sie finden können!« Er sieht mich so durchdringend an, dass sich mir vor Angst der Magen zusammenzieht.
»Rebecca wird schon kommen«, sagt Philip. »Und wenn nicht, dann kriegt sie Ärger!« Er grinst mich schelmisch an, hebt sein Glas und geht weg. Oh, Gott, denke ich völlig panisch. Jetzt lass mich doch nicht hier mit denen allein!
»Na, dann - Ich freue mich schon auf unser Gespräch«, sagt Derek Smeath. Er schweigt kurz und bedenkt mich mit einem bohrenden Blick. »Und wenn ich mich recht entsinne, hatten Sie mir bei unserem letzten Telefonat versichert, dass Sie in Kürze zu Geld kommen würden.«
Mist. Ich hatte gehofft, dass er das vergessen hat.
»Richtig«, sage ich kurz darauf. »Stimmt genau. Von meiner Tante. Sie haben ja ein gutes Gedächtnis! Meine Tante hat mir nämlich etwas Geld hinterlassen«, erkläre ich Erica Parnell.
Erica Parnell sieht nicht so aus, als wenn sie das beeindrucken würde.
»Gut«, sagt Derek Smeath. »Dann sehen wir uns also am Montag.«
»Schön«, sage ich und lächele ihn selbstbewusst an. »Ich freue mich schon!«
OCTAGON
Flair... Stil... Vision
Finanzabteilung 8. Stock • Tower House
London Road Winchester SO 44 3 DR
Ms. Rebecca Blomwood
Rat 2
4 Burney Rd.
London SW6 8FD 20. März 2000
Octagon-Kundenkarte Nr. 7854 4567 Letzte Mahnung
Sehr geehrte Ms. Blomwood,
trotz unseres Schreibens vom 3. März ist das Konto Ihrer Octagon-Kundenkarte nach wie vor mit einem Soll von £245,57 belastet. Sollte Ihr Konto nicht innerhalb der nächsten sieben Tage ausgeglichen werden, sehen wir uns gezwungen, Ihre Karte zu sperren und weitere Maßnahmen einzuleiten.
Es freut uns, zu hören, dass Sie den Weg zu Gott gefunden haben und Jesus Christus als Ihren Retter annehmen. Leider steht dies aber in keinerlei Zusammenhang mit der vorliegenden Angelegenheit.
Wir erwarten den nunmehr unverzüglichen Eingang Ihrer Zahlung.
Mit freundlichen Grüßen
Octagon
Grant Ellesmore Debitorenbuchhaltung
13
Oh, Gott. Katastrophe. Ich meine - ich bin doch nicht einfach nur paranoid, oder? Ich stecke doch wirklich mitten in einer Katastrophe.
In der U-Bahn auf dem Weg nach Hause betrachte ich mein Spiegelbild im Fenster: ich sehe ganz ruhig und entspannt aus. Aber in mir drin ist alles in totalem Aufruhr. Meine Gedanken laufen Amok wie eine eingesperrte, aggressive Spinne: mit wild rudernden Beinen immer wieder im Kreis, ohne Ausweg... Okay. Gut. Stopp jetzt. Stopp! Beruhige dich und geh lieber die verschiedenen Möglichkeiten noch einmal durch.
Erstens: Zu dem Termin hingehen und die Wahrheit sagen.
Kann ich nicht. Das kann ich einfach nicht. Ich kann nicht am Montagvormittag da hingehen und zugeben, dass es die tausend Pfund von meiner Tante gar nicht gibt und nie geben wird. Was würden die denn dann mit mir machen? Dann würden sie doch erst richtig ungemütlich werden, oder? Dann werden sie mich nicht mehr gehen lassen, bis sie minutiös alle meine Ausgaben mit mir durchgegangen sind und... Oh, Gott, schon beim Gedanken daran wird mir schlecht. Das kann ich nicht. Ich kann nicht da hingehen. Schluss, aus, Punkt.
Zweitens: Zu dem Termin hingehen und lügen.
Ohne mit der Wimper zu zucken erzählen, dass die tausend Pfund unterwegs sind und dass in Kürze noch mehr Geld zu erwarten ist. Hmmmm. Das wäre natürlich möglich. Das Problem ist nur - ich glaube nicht, dass sie mir glauben würden. Sie werden also trotzdem ungemütlich werden und mich nicht gehen lassen, bis sie mir eine Standpauke gehalten haben. Nein. Nein, unmöglich.
Drittens: Nicht zu dem Termin hingehen.
In dem Fall würde Derek Smeath allerdings Philip anrufen, und die beiden würden unter Umständen richtig ins Plaudern geraten und alles würde herauskommen. Dann würde Derek Smeath dahinter kommen, dass ich mir nie mein Bein gebrochen hatte. Und dass ich auch nicht an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt bin oder war. Ich würde mein Büro nie wieder betreten können. Ich wäre arbeitslos. Mein Leben wäre im zarten Alter von fünfundzwanzig Jahren gelaufen. Aber vielleicht wäre es das ja wert.
Viertens: Zu dem Termin
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