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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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anderen Gang.«
    »Mein Mietwagen steht auf dem Parkplatz«, sagte Sebastian. »Wir holen das Material und kommen dann wieder hierher.«
    Elina zögerte. Sebastians Vorschlag kam überraschend, klang aber sinnvoll und tatkräftig. Es war gerade Sebastians Selbstsicherheit, die Elina anzog. Er verband deutsche Gründlichkeit und amerikanische Zielstrebigkeit – seine Mutter war als amerikanische NATO-Mitarbeiterin in Deutschland stationiert gewesen, und Sebastian hatte in Rochester im Bundesstaat New York studiert und sich beruflich in Afghanistan, im Irak und im Nahen Osten aufgehalten. In solchen Krisenregionen, wo das Überleben oft von Kleinigkeiten abhing, konnte man nicht lange überlegen, sondern musste nach kurzer Einschätzung der Situation schnell und effektiv handeln.
    Dennoch hatte Elina Bedenken, einfach so abzuhauen, nachdem sie dem Mörder schon zweimal begegnet war. Aber siewollte schließlich, dass der Mann geschnappt wurde, so schnell wie möglich. Und sie wollte unter keinen Umständen, dass irgendwelche Polizisten Veras persönliches Material unter die Lupe nahmen, bevor sie es selbst gesehen hätte. Außerdem war ja nun Sebastian bei ihr.
    Andrej Nowikow stand in der Eingangshalle und wartete, dass Elina Aro von ihrem Vater zurückkäme. Durch die Fenster schaute er ziellos auf den Parkplatz hinaus. Plötzlich schärfte Nowikow den Blick. Dort draußen eilten ein Mann und eine Frau im Laufschritt davon. Die Frau erkannte er sofort. Es war Elina Aro.
    Sie verließ das Krankenhaus … War der Mann, der sie begleitete, ein anderer Polizist? Warum stand der Beamte, der ihr Zimmer bewacht hatte, noch immer auf dem Gang?
    Nowikow rannte zum Treppenhaus und zog gleichzeitig das Handy aus der Hosentasche.
    »Sie ist auf dem Parkplatz«, rief er ins Telefon, während er die Treppe hinunterhastete.

12
    Riku fuhr in die Innenstadt, um Kari Vatanen, den Russlandexperten der Sicherheitspolizei, der ebenfalls an der Besprechung im Außenministerium teilgenommen hatte, zu dessen Büro zu bringen. Danach sollte er bei Elina Aros Verleger vorbeischauen. Vatanen sah aus wie ein typischer Beamter. Auf dem vierzig Jahre alten Ledersitz im Mercedes-Coupé schien er sich nicht recht wohlzufühlen.
    »Mir geht die Bemerkung von Elina Aro nicht aus dem Kopf, dass Vera Dobrina angeblich brisante Dinge über finnische Politiker wusste. Wo hätte sie solche Informationen herhaben sollen? Jedenfalls nicht direkt aus den Archiven des KGB. Vielleicht auf einem Umweg über den Westen«, sagte Riku, als er vor dem Gebäude der Sicherheitspolizei anhielt. »Ich weiß nicht, ob es etwas mit dem Fall zu tun hat, aber Frau Dobrina war vor zwei Wochen in London.«
    »Tatsächlich?«, fragte Vatanen interessiert. »Könntet ihr herausfinden, wen sie in London getroffen hat? Sie hatte stets direkten Kontakt zu einer Reihe von Dissidenten, die Russland verlassen haben, und zum britischen Nachrichtendienst, der mit diesen Leuten zusammenarbeitet.«
    »Wenn der britische Nachrichtendienst wüsste, dass ein Politiker, der nach wie vor in der finnischen Politik aktiv ist, für die Russen spioniert hat, dann würden euch die Briten doch einen Tipp geben?«, mutmaßte Riku. »Oder legt ihr solche Tipps grundsätzlich in den Tresor, wenn sie bestimmte Politiker betreffen?«
    Vatanen erwiderte nichts, sondern bückte sich nur nach seiner Aktentasche.
    »Vera Dobrina hat mit Elina Aro über die Rosenholz-Dateien gesprochen und sie als sehr wichtig bezeichnet«, fuhr Riku fort. »Ich will mir die Dateien ansehen.«
    Vatanen lachte kurz und trocken auf. »Es kann nicht dein Ernst sein, diese Ermittlungslinie auch nur in Betracht zu ziehen. Außerdem: Falls in diese Richtung ermittelt würde, wäre das unser Bier.«
    »Es geht um eine Mordermittlung. Wir brauchen jedes Material, das uns helfen kann.«
    »Selbstverständlich. Aber wir haben die Rosenholz-Dateien gar nicht …«
    »Hör auf! Ihr habt nicht die Rosenholz-Dateien, sondern nur deren ›wesentlichen Informationsgehalt‹, oder wie die dämliche Formulierung lautet.«
    »Das nennt man Doppelsicherung«, erklärte Vatanen lächelnd. »Erstens haben wir die Rosenholz-Dateien tatsächlich nicht, und zweitens bleiben sie in unserem Tresor.«
    »Wir können also nicht ohne Weiteres die Theorie ausschließen, dass Moskau Frau Dobrina zum Schweigen gebracht hat, weil sie Erkenntnisse über einen Finnen hatte, der für Moskau spioniert?«
    »Ich würde das für eine extrem unwahrscheinliche

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