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Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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effizient zu verbreiten. Allerdings war ihm damit auch die ganze Planung für diese Woche fröhlich den Bach heruntergegangen.
    Da er damit gerechnet hatte, Vormittag und Nachmittag auf dem Kongress zu verbringen, hatte Massimo Tiziana für die ganze Woche für Überstunden einbestellt, und folglich war Tiziana pünktlich um sieben erschienen, um die Bar zu übernehmen. Pünktlich und überflüssig angesichts der Tatsache, dass Massimo keinerlei Verpflichtungen mehr hatte, und angesichts des Wetters, das für die Geschäfte der Bar keine großen Aussichten verhieß. Ungeachtet des Kalenders, der dreist den 23. Mai anzeigte, hatte der Himmel beschlossen, Pineta und dessen Einwohner mit einem kalten Tag zu ärgern, jener hinterlistigen Frühjahrskälte, die einen bei den Knöcheln und den Waden packt, welche schon ohne Strümpfe unterwegs sind, weil ja längst Sommer ist. Das Ganze wurde abgerundet mit einem jener nervtötenden unaufhörlichen Nieselregen, die einen eher befeuchten als durchnässen, zu schwach, um den Regenschirm mitzunehmen, aber ausreichend, um Pfützen entstehen zu lassen, in die man früher oder später unausweichlich hineintappt, weil man wegen der Kälte zügig unterwegs ist. Wie auch immer, da man den Himmel zwar beschimpfen, aber nicht umstimmen kann, muss man das Tagesprogramm ändern, und Massimo hatte gerade begonnen, genau darüber mit Tiziana zu sprechen.
    »Du kannst dich ruhig mal ausruhen, ich kümmere mich um die Bar«, sagte Tiziana. »Ich bin ja sowieso hier. Heute wird hier schon einer mehr als genug sein.«
    »Nein, ich muss mich gar nicht ausruhen, danke«, antwortete Massimo. »Ich habe überhaupt nichts zu tun. Ich hatte alles so organisiert, dass ich hier und beim Kongress arbeiten konnte. Jetzt gibt’s für den Kongress nichts mehr zu tun, und was die Bar angeht, hast du recht. Wahrscheinlich kommt so gut wie überhaupt niemand. Aber faulenzen mag ich lieber in der Bar als zu Hause.«
    Nach einer kurzen Pause ergriff Tiziana wieder das Wort, mit einem schelmischen Funkeln in den Augen: »Hör zu, Massimo«, sagte sie, »wenn du wirklich hierbleiben willst, dann hätte ich einen Vorschlag. Im Interesse der Bar.«
    »Mal hören«, antwortete Massimo, während er sich fragte, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass Tiziana ihm vorschlagen würde, oben ohne zu arbeiten.
    »Nun, ich arbeite jetzt seit vier Jahren hier, stimmt’s?«
    O Gott. Sie will eine Lohnerhöhung.
    »Also, nimm es mir nicht übel, aber in den vier Jahren hat sich hier drin nichts auch nur einen Deut geändert. Immer noch dieselben Wände, dieselben Bilder, der Megabildschirm da, die Tische dort ... Ist dir das denn noch nie langweilig geworden?«
    Ich weiß nicht, dachte Massimo, während er den Blick langsam über die Wände der Bar wandern ließ. Nein, eigentlich nicht.
    »Also, ich dachte, dass es nicht schaden könnte, wenn wir die Bar mal ein bisschen runderneuern würden. Eine oder zwei farbige Wände, vielleicht in Schwammtechnik oder irgendwie anders verfremdet. Schöne Reproduktionen von Gemälden oder schöne Fotos an den Wänden, hübsche Vorhänge an den Fenstern. Etwas, was es ein bisschen fröhlicher macht. Versteh mich nicht falsch, es ist ja nicht schmutzig oder ungepflegt, aber an Tagen wie diesem ist es meiner Meinung nach doch so: Man kommt rein, sieht das Lokal und die Alten und fragt sich, wo denn die Leiche liegt.«
    Massimo sah sich um. Bei genauerer Betrachtung hatte Tiziana tatsächlich nicht ganz unrecht. Tatsache ist, dass Massimo bestimmten Aspekten absolut keine Aufmerksamkeit schenkte, sofern man ihn nicht darauf aufmerksam machte, und folglich hatte er nie bemerkt, dass das Innere der Bar einen etwas altmodischen Eindruck machte.
    »Dann, Frau Architektin, sagen Sie mir doch mal«, antwortete Massimo, »was würden Sie ändern?«
    »Ach, für meinen Geschmack braucht es wirklich nur wenig«, antwortete Tiziana mit einem strahlenden Lächeln und fing an, eine gewisse Übererregtheit an den Tag zu legen. »Als Erstes zwei farbig gestrichene Wände. Ich würde eine gelb machen, das bringt Helligkeit, und eine passend zum Tresen und zum Fußboden. Ich habe zwar keine Ahnung, was zu diesem grauen, tonfarbenen Fußboden passen könnte, aber ich denke darüber nach. Dann würde ich drei oder vier Reproduktionen von Bildern aufhängen, mir gefallen besonders die, die direkt auf Leinwand gedruckt sind, aber die würden hier überhaupt nicht passen, also vielleicht lieber ein oder

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