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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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und hatte die Aktentasche voller Unterlagen zur Energiepolitik der EU. Eigentlich hätte sie die nicht aus dem Gebäudemitnehmen dürfen, aber es war nicht das erste Mal, dass sie das tat.
    Als das Taxi auf der Mannerheimintie die Oper erreicht hatte, klingelte ihr Handy.
    Kaum hatte sich der Anrufer als Oberkommissar Jalava von der KRP vorgestellt, beschleunigte sich Kirsti Laaksonens Puls. Aber nur ein bisschen. Bei wem wäre das nicht der Fall, wenn überraschend die Polizei anruft?
    »Wäre es Ihnen möglich, direkt hierher nach Tikkurila zu kommen? Oder sollen wir uns woanders treffen?«
    »Worum geht es?«
    »Darüber reden wir, wenn wir uns sehen.«
    Laaksonen blickte auf die Uhr. »Ich könnte sofort kommen, falls Ihnen das recht ist.«
    »Ich bin noch eine Stunde hier. Herzlich willkommen.«
    Sie rief ihren Sohn Johannes an, der an diesem Tag einunddreißig Jahre alt wurde. Er gehörte der Fraktion der Grünen im Helsinkier Stadtrat an und war unter anderem Mitglied des Umweltausschusses.
    »Ich komme etwas später«, sagte sie. »Geh schon mal die Sachen kaufen, ich gebe dir das Geld dann zurück.«
    Johannes wollte zusammen mit Freunden verschiedene Requisiten für die Demonstration zur Einweihung des Atomkraftwerks Olkiluoto 3 herstellen. Kirsti war stolz auf ihr einziges Kind, das sie über den Puls der Zeit auf dem Laufenden hielt und verhinderte, dass sie zu schnell tantenhaft wurde.

22
    Es war bekannt, dass sich Tanner auf gefährlichem Terrain bewegte, trotzdem war Kriminalhauptmeister Tero Kivelä überrascht, als er die E-Mail erhielt. Er kannte Riku nicht gut, hatte ihn aber für einen Profi der Top-Kategorie gehalten, auch wenn dessen Ansehen etwas gelitten hatte.
    Mit gemischten Gefühlen starrte Kivelä auf die Nachricht. Er gehörte dem Team an, das nach Tanner suchte, daher überlegte er nun, ob er seinem Vorgesetzten Jalava etwas von der E-Mail sagen sollte. Darin stand nämlich, Tanner habe bei dem Seminar in Hyvinkää den Abend mit einer finnischen Kollegin verbracht. Anschließend seien beide in Tanners Zimmer verschwunden. Bei der Kollegin hättte es sich um Mira Jalava gehandelt, Markku Jalavas Frau.
    Kivelä kannte Mira nur vom Sehen. Sie war als junge Frau von der Helsinkier Polizei zur KRP-Abteilung für Wirtschaftskriminalität gekommen, und sobald sich zwischen ihr und dem neun Jahre älteren Jalava eine Beziehung anbahnte, hatte Jalava dafür gesorgt, dass sie von seinem Dezernat zur Abteilung Rauschgift versetzt wurde. Als er dann später selbst zum Leiter des Drogendezernats ernannt wurde, waren sie bereits seit Jahren verheiratet.
    Kivelä rieb sich die Schläfen. Was sollte er tun? Jalava hatte dem Team eine strenge Ansprache gehalten und gesagt, dass sie alles untersuchen müssten, was mit Tanner zu tun hatte. Aber wollte Jalava, dass seine Mitarbeiter etwas von der Untreue seiner Ehefrau wussten?
    Kivelä trat auf den Gang und schlug den Weg zum Büro seines Vorgesetzten ein, wo die Tür offen stand. Einer der Polizisten, die in Hämeenlinna den Zug kontrolliert hatten, unterhielt sich mit dem Chef, aber es sah so aus, als wolle er gerade aufbrechen.
    In diesem Moment näherte sich Mira Jalava auf dem Gang. Kivelä zuckte zusammen.
    Mira ging auf das Büro ihres Mannes zu. Vor der Tür stand Kivelä.
    »Neuigkeiten?«, fragte sie ihn.
    »Über was?«
    »Über was auch immer. Zum Beispiel über Tanner.«
    »Nichts Großartiges.«
    Kivelä wirkte verkniffen, fand Mira. Das war kein Wunder. Im ganzen Haus herrschte eine ähnliche Anspannung wie zur Zeit des Dienstvergehensprozesses. Die Gerüchte über neu entbrannte Vorwürfe gegen Riku klangen seltsam, aber noch seltsamer war Rikus Verschwinden. Das war nicht seine Art, und deshalb beunruhigte es Mira. Und sicherlich auch andere Kollegen.
    Ein Polizist, den sie nicht kannte, verließ Markkus Büro, und Kivelä bedeutete ihr, als Erste einzutreten.
    »Du warst vor mir da«, sagte Mira.
    »Nein, geh nur, ich erledige noch schnell einen Anruf.« Dann machte er sich fast im Laufschritt aus dem Staub.
    Mira sah ihm kurz verwundert hinterher, bevor sie den Raum betrat. Markku gab konzentriert etwas in seinen Computer ein.
    Noch bevor Mira etwas gesagt hatte, fiel ihr Blick auf den Schreibtisch ihres Mannes, und sie erschrak. Dort lag ein Nokia-Handy, dessen Akku mit Klebeband befestigt war. Rikus Handy.
    Wie kam es auf Markkus Tisch?
    Mira kamen die Situationen in den Sinn, in denen sie Riku angerufen oder ihm eine SMS geschickt

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