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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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seine Dienstmarke. »Ich möchte mich mit einer Abgeordneten treffen.«
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein. Es handelt sich um eine dringende polizeiliche Angelegenheit.«
    Der Pförtner nickte unsicher. Sein Kollege stand auf, und Riku ging durch den Metalldetektor bei der Sicherheitskontrolle. Das Gerät reagierte, und Riku hob beruhigend die Hände. Er ging an einer Säulenreihe und Stühlen im antiken Stil vorbei zur Marmortreppe. Das von oben einfallende Licht ließ das gesamte monumentale Treppenhaus in einer seltsamen Mischung aus Helligkeit und gedämpften Farbtönen erstrahlen.
    Im ersten Stock lag der pompöse Staatssaal, von dessen hoher Decke gewaltige Kronleuchter hingen. Von dort gelangte man in den Sitzungssaal, aber Riku ging durch einen hohen, schmalen Foyerbereich weiter zur Cafeteria. Er war schon ein-, zweimal dort gewesen und erinnerte sich an das laute Gelächter und das vertrauliche Geplauder an den Tischen.
    Auch jetzt war das Café, in dem grüne Farbtöne dominierten, voller Leute, aber das heitere Stimmengewirr fehlte. Alle schauten konzentriert auf einen laut gestellten Fernseher. Etwas abseits unterhielten sich einige Abgeordnete mit einem Journalisten. Auf dem Bildschirm war eine Aufnahme des Kernkraftwerks Olkiluoto zu sehen, aus dem Off der Telefonbericht eines Reporters zu hören.
    »… gegenüber der Nachrichtenredaktion des Finnischen Rundfunks bestätigt, dass die Inbetriebnahme von Olkiluoto 3 wegen eines Störfalls im Automationssystem unterbrochen worden ist. Laut der technischen Leitung des Kraftwerks wird derzeit nach dem Grund für die sehr ernst zu nehmende Störung gesucht. Die Experten glauben jedoch nicht …«
    Rikus Blick richtete sich auf eine Gruppe von Leuten an einem Tisch, in deren Mitte er ein aus den Medien bekanntes Gesicht entdeckte: Kirsti Laaksonen.
    Zögernd blieb er an der Tür stehen. Er hörte die Vorsitzende der Grünen zu einem Journalisten sagen: »Genau davor haben wir immer gewarnt. Mit der Atomenergie sind enorme Risiken verbunden.«
    »Trotzdem sind Sie als Koalitionspartner in einer Regierung geblieben, die entschieden hat, ein weiteres Kernkraftwerk zu bauen«, entgegnete der Journalist.
    Riku hörte die Antwort nicht mehr, denn er ging quer durch den Raum auf Kirsti Laaksonen zu. Als er vor ihr stehen blieb, wandte sie sich ihm mit fragendem Gesichtsausdruck zu.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Ich möchte ein paar Worte mit Ihnen unter vier Augen wechseln.«
    Nun blickten ihn auch die anderen am Tisch an, richteten ihre Aufmerksamkeit aber gleich wieder auf die Fernsehnachrichten.
    »Verzeihung, aber kennen wir uns?«, fragte Laaksonen.
    »Ich werde Ihnen nur unter vier Augen sagen, worum es geht.«
    Verärgert sah die Frau auf Riku und dann auf ihre Armbanduhr. »Leider muss ich in den Sitzungssaal …«
    »Meine Angelegenheit ist dringend. Es geht um Viktor Kovalenko.«
    Laaksonen konnte ihre Überraschung nicht verbergen, doch im Nu hatte sie ihre gelassene Miene wiedergefunden.
    »Ich kenne niemanden, der so heißt. Leider kann ich Ihnen nicht helfen«, erklärte sie und wandte sich ab.
    Riku versuchte einen Wutausbruch zu unterdrücken. Er schloss die Augen, atmete tief durch und konzentrierte sich auf die Stimme des Nachrichtensprechers.
    »Wir schalten nun live zur ersten Fragestunde des Parlaments nach der Sommerpause. Sobald Anlass dazu besteht, kommen wir auf die Vorfälle in Olkiluoto zurück. Spätestens in unserer Sendung um 17 Uhr gibt es dazu weitere …«
    Nun brach aufgeregtes Stimmengewirr in der Cafeteria aus.
    »So etwas ist nicht gerade gute Werbung im Ausland«, sagte einer von Laaksonens Fraktionskollegen.
    »Das Image-Problem scheint mir hier das geringste zu sein«, erwiderter ein anderer.
    »Das ist doch bloß ein Messfehler, im Prozess selbst gibt es keine Abweichungen.«
    »Hoffentlich hast du recht«, erwiderte Laaksonen und tat, als bemerkte sie nicht, dass Riku noch immer neben ihr stand. »Ihr wisst doch noch, was ich über die Risiken gesagt habe. Mein Sohn Johannes war übrigens heute Vormittag bei der Demonstration vor dem Reaktor …«
    Laut hörbar sagte Riku: »Wie gesagt, ich möchte eigentlichmit Ihnen unter vier Augen über Ihre KGB-Kontakte reden, aber es geht natürlich auch hier.«
    Die Tischrunde verstummte, alle Blicke richteten sich auf Riku.
    Kirsti Laaksonen blickte kurz auf ihre Kollegen und lachte trocken auf. »So manch einer glaubt, etwas über meine Kontakte zu wissen«, meinte sie,

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