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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Haufen, und die andere Verkäuferin schiebt ihn mit versteinerter Miene über den Tresen aus dem Weg.
    »Die Nächste, bitte.«
    Die Frau hinter mir tritt einen Schritt nach vorne und weicht peinlich berührt meinem Blick aus. Ich drehe mich um. Das ist die größte Demütigung meines Lebens. Mir ist, als würden sämtliche Kunden und alle Verkäuferinnen in der Abteilung mich anglotzen, tuscheln und sich anstupsen. Haben Sie das gesehen? Haben Sie gesehen, was da gerade passiert ist?
    Mit schlotternden Beinen wanke ich davon, ohne nach links und rechts zu schauen. Das hier ist ein Albtraum. Ich muss hier raus, so schnell wie möglich. Ich muss raus aus diesem Laden, raus auf die Straße, und dann gehe ich...
    Tja, wohin? Nach Hause wohl.
    Aber ich kann nicht nach Hause gehen und mir von Suze anhören, wie süß Tarquin doch ist. Oder gar riskieren, ihn dort persönlich anzutreffen. Oh, Gott. Allein der Gedanke daran lässt mir übel werden.
    Was soll ich denn jetzt tun? Wohin kann ich gehen?
    Am ganzen Körper bebend, schlendere ich über den Bürgersteig und wende den Blick von den Schaufenstern ab. Was soll ich tun? Wo soll ich hin? In mir ist eine große Leere, und ich bin ganz benommen vor Panik.
    An der nächsten Ecke bleibe ich an einer roten Ampel stehen und blicke desinteressiert in ein mit Kaschmirpullovern dekoriertes Schaufenster zu meiner Linken. Der Anblick eines scharlachroten Golfpullovers von Pringle treibt mir völlig unvermittelt Tränen in die Augen. Ich weiß, wo ich hingehen kann. Wo ich immer hingehen kann. Nach Hause zu Mum und Dad.

16
    Man kann nun wirklich nicht sagen, dass meine Eltern einen entsetzten oder auch nur überraschten Eindruck machen, als ich noch am selben Nachmittag ohne Vorwarnung bei ihnen aufkreuze und verkünde, dass ich ein paar Tage bleiben möchte.
    Sie sind vielmehr so unüberrascht, dass ich mich frage, ob sie vielleicht, seit ich nach London gezogen bin, ständig mit dieser Eventualität gerechnet haben. Haben sie etwa Woche für Woche darauf gewartet, dass ich ohne Gepäck und mit verheulten Augen vor ihrer Haustür stehe? Sie nehmen meine Ankunft jedenfalls mit der Ruhe eines Teams in der Unfallstation eines Krankenhauses auf, das mit einem Notfall konfrontiert wird, den es erst in der letzten Woche geprobt hat.
    Allerdings würde ein solches Notfallteam wohl kaum stundenlang darüber debattieren, wie der Patient am besten wiederzubeleben sei, oder? Ich verspüre nach einer Weile jedenfalls das Bedürfnis, hinauszugehen, die beiden zu einem Entschluss kommen zu lassen und dann noch einmal zu klingeln.
    »Du gehst jetzt erst mal nach oben und legst dich in die Wanne«, sagt Mum, kaum dass ich meine Handtasche abgestellt habe. »Du bist doch bestimmt vollkommen erschöpft!«
    »Sie muss überhaupt nicht in die Wanne, wenn sie nicht will!«, hält Dad dagegen. »Vielleicht möchte sie viel lieber etwas trinken? Möchtest du einen Drink, Liebling?«
    »Na, ob das so schlau ist?« Mum wirft ihm einen bedeutungsschwangeren »Und was, wenn sie Alkoholikerin ist?«Blick zu, den ich nicht mitbekommen soll.
    »Ich möchte keinen Drink, danke«, sage ich. »Aber eine Tasse Tee wäre wirklich toll.«
    »Selbstverständlich!«, ruft Mum. »Graham, setz du doch bitte eben Wasser auf, ja?« Sie bedenkt ihn mit einem weiteren bedeutungsvollen Blick. Sobald Dad in der Küche verschwunden ist, kommt sie näher und sagt ganz leise:
    »Geht es dir gut, Liebling? Stimmt irgendetwas nicht?«
    Oh, Gott, es gibt nichts Schlimmeres als die mitfühlende Stimme einer Mutter, wenn man völlig deprimiert ist. Das fordert einen Heulkrampf förmlich heraus.
    »Na ja«, sage ich mit etwas unsicherer Stimme. »Mir ging’s schon mal besser. Ich... ich stecke bloß gerade in einer etwas ... schwierigen Situation. Aber das wird schon wieder in Ordnung kommen.« Ich zucke kaum merklich mit den Schultern und sehe weg.
    »Weißt du...«Jetzt spricht sie noch leiser als vorher. »Dein Vater ist gar nicht so altmodisch, wie du vielleicht denkst. Und ich weiß ganz genau, dass, wenn es sich darum drehen würde, dass wir auf ein... auf ein Kleines aufpassen, damit du weiter arbeiten kannst...«
    Wie bitte?
    »Keine Sorge, Mum!«, lasse ich sie abblitzen. »Ich bin nicht schwanger!«
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, sagt sie und errötet ein wenig. »Ich wollte dir nur unsere Unterstützung anbieten.«
    Ich fasse es nicht, was ist denn mit meinen Eltern los? Ich glaube, die gucken sich zu viele

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