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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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war willkommen.
    »Wie wir wissen, haben während der Umstrukturierungen und Kürzungen in der Ära Jelzin viele Leute den KGB verlassen und versucht, in der organisierten Kriminalität Fuß zu fassen. Unsere Beobachtungen lassen die Vermutung zu, dass Nowikow an den Aktivitäten eines estnisch-russischen Drogenrings beteiligt war. Wir waren der Gruppe bereits auf der Spur, aber die Operation gegen sie scheiterte. Wahrscheinlich wurden die Leute von jemandem gewarnt.«
    Frau Timonen seufzte schwer. Was Auer sagte, kam ihr unangenehm bekannt vor. Am liebsten hätte sie den Skandal um die Drogenfahnder, unter dem das Image der Polizei schwer gelitten hatte, vergessen. Aber sie wusste, dass man bloß den Kopf in den Sand steckte, wenn man so etwas verdrängte. Polizisten, die gegen das organisierte Verbrechen vorgingen, waren extrem harte Typen, die fähig waren, ein skrupelloses Spiel zu spielen, und zwar nicht nur gegen die Kriminellen, sondern wenn nötig auch gegeneinander.
    »Also wieder ein Geheimnisverrat?«, fragte die Ministerin, obwohl sie die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte.
    »Vor einigen Monaten scheiterte eine zweite Operation gegen den estnisch-russischen Drogenhandel. Mit andern Worten: Ja, wir haben den Verdacht, dass jemand innerhalb der Polizeiorganisation Informationen an die Verbrecher weitergibt.«
    »Ich habe bereits damals die Anweisung gegeben, Ermittlungen einzuleiten«, schob Mäenpää ein.
    Die Ministerin sah den Polizeipräsidenten eisig an. »Warum ist mir das nicht mitgeteilt worden?«
    »Ich musste mich erst vergewissern, ob der Verdacht zutrifft.«
    Die Ministerin hielt ihren Zorn im Zaum und bat Auer, fortzufahren.
    »Wir vermuteten, dass der Verräter jemand sein muss, der bei seiner Arbeit mit der Unterwelt in Russland zu tun hat, denn von den Vorbereitungen der Operation hatten nur wenige Polizisten aus dem inneren Zirkel etwas gewusst. Wir haben sämtliche Computer untersucht und dabei Unklarheiten im Logbuch unseres Systems entdeckt. Im Laufe der Ermittlungen richtete sich der Verdacht immer stärker auf eine Person, aber einen echten Beweis gegen ihn haben wir nicht gefunden.«
    Auer verstummte, und es wurde wieder still im Raum.
    »Bis jetzt«, sagte der Polizeipräsident schließlich widerstrebend, wobei er nicht triumphierend, sondern fast beschämt klang.
    »Was versuchen Sie mir da eigentlich mitzuteilen?«, fragte die Ministerin ungeduldig.
    »Der Verdächtige ist verschwunden«, murmelte Auer.
    »Natürlich … Und wer ist es?«
    »Der Mann, der in der alten Fabrikhalle Nowikow erschossen hat. Riku Tanner.«
    Verdutzt lehnte sich die Ministerin auf ihrem Stuhl zurück. Sie konnte sich von dem Drogenfahnderprozess her noch gutan Tanners Namen erinnern. Damals war behauptet worden, Tanner habe seinen Informanten gewarnt, als dieser im Hafen von Kotka eine große Drogenlieferung entgegennehmen sollte. Es hatten sich jedoch nicht ausreichend Beweise gefunden. Stattdessen hatte das Gericht die Ansicht vertreten, Tanner habe die Vorermittlungen bei einem Drogendelikt zu früh ergebnislos abgebrochen. Deshalb wurde er wegen fahrlässiger Verletzung der Dienstpflicht gerügt, aber eine Strafe wurde nicht verhängt. Der Polizeipräsident dagegen hatte Tanner im Zuge des Prozesses gelobt und als Drogenfahnder der Spitzenklasse bezeichnet, der sich vollkommen seiner Arbeit widme. Genau solche Männer brauche man im Kampf gegen die immer geschickter, immer skrupelloser und härter agierende Unterwelt. Tanners Resultate sprächen für sich. Die finnische Polizei könne es sich nicht leisten, einen Mann wie Tanner zu verlieren, hatte Mäenpää damals gesagt.
    »Tanner könnte Nowikow aus Notwehr erschossen haben«, fuhr Auer fort. »Aber er könnte ihn auch erschossen haben, um nicht aufzufliegen. Wahrscheinlich weiß er bereits, dass wir ihm auf die Spur gekommen sind, und ist deshalb untergetaucht. Vermutlich ins Ausland, denn er hat seinen Sohn mitgenommen. Höchstwahrscheinlich muss er auch die Rache des Drogenkartells fürchten.«
    Ministerin Timonen sah den Polizeipräsidenten mit festem Blick an. »Damals, bei dem Prozess um das Dienstvergehen, hatten Sie eine völlig andere Auffassung von Tanner.«
    Mäenpää wirkte peinlich berührt. »Ich habe gesagt, er sei kompetent. Verdammt kompetent.«
    »Offensichtlich handelte er auf eigene Faust«, sagte Auer. »Er hat seine Kontakte in Estland und Finnland gewarnt, weshalb sich der Hinweis auf Hunderte Kilo Amphetamin und

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