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Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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Sekunden diese wunderbare Leere der Sinneseindrücke, bevor Snijders das Schweigen brach. Er räusperte sich und setzte zu etwas an, was ganz nach einer längeren Vorrede aussah: »Gestern habe ich Asahara mit einigen amerikanischen Wissenschaftlern reden hören. Sie sprachen ganz allgemein über andere Leute, über ihre Forschungsprojekte und so weiter. Irgendwann fiel der Name Watanabe.«
    Pause, ein Schluck kalter Cappuccino, der Massimo schon allein vom Zusehen einen Schauer über den Rücken jagte.
    »Masayoshi Watanabe ist ein Professor aus Kobe. Ein Theoretiker wie ich und wie Asahara. Er ist ein sehr bekannter Wissenschaftler, publiziert viel und macht Sachen, die, sagen wir mal, sehr speziell sind. Er hat einen Cluster aus ein paar Tausend Prozessoren zur Verfügung, den er praktisch allein oder mit seinen Studenten benutzt. Hauptsächlich macht er parallele Simulationen in großem Stil über das mechanische Verhalten von Polymeren und biologischen Materialien.«
    Wir haben nicht die Bohne verstanden, sagten die Gesichter der Alten im Chor. Snijders bemerkte es und senkte das Niveau seines Diskurses etwas. »Also, er macht eine ziemlich anspruchsvolle Forschung, bei der er ausgiebig den Computer benutzt und die sehr teuer ist. Ich kenne ihn vom Sehen, wie Asahara, aber ich habe nur selten Gelegenheit gehabt, mit ihm zu sprechen. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass viele in Japan ihn nicht mögen. Und ganz besonders Asahara, der ein Theoretiker alter Schule ist, hat die Art und Weise, wie Watanabe seine Forschung betreibt, noch nie gefallen. Tatsache ist, dass Watanabe einen großen Anteil der Mittel, die die japanische Regierung für die Forschung zur Verfügung stellt, auf sich und sein Zentrum zieht. Und was an ihn geht, geht nicht an andere.«
    »Ich habe verstanden«, sagte Tiziana irrtümlicherweise. »Aber sie haben doch nicht ihn ermordet.«
    »Nein, darum geht es auch nicht. Worum es geht, ist, dass die japanische Regierung die Verteilung der Mittel davon abhängig macht, was die anderen Professoren sagen, normalerweise die wichtigsten des Landes. Und Asahara gehört zu diesem ... wie sagt man ... counsel ?«
    »Rat?«, riet Del Tacca.
    »Rat, genau«, nickte Snijders. »Rat, Rat. Also, nun, was ich gehört habe. Ich habe Asahara sagen gehört, dass er in seinem Computer etwas hätte, was Watanabe zerstören würde.«
    Ah, dachte Massimo. Prima, der Mörder ist gefunden, riefen die Gesichter der Alten.
    »Und jetzt versteht ihr, warum ich so schnell wie möglich mit der Polizei sprechen muss, nach dem, was ihr mir erzählt habt.«
    »Ja, klar«, sagte Del Tacca. »Aber vorher rufen Sie besser zu Hause an. Der, der da das Sagen hat, ist imstande, Sie einzusperren, weil Sie die Klamotten da aus der Altkleidersammlung gestohlen haben.«
    »Bitte?«
    »Nein, nein, bitten nützt da gar nichts«, meinte Ampelio.
    »Großvater, bitte halt den Mund«, mischte Massimo sich ein. »Entschuldigen Sie, Professor, aber es gibt da noch etwas, was ich nicht verstehe. Was hat Asahara genau gesagt? Hat er wirklich von Zerstören gesprochen?«
    »Ja, wirklich, genau so hat er es gesagt«, und hier verstellte Snijders seine Stimme zu einer perfekten Imitation eines Englisch sprechenden Japaners. »›In mai reptop ai ev somtiingu ret uir destroi purofessor Uatanabe.‹ In meinem Laptop habe ich etwas, das Professor Watanabe zerstören wird. Und er hat noch gelacht dabei. Ich hatte es für einen Scherz gehalten. Aber, indeed ...«
    »Und was könnte das Ihrer Meinung nach sein?«, fragte Aldo in einem Ton, als wollte er sagen: Na komm, wir sind schließlich nicht auf den Kopf gefallen und glauben einfach alles, was diese Vogelscheuche da erzählt.
    »Ich habe einen Verdacht«, antwortete Snijders, ohne die Zweifel des alten Herrn zu bemerken. »Wie ich sagte, braucht ein Rechenzentrum wie das von Watanabe Geld. Sehr viel Geld. Ohne fundings kommt man da nirgendwohin. Es ist möglich, dass Asahara in dem panel sitzt, das Watanabes Antrag auf Gelder beurteilt, und es ist möglich, dass Asahara ein negatives Urteil abgegeben hat. Und dass dieses Urteil, also, dass der report , der davon abrät oder sogar verhindert, dass Watanabe Forschungsgelder bekommt, sich auf seinem Laptop befindet.«
    Snijders trank den inzwischen vollkommen erkalteten Cappuccino aus, wobei Massimo den Blick abwandte, dann fuhr er fort: »Das ist eine Hypothese. Sie muss überprüft werden. Man muss sehen, ob es Asahara wirklich möglich gewesen

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