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Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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wäre, das zu tun. Ob er solche Macht hatte. Ob diese Kommissionen tatsächlich im fraglichen Zeitraum zusammengetreten sind.«
    »Und ob eine negative Einschätzung von Asahara Watanabe wirklich hätte zerstören können, versteht sich«, sagte Tiziana. »Ist das nicht ein bisschen zu kategorisch?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete A.C.J. Snijders lächelnd. »Ich weiß nicht, was das heißen soll.«
    »Das soll heißen, es erscheint ein bisschen übertrieben, dass eine einzige Einschätzung die Aktivitäten einer Person zerstören könnte«, sagte Aldo. »Und ich muss sagen, dass ich nicht völlig anderer Meinung bin. Aber ich habe nicht wirklich Erfahrung mit diesen Dingen, daher kann ich das nur schlecht beurteilen.«
    »Kommt darauf an«, antwortete Snijders. »Im Allgemeinen habt ihr recht. Aber es kommt darauf an. Eine Gruppe kann in Schwierigkeiten geraten sein und sehr auf eine Finanzierung zählen. Auch eine Reihe von unglücklichen Augenblicken kann dazu führen. Nein, es ist unwahrscheinlich, dass das Fehlen von finanziellen Mitteln eine Gruppe zerstört. Aber es kann der Anfang vom Ende sein. Vielleicht hat man ein paar gute junge Leute dabei, die man halten will, aber ohne Geld und ohne Perspektiven schafft man das nicht. Es kann unmöglich erscheinen. Ist es vielleicht auch.«
    Snijders stand auf, zog den Reißverschluss seiner Regenjacke hoch und ging zur Kasse, um zu bezahlen.
    »Das macht fünf siebzig für das Frühstück und sechshundert für die Denunziation«, sagte Massimo.
    »Bitte?«
    »Fünf siebzig. Zum Kommissariat müssen Sie nur fünf- oder sechshundert Meter zu Fuß durchs Pinienwäldchen gehen. Wenn Sie hier rauskommen, sehen Sie ein Schild mit der Aufschrift ›Bagno Poseidon‹. Sie nehmen den Pfad direkt hinter dem Bad und gehen in die dem Meer entgegengesetzte Richtung. Nach sechshundert Metern biegen Sie rechts ab und sind da.«
    »Maaann ...«, unterbrach ihn Pilade. »So verirrt man sich nur. Hören Sie zu, Sie gehen hier raus und folgen der Straße mit den Bäumen geradeaus. Wenn Sie am Bagno Caterina vorbei sind, biegen Sie rechts ab in die Allee, wo die Nutten stehen. Nach zweihundert Metern ist auf der rechten Seite ein Fahrradgeschäft. Daneben befindet sich das Kommissariat.«
    Abgesehen davon, dass das von Pilade benannte Bad in Wirklichkeit Catalina hieß, enthielt die Beschreibung ein Detail, dass Snijders nicht ganz klar zu sein schien. Der fragte dann tatsächlich auch: »Die Allee, wo was steht?«
    »Die Damen halt«, korrigierte Rimediotti, der in der Zwischenzeit angekommen war und sich schweigend auf seinen Stuhl gesetzt hatte. In einem ungeheuren Kraftakt versuchte er die Situation zu retten, indem er sich auf die Political Correctness zurückzog. Auch wenn er so das Ansehen der Bürgerschaft rettete, erhöhte seine Erklärung die Verständlichkeit der Wegbeschreibung leider nicht. Zum Glück jedoch gab es Aldo, einen Mann von Welt, der sich mit der käuflichen Liebe auskannte.
    »Die, die ihr ins Schaufenster stellt.«
    »Ah, danke. Ich glaube, ich habe verstanden. Gut, einen schönen Tag noch.«
    »Ebenso«, sagte Ampelio. »Falls Sie zufällig vor eins zurück sein sollten, kämen Sie gerade noch rechtzeitig, um uns hier anzutreffen.«

Fünf
    »Name und Vorname?«, fragte Fusco.
    »What’s your name, please?«, übersetzte Massimo.
    »O-namae wa, onegai shimasu?«, setzte Kawaguchi noch einen drauf.
    »Masayoshi Watanabe.«
    »Masayoshi Watanabe.«
    »Ich hab verstanden, ich hab verstanden. Masaioschi Uatanabe.«
    »Wie schreibt man das?«, fragte Agente Galan.
    Da haben wir’s, dachte Massimo. Das wird ein langer Tag werden. Ich und meine Neugier!
    An jenem Morgen, so gegen halb acht, war Massimo mit Tiziana in der Bar gewesen, und hatte versucht zu entscheiden, was er mit dem Tag anfangen sollte. Der Kongress war jedenfalls nicht mehr sein Problem. Am Vorabend hatte er einen Anruf von einer Sekretärin erhalten, die hörbar von Panik ergriffen war und ihn darüber informiert hatte, dass die Arbeit des Kongresses vom Organisationskomitee vorübergehend eingestellt worden sei, »aus Respekt für das Gedenken an Professor Asahara«. Respekt für das Gedenken, dass ich nicht lache, hatte Massimo gedacht, es jedoch für angebracht gehalten, der Sekretärin nicht zu sagen, dass er sehr gut wusste, wie die Dinge lagen. Umso mehr, als es sowohl innerhalb wie außerhalb des Kongresses sowieso schon Leute gab, die sehr gut in der Lage waren, die Nachricht

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