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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Teil des Raumes, unter großen Skulpturen, die nackte Menschen darstellten, saß erhöht der Parlamentspräsident zwischen seinen Stellvertretern und warf einen fragenden Blick auf den Unbekannten, der im Hintergrund aufgetaucht war. Kirsti Laaksonen saß auf ihrem schwarzen Stuhl aus Jacarandaholz, einige Plätze von ihr entfernt beendete gerade ein Fraktionskollege seinen im Stehen vorgebrachten Redebeitrag. Die Fernsehkamera auf der Besuchertribüne war auf den Sprecher gerichtet.
    »Lassen wir die Regierung auf die Frage des Abgeordneten Mattila antworten«, sagte der Präsident und erteilte dem Wirtschaftsminister das Wort.
    »Sehr geehrter Herr Präsident, jetzt ist der falsche Augenblick, um auf allgemeiner Ebene über Atomkraft zu reden. Wir müssen genau verfolgen, was in Olkiluoto geschieht. Als ich heute Morgen jenes modernste Kernkraftwerk der Welt einweihte, versprach man mir, dass die Sicherheit dort absolut an erster Stelle stehe. Ich habe eine sehr detaillierte Beschreibung des digitalen Sicherheitssystems des Werks erhalten. Der aktuelle Alarm beweist nur, wie sensibel das besagte System reagiert …«
    »Die Titanic sollte auch unsinkbar sein«, rief jemand dazwischen.
    Riku bemerkte, dass die neben dem Wirtschaftsminister sitzende Innenministerin Timonen ihn verdutzt ansah, als er auf dem abschüssigen Mittelgang in den vorderen Teil des Saales hinunterging, wo Kirsti Laaksonen saß. Riku achtete nicht auf die befremdet dreinblickenden Gesichter der Abgeordneten, als er sich zwischen den Stühlen zu seinem Ziel durchschlängelte.
    Einen Moment lang starrte Laaksonen ihn irritiert an, dann drehte sie sich um und rief: »Wache …«
    Anschließend wandte sie sich an ihre Fraktionskollegen: »Könnte jemand einen Sicherheitsmann holen, damit dieser Störer aus dem Sitzungssaal entfernt wird …«
    »Viele Grüße von Claus Berger aus Berlin«, sagte Riku. »An Sie und Ihren Sohn.«
    Kirsti Laaksonen starrte Riku an. Zum ersten Mal lag etwas Menschliches in ihrem Blick: nackte Angst. Im selben Moment schien sie zu begreifen, dass die Fernsehkamera von der Empore aus auf sie gerichtet war. Jeder Abgeordnete hatte vor sich ein Mikrofon, außerdem wusste Riku, dass der Plenarsaal die Stimme auch ohne Mikrofon gut trug, weshalb auch ein Gespräch in normaler Lautstärke leicht im ganzen Saal gehört werden konnte.
    »Abgeordnete Laaksonen«, sagte der Präsident in einem Ton,in dem Gereiztheit mitschwang. Seine Brille saß auf der Nasenspitze, über ihren Rand hinweg sah er Kirsti Laaksonen herausfordernd an. »Was ist bei Ihnen los?«
    Zwei Wachmänner kamen den Gang herunter und wollten auf Riku zugehen, aber Laaksonen machte eine abwehrende Geste. »Schon gut, ich werde vor dem Saal mit ihm reden. Macht ihr inzwischen hier weiter.«
    Sie erhob sich würdevoll, zwang ein Lächeln auf ihre Lippen und schob sich durch die Sitzreihen hindurch zum Seitenausgang. Riku folgte ihr. Mit den Wachmännern im Schlepptau gingen sie ins Foyer, wo Laaksonen stehen blieb und sich umdrehte.
    »Danke«, sagte sie kurz und knapp zu den Wachleuten.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte einer der beiden sicherheitshalber nach.
    »Ja. Wir werden uns hier kurz unterhalten.«
    Die Männer warfen einen skeptischen Blick auf Riku, und der andere sagte zu Laaksonen: »Er hat seine Dienstmarke gezeigt, ich …«
    »Schon in Ordnung, Sie können uns alleine lassen«, erklärte die Abgeordnete noch strenger als zuvor und trat einige weitere Schritte zur Seite.
    Schließlich blieben sie neben der Büste des ehemaligen Staatspräsidenten Svinhufvud an einer Wand des Staatssaals stehen.
    Riku sah der Frau in die Augen und sagte: »Ich weiß, dass Sie dem Stasi-Agenten Claus Berger in den Achtzigerjahren geheime Dokumente ausgehändigt haben.«
    »Sie wissen nicht, wovon Sie reden«, flüsterte sie, sichtlich am Ende ihrer Geduld. »Sie wissen überhaupt nichts …«
    »Es gibt darüber eine schriftliche Zeugenaussage von Berger. Und auch darüber, dass er der Vater Ihres Sohnes ist. Aber all das bleibt unter uns, wenn Sie Kontakt zu Viktor Kovalenko aufnehmen, dem jetzigen Feliks Grischanow. Sofort, in diesemMoment. Ansonsten wird die Sache öffentlich, und Sie kommen vor Gericht, wo dann die schriftlichen Beweise vorgelegt werden.«
    In Laaksonens Gesicht war Röte aufgestiegen. »Vor Gericht? Es wird keinen Prozess gegen mich geben«, fauchte sie. »Ihr bei der KRP wisst offenbar nicht, wem ihr auf die Füße treten könnt und wem

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