Die-Schnaeppchenjaegerin
Accessoires, Möbeln, Geschenken, Cafes, Saftbars und einem Blumenladen, der in einem den Wunsch weckt, sein gesamtes Zuhause mit Blumen voll zu stopfen.
Ich habe mein Portemonnaie dabei.
Nur eine winzige Kleinigkeit, um mich ein bisschen aufzuheitern. Ein T-Shirt oder so. Oder auch nur ein Schaumbad. Ich muss mir jetzt etwas kaufen. Ich gebe auch nicht viel aus. Ich gehe nur eben rein und...
Da schiebe ich mich schon durch die offenen Türen. Oh, Gott, was für ein erhebendes Gefühl. Die Wärme hier, das Licht. Hier gehöre ich hin. Das hier ist mein natürlicher Lebensraum.
Aber leider bin ich nicht ganz so glücklich, wie ich sein sollte, als ich die T-Shirt-Abteilung ansteuere. Ich sehe mir das eine oder andere Teil an und versuche, dieses aufgeregte, prickelnde Gefühl zu evozieren, das ich normalerweise empfinde, wenn ich mir eine Kleinigkeit gönne - aber heute fühle ich mich irgendwie leer. Dennoch entscheide ich mich schließlich für ein kurzes Top mit einem silbernen Stern in der Mitte, lege es mir über den Arm und rede mir ein, dass es mir schon ein bisschen besser geht. Dann entdecke ich einen Ständer mit Morgenmänteln. Wenn ich es mir recht überlege, könnte ich wirklich einen neuen Morgenmantel gebrauchen.
Während ich das wunderbare weiße Material eines Exemplars befühle, höre ich ganz hinten in meinem Kopf wie aus einem ganz leise gedrehten Radio ein Stimmchen warnen: Tu ‘s nicht. Du hast Schulden. Du hast Schulden.
Na ja, das mag schon sein.
Aber mal im Ernst: Was macht das jetzt noch für einen Unterschied? Jetzt ist es doch sowieso zu spät. Ich habe ohnehin Schulden - wie viele, ist doch jetzt auch egal. Wild entschlossen reiße ich den Morgenmantel von dem Ständer und lege mir auch den über den Arm. Dann nehme ich auch noch die dazu passenden weißen Hausschuhe an mich. Das eine ohne das andere zu kaufen wäre ja völliger Blödsinn.
Die Kasse befindet sich links von mir, aber ich ignoriere sie. Ich bin noch nicht fertig. Ich steuere die Aufzüge an und fahre hoch in die Innenausstattungsabteilung. Zeit für neue Bettwäsche. Weiß, damit sie zu meinem neuen Morgenmantel passt. Und zwei Nackenrollen und einen Bettüberwurf.
Jedes Mal, wenn ich meinen Haufen erweitere, empfinde ich eine Woge der Zufriedenheit, mir ist, als würde ein kleines Feuerwerk in mir gezündet. Und einen Moment lang ist auch alles in Ordnung. Aber dann verschwinden die Funken und die Lichter, und was zurück bleibt, ist kalte, schwarze Dunkelheit. Also sehe ich mich fieberhaft nach etwas anderem um. Eine riesige Duftkerze. Ein Doppelpack Jo-Malone-Duschgel und Bodylotion. Eine Tüte handverlesenes Potpourri. Jeder Artikel beschert mir diese angenehme Woge - und gleich darauf Dunkelheit. Die Wogen sind von Mal zu Mal weniger nachhaltig, sie werden immer kürzer. Warum verlässt mich das Gefühl der Zufriedenheit so schnell? Warum bin ich nicht glücklich?
»Kann ich Ihnen helfen?«, unterbricht eine Stimme meine Gedanken. Eine junge Verkäuferin in Octagon-Uniform -weiße Bluse, Leinenhose - steht neben mir und betrachtet den bunten Haufen auf dem Boden. »Soll ich Ihnen beim Tragen helfen, während Sie sich weiter umsehen?«
»Oh«, sage ich überrascht und werfe einen Blick auf die Sachen, die ich zusammengetragen habe. Ist inzwischen eine ganze Menge. »Nein. Nein danke. Ich glaube, ich... Ich glaube, ich bezahle dann jetzt.«
Mit vereinten Kräften schaffen wir es irgendwie, sämtliche Teile über das Buchenparkett zu der eleganten, granitenen Zentralkasse zu schleppen, wo die Verkäuferin ein Teil nach dem anderen durchgeht. Die Nackenrollen waren runtergesetzt - war mir gar nicht aufgefallen -, und während sie versucht, den genauen Preis zu ermitteln, bildet sich hinter mir langsam eine Schlange.
»Das wären dann 370,56 £«, verkündet sie schließlich und lächelt mich an. »Wie möchten Sie bezahlen?«
»Ahm... Switch Card«, sage ich und hole mein Portemonnaie heraus. Während sie mit der Karte befasst ist, lasse ich den Blick über die vielen Tüten wandern und frage mich, wie ich den ganzen Kram nach Hause kriegen soll.
Sofort muss ich meine Gedanken wieder zurückpfeifen. Ich will nicht an zu Hause denken. Ich will nicht an Suze, Tarquin und gestern Abend denken. Oder an sonst irgendetwas.
»Tut mir Leid«, bedauert die Verkäuferin, »aber mit Ihrer Karte stimmt etwas nicht. Das Gerät nimmt sie nicht an.« Sie gibt sie mir zurück. »Haben Sie vielleicht eine andere?«
»Oh«,
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