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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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niemandem – nicht einmal mir.«
    Kalle war bestürzt. Aber er war auch ein Mann, der schnell die Fassung wiederfand. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er heiser. »Der Junge ist bei mir in Sicherheit.«
    Riku machte eine Kopfbewegung zum Wald hin. »Ich werde ein paar Sachen erledigen. Geht ihr nur angeln.«
    Dann winkte er seinem Sohn zu und rief: »Leo, hör auf Kalle … Du bist ein großer Junge, du wirst schon klarkommen …« Seine Stimme war nahe daran zu versagen, und er hustete, um seine Gefühlsregung zu verbergen. »Papa ist stolz auf dich.«
    Kalle nickte Riku zu und machte sich dann auf den Weg zur Hütte, mit einem Ausdruck kühler Ruhe im Gesicht.
    Riku sah ihm kurz hinterher, als wollte er noch etwas sagen, aber dann drehte er sich abrupt um und ging in den Wald hinein. Er machte große Schritte über Farne und Heidelbeersträucher und blieb schließlich vor einer abgestorbenen Kiefer stehen. Neben dem Stamm lag ein bemooster Steinbrocken, den er zur Seite rollte. Darunter kam eine Plastiktüte zum Vorschein, der er einen Gefrierbeutel entnahm.
    Der Pass war noch da. Er enthielt Rikus Foto, aber einen anderen Namen. Riku hatte ihn sich für eine Einschleusungsoperation in Sankt Petersburg machen lassen und ihn anschließend für Notfälle versteckt. Nie hatte er ernsthaft geglaubt,dass ein derartiger Notfall einmal eintreten würde. Aber jetzt war es so weit.
    Ein zweiter Gefrierbeutel enthielt Bargeld – hauptsächlich Euro, aber auch Rubel sowie die globalste aller Währungen: Dollar. In diesem Versteck waren gut viertausend Euro übrig, zu Hause im Garten noch einmal fast genauso viel. In den Verstecken war das Geld vor Dieben sicher, aber auch vor den Behörden.

ZWEITER TEIL

20
    Sebastian sah gespannt zu, wie Elina den Schlüssel ins Schloss eines Schließfachs in der Finnischen Nationalbibliothek schob. Es war still in dem Raum, der neben der Eingangshalle mit dem Pförtner lag. Elina hatte Vera ihren ruhigen Arbeitsplatz in dieser Bibliothek gezeigt, mitten in der Stadt, gleich neben der Universität, wo es sogar eine schnelle Internetverbindung gab. Allerdings hatte sie nicht gewusst, dass Vera sich hier ein Schließfach reserviert hatte.
    Die schmale Tür öffnete sich. Sebastian ließ Elina das Fach durchsuchen, auch wenn er es gern selbst getan hätte. Sie nahm ein blaues Heft heraus und sah es sich an.
    Sofort streckte Sebastian, der seine Ungeduld nur mit Müh und Not unterdrückte, die Hand aus und bekam das Heft auch prompt. Er blätterte es durch, doch die mit Kugelschreiber vorgenommenen Einträge in kyrillischer Schrift konnte er nicht lesen. Allerdings waren an den Rand auch Namen in römischen Buchstaben geschrieben worden: Pjotr Kowalski, Olga Rybkina, Kirsti Laaksonen, Ralf Tanner …
    Elina schnappte sich das Heft wieder und flüsterte: »Lass uns in die Cafeteria gehen.«
    Sie gingen die Treppe hinunter in das enge Café mit der niedrigen Decke, holten sich an der Theke Tee und belegte Brötchen und setzten sich neben einer Säule an einen Tisch. Elina blätterte weiter in dem Heft, und Sebastian blieb nichts anderes übrig, als zu warten.
    »Hier stehen Angaben aus dem Handelsregister. Ich habeihr bei der Suche danach geholfen. Deswegen ist sie nach Finnland gekommen. Daher stammt zumindest der Name Pjotr Kowalski, er arbeitet in einer Ölhandelsfirma. Olga Rybkina sagt mir nichts … Aber was ist das denn? Wieso steht hier Kirsti Laaksonen?«
    Sebastian hätte das Heft am liebsten wieder an sich gerissen, beherrschte sich aber, während Elina weitersprach.
    »Die Laaksonen ist eine Parlamentsabgeordnete, die seit zig Jahren eng mit dem KGB und dem FSB zusammenarbeitet. Alle wissen das, trotzdem traut sich nicht mal die Sicherheitspolizei an sie heran. Im Gegenteil, sie sitzt sogar im Verteidigungsausschuss des Parlaments, der auch durchaus brisantes Material in die Hände bekommt.«
    Sebastian erwog seine Möglichkeiten und beschloss, es mit Herunterspielen zu versuchen. »Alle Namen haben offensichtlich nur etwas mit Artikeln zu tun, an denen Vera schrieb.«
    »Was heißt hier nur? Die Artikel könnten das Motiv sein für das, was geschehen ist. Ich werde das Heft sofort zur Polizei bringen.«
    Sebastian wollte sogleich heftig widersprechen, aber dann wäre es ihm unmöglich gewesen, Elina mit glaubwürdigen Argumenten von ihrem Vorhaben abzubringen. Er musste sich etwas anderes ausdenken.
    »Und Veras Material im Tresor des Verlags?«, fragte er. »Wie konnten die Russen

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