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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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auf die Kiste.
    »Was ist da drin?«, fragte ein bulgarischer Seemann.
    »Schnauze!«, fuhr ihn der Kapitän an, obwohl er Verständnis für die Neugier seiner Leute hatte. Bisher waren die versteckten Ladungen immer wesentlich kleiner gewesen.
    Zwei Männer verstauten den Kasten in einem großen Sack voller Wäsche. Der Sack wurde die Treppe hinaufgetragen und in die Wäschekammer gebracht, wo er zu anderen Säcken gestellt und schließlich zusammen mit diesen in den Lkw einer finnischen Frachtfirma geladen wurde.
    Der Kapitän ging auf die Kommandobrücke hinauf, setzte sich an den Computer und verschickte über einen anonymen Server die Bestätigung, dass die Fracht geliefert worden war.
    Elina lag im Krankenhausbett und starrte an die Decke. Als die Axt die Tür durchschlagen hatte und unmittelbar darauf der Feuerwehrmann hereingekommen war, hatte sie eine große Erleichterung erfasst. Die war nun allerdings vollkommen verflogen.
    Sie lag allein in einem Dreibettzimmer. Vor ihrer Tür auf dem Gang saß ein Polizist in Zivil. Es war ein anderer als derjenige, der vor ihrem Haus im Auto gesessen hatte. Diesen hatte man bewusstlos geschlagen am Waldrand gefunden, den Mund zugeklebt, mit gefesselten Händen und Füßen. Jetzt lag er im selben Krankenhaus auf einer anderen Station.
    Die Kugel, die fast ihren Vater getötet hätte, war für sie bestimmt gewesen. Warum?
    Diese Frage plagte Elina unablässig. Was hatte das alles zu bedeuten? Ging es um das Briefkuvert, das Vera ihr gegeben hatte, damit sie es an einem sicheren Ort aufbewahrte?
    Es klopfte an der Tür.
    Elina fuhr zusammen. Sofort hatte sie die Angst wieder im Griff. Aber sie wusste, dass sie dagegen ankämpfen musste,sonst wäre sie verloren. Als ihre Freundin Heidi ihr früh am Morgen etwas zum Anziehen gebracht hatte, hatte sie mit ihrem überschäumenden Aktionismus alle Besorgnis beiseitegefegt. Aber eben nur für eine Weile.
    Eine Krankenschwester kam ins Zimmer. »Sie haben sicher schon gehört, dass die Operation Ihres Vaters gut verlaufen ist. Er wird heute von der Intensivstation auf Station zwölf verlegt. Am Nachmittag können Sie ihn sehen.«
    »Könnte ich bis dahin nach Hause gehen?«
    »Erst nach der Arztvisite.« Die Schwester nickte einmal bekräftigend und verließ dann das Zimmer.
    Die Ereignisse der Nacht erschienen so unwirklich und rumorten chaotisch in Elinas Kopf. Durch die eigenen Schrecken war die Trauer um Vera in den Hintergrund geraten.
    Elinas Handy auf dem Nachttisch blinkte. Sie hatte es auf lautlos gestellt und Fragen von Freunden und Verwandten mit ausweichenden SMS beantwortet. Aber jetzt war es Sebastian. Er rief vom Flughafen Berlin-Tegel aus an, und sie verabredeten sich in der Klinik. Elina konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen. Sie kannten sich erst seit drei Monaten, fühlten sich aber sehr vertraut. Im Winter würde sie wegen ihrer Forschungsarbeit über die Stasi für einige Zeit nach Berlin ziehen.
    Wieder klopfte es an der Tür.
    Riku betrat das Krankenzimmer und ging zu dem Bett am Fenster, in dem Elina Aro lag.
    »Guten Morgen«, grüßte er und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Die Frau in dem Krankenhausnachthemd erwiderte den Gruß mit etwas heiserer Stimme.
    »Was Sie heute Nacht getan haben, war einzigartig«, erklärte Riku.
    Elina Aro schwieg.
    »Können Sie mir sagen, was passiert ist?«
    »Hat der Polizist, der vor dem Haus war, das Gesicht des Angreifers gesehen?«
    »Nein. Er wurde überrascht. Und es war dunkel.«
    Elina Aro erzählte, teils etwas wirr, teils bewegt, was im Haus passiert war. Ihr Bericht bestätigte das Bild, das Riku sich bereits gemacht hatte. Sie war Augenzeugin des Mordes an Vera Dobrina gewesen, und das war dem Täter offenbar klar.
    Als sie geendet hatte, überlegte Riku kurz, bevor er sagte: »Ich habe über Ihre Bemerkung nachgedacht, dass Frau Dobrina über brisante Informationen zur jüngsten finnischen Geschichte verfügt haben will. Wo könnte sie diese Informationen herhaben?«
    »Das hat sie nicht gesagt.« Elina Aro seufzte. »Sie kam nicht mehr dazu.«
    Sie sah Riku ernst an, schaute dann aber an ihm vorbei und schien einen Gedanken zu verfolgen.
    »Ich habe mich gefragt«, hob sie schließlich an, »warum auch ich umgebracht werden sollte. Falls es nicht nur darum ging, eine Zeugin auszuschalten.«
    »Was könnte sonst der Grund sein?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich habe bei meiner Forschungsarbeit in allen Einzelheiten den Einfluss Russlands auf

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