Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
Zeichnungen enthielt. Er wusste nicht, worauf sie sich bezogen, aber ihnen war ein Zettel mit dem Logo der Firma CMP Technik beigelegt, auf dem eine handgeschriebene Mitteilung stand: Das ist das letzte Mal, ich will aufhören. Eine Unterschrift fehlte.
Die Notiz klang nicht nach üblicher Geschäftskorrespondenz, was an sich nicht überraschend war, angesichts von Richters Vergangenheit in der Wissenschafts- und Technikspionage der Stasi. War der Mann weiterhin mit ähnlichen Dingen beschäftigt? Betrieb er inzwischen Industriespionage?
Sebastian sah die Unterlagen aus dem Kuvert genauer durch. Ein Blatt stammte von derselben Firma. Der Absender hieß Rainer Bauer, Konstrukteur, CMP Technik. Seine Mitteilung bestand aus nur einem Satz: Hoffentlich waren Sie mit unserem Angebot zufrieden.
Sebastian legte die Papiere auf den Schreibtisch. Er öffnete einige Schränke, aber sie enthielten lediglich Kleidung. Dann untersuchte er noch den Papierkorb unter dem Schreibtisch. Ein zusammengeknülltes Blatt Papier wirkte interessant. Darauf stand, ebenfalls von Hand geschrieben: Hotel Raumanlinna, Rauma, 25. 8.–7. 9 . Dazu eine Telefonnummer mit der finnischen Landesvorwahl, wie Sebastian überrascht feststellte.
Hielt sich Richter gerade in Finnland auf?
Riku half Olga Rybkina ins Taxi und setzte sich dann außer Atem und schweißgebadet neben sie. Ohne sich um die wenigen neugierigen Passanten zu kümmern, hatte Riku sich die Frau kurzerhand über die Schulter gelegt, sobald sie Bykows Grundstück verlassen hatten, und bis in das nahe gelegene Wäldchen getragen. Erst als sie nach einem halben Kilometer in die Nähe von Geschäften gekommen waren, hatte er wieder Hoffnung geschöpft. Es gelang ihm, ein Taxi zu ergattern.
Nachdem der Wagen losgefahren war, notierte sich Riku sicherheitshalber den Namen, den Bykow genannt hatte: Feliks.
»Wir werden wohl mit der Miliz sprechen müssen, obwohl ich denen kein bisschen vertraue«, sagte Olga Rybkina.
»Das wird das Klügste sein. Aber zuerst bringe ich Sie bei zuverlässigen Bekannten von Ihnen in Sicherheit«, antwortete Riku, noch immer etwas außer Atem.
Die Russin überlegte kurz. »Vielleicht ist das am besten. Fahren wir zu Swetlana in der Nekrasova. Wir haben lange zusammengearbeitet. Sie ist auch Chemikerin.«
»Sie sind Chemikerin?«
Sie nickte.
Im Drogenhandel wurden Chemiker gebraucht. Sofort war die Frau in Rikus Augen keine unschuldige Oma mehr.
»Sie kennen Bykow also?«, fragte er reserviert.
»Ich weiß nicht einmal, von wem Sie sprechen. Hat der mich entführt? War das sein Haus?«
Riku überlegte, wie er am besten anfangen sollte. »Wann haben Sie Vera Dobrina kennengelernt?«
»Ich frage zuerst. Wer sind Sie? Sie kommen mir irgendwie bekannt vor. Sind wir uns schon einmal begegnet?«
Riku beschloss, etwas von sich zu erzählen, um die Frau zu beruhigen, zumal ein finnischer Polizist in Russland als vertrauenswürdig galt. Sicherheitshalber nannte er jedoch einen falschen Namen.
Sie schien mit der Antwort zufrieden zu sein, weshalb er seine Frage wiederholte.
»Vera Dobrina ist vor zwei Wochen bei mir gewesen«, erzählte Olga Rybkina.
»Was wollte sie von Ihnen wissen?«
»Das ist mir nicht ganz klar geworden. Sie hat nach meiner Arbeit gefragt, nach meinem Mann, nach alten Angelegenheiten.«
»Würden Sie mir auch etwas von Ihrer Arbeit erzählen?«
»Ich war für die Armee tätig. Zusammen mit meinem Mann habe ich in Arzamas-16 gearbeitet, der geheimen Rüstungsindustriestadt. Heute heißt sie Sarov. Ich bin Radiochemikerin. Wir haben Uranabfälle aufbereitet, damit sie waffenfähig wurden.«
Riku hörte erstaunt zu. »Haben Sie danach etwas mit synthetischen Drogen zu tun gehabt?«
»Mit Drogen? Was meinen Sie denn damit?«
»Ich bin Spezialist für Schwerstkriminalität, wozu auch der Drogenhandel gehört, und bin im Zusammenhang mit einer Drogenermittlung auf Ihren Namen gestoßen.«
Die Frau sah ihn ernsthaft gekränkt an. »Mit Drogen habe ich nichts zu tun. Und es lässt mir immer noch keine Ruhe, dass Sie mir so bekannt vorkommen. Nein, wir sind uns noch nicht begegnet … Aber könnte es sein, dass ich Ihren Vater kenne? Unser Institut hat im Westen Geräte eingekauft, die wir in Perm getestet haben. Die neueste Technologie wurde von einem finnischen Ingenieur präsentiert. Wenn ich es damals richtig verstanden habe, schmuggelte er sie am amerikanischen Handelsembargo vorbei. Ich weiß nicht mehr, wie er hieß, aber Sie
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