Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
Vom Netzwerk:
derjenige, der hier eigentlich ermitteln sollte, kaum übers Kreuzworträtsellösen hinauskommt. Denn Sie müssen wissen, verehrter Professor Sneie, der Kommissar, von dem wir sprechen, ist nicht gerade ein Wiesel.«
    »Ein Wiesel?«
    »Ja, ein Fuchs halt.«
    »Was Pilade sagen möchte«, übersetzte Aldo eilfertig, »ist, dass die mit den Ermittlungen beauftragte Person kein Genie ist.«
    »Kommt darauf an, wann«, sagte Tiziana, die sich intensiv an der Diskussion beteiligt hatte. »Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber dieses Mal hat er was Cleveres gemacht.«
    »Es kommt darauf an, bei wem«, warf Massimo ein, während er mit dem Lappen über die Tische fuhr, nur um irgendetwas zu tun und um sich immer wieder daran zu erinnern, dass dies seine Bar war, wenn vielleicht auch nur noch für kurze Zeit, denn wenn man seinen Großvater ermordet, wird man eingesperrt, und dann wird es schwierig, eine Bar zu führen. »Wenn er es nur mir gesagt hätte und sonst niemandem, dann vielleicht. Dann wäre das ein cleverer Zug gewesen. Aber es dem Sprecher der Kooperative ›Der Lästige Alte‹ zu sagen, kommt mir nicht besonders durchdacht vor. Vor wem sollte die Nachricht denn verborgen werden? Vor denen vom Kongress. Und wer ist der Erste, dem sie es unter die Nase reiben? Einem Teilnehmer des Kongresses. Sag selbst.«
    »Ach, komm schon, Massimo, red keinen Blödsinn. Wie sollte denn Fusco darauf kommen, dass einer vom Kongress, der noch dazu Italienisch spricht, ausgerechnet heute hier hereinschneit? Das war reiner Zufall. Ein unglücklicher Zufall, sozusagen.«
    Eine der ärgerlichsten Eigenschaften des Menschen ist die lächerliche Überzeugung, dass wir nicht für die Folgen unserer Handlungen verantwortlich seien, wie die kindische Unverfrorenheit bezeugt, mit der wir die verheerenden Folgen unserer Dummheiten allzu oft dem Willen des Schicksals zuschreiben.
    Es war ein unglücklicher Zufall.
    Es war ein unglücklicher Zufall, er war auf dem Heimweg von einer Hochzeit und hatte ein bisschen was getrunken, und überhaupt, was hatte diese Frau da mitten auf der Straße zu suchen? Es war ein Schicksalsschlag, er hat gegessen, als wäre er eines dieser Katastrophenopfer, dann ist er schwimmen gegangen, um zu verdauen, und da hat er einen Herzinfarkt bekommen. Es war nicht seine Schuld, er hat nur am zwölften August ein kleines Feuer in der Nähe eines Pinienwäldchens angezündet.
    Wenn Massimo solche Gespräche mitanhörte, regte er sich furchtbar auf. Es ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Wenn man sich in einer gewissen Weise verhält, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefläuft. Die Tatsache, dass du das, was schiefgelaufen ist, nicht beabsichtigt hast, ändert nichts an der Tatsache, dass objektiv etwas schiefgelaufen ist. Es würde reichen, einen Augenblick darüber nachzudenken. Die Sicherheitsregeln, die Verhaltensregeln existieren genau für diesen Fall. In neunundneunzig Komma neun Prozent der Fälle sind sie überflüssig. Man braucht sie nur in den null Komma eins Prozent der Fälle, in denen irgendetwas schiefläuft. Wenn du also dein Hirn eingeschaltet und dich wie ein braves Kind an die Regeln gehalten hättest, dann wäre womöglich überhaupt nichts passiert.
    »Ich sag lieber nichts, das ist besser.«
    »Wie auch immer, Massimo, Sie müssen sich keine Sorgen machen«, sagte Snijders. »Ich habe nicht vor, es irgendjemandem vom Kongress zu sagen. Und zwar aus gutem Grund. Ja, jetzt, wo ihr mir das erzählt habt, muss ich so schnell wie möglich mit diesem Kommissar sprechen.«
    »Was?«, fragte Massimo, während sich vier arthritische Hälse, deren Besitzer nur allzu gut verstanden hatten, was gerade geschah, sich zu dem Professor umdrehten.
    »Ich muss mit ihm reden. Gestern, beim Kongress, habe ich etwas gehört, das von einer gewissen Bedeutung sein könnte.«
    Stille. Absolute Stille. Es gibt sie, wenn auch äußerst selten, diese mehr oder weniger langen Momente, in denen kein Laut zu hören ist. Der Regen hatte aufgehört zu prasseln, kein Auto fuhr die Allee entlang, keine Hausfrau misshandelte irgendwelche säkularen Melodien, kurz und gut, keines der Geräusche, die die eher normale als unangenehme Kulisse für die morgendliche Bar bildeten, erlaubte sich, die Ruhe zu stören. Es schien, als hätte die Natur alle Ereignisse so koordiniert, dass nun ein bisschen Ruhe herrschte, weil hier schließlich Leute waren, die tratschen wollten. Massimo genoss für ein oder zwei

Weitere Kostenlose Bücher