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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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sehen genau so aus wie er. Wie ist das möglich?«

36
    Markku Jalava ging entschlossen auf das Besprechungszimmer im Gebäude der Sicherheitspolizei im Zentrum von Helsinki zu.
    Es machte ihn rasend, dass sich die SiPo bei jedem Fall, für den sie sich zuständig fühlte, so aufspielte. Auch jetzt hatten sie verlangt, dass er, immerhin der Dezernatsleiter der Zentralkripo, bei ihnen antanzte.
    Vor der Tür blieb er stehen und richtete routinemäßig seine Krawatte. Seiner Meinung nach gab es gute Gründe, endlich die übertrieben unterwürfige Haltung der Sicherheitspolizei gegenüber abzulegen und hier erst einmal kräftig aufzuräumen.
    Im Raum saß hinter einem schweren Tisch aus dunklem Holz Kari Vatanen, der Russlandexperte der Sicherheitspolizei. Papier, Stifte und ein Aschenbecher aus dickem Glas lagen und standen fein säuberlich in Reih und Glied. Generell herrschten in den Räumen der SiPo Sauberkeit und Ordnung: gebohnerte Böden, glatte Läufer, Schrankkanten ohne jede Spur von Abnutzung, fleckenlose Glasvasen auf den Tischen.
    Auf einem schwarzen Lederstuhl mit hoher Rückenlehne saß der SiPo-Abteilungsleiter Timo Pesola. Er begrüßte Jalava mit einer Handbewegung, die vertraulich und beiläufig anmutete. Aber die Lockerheit trog, das wusste Markku. Pesola war ein Mann der harten Linie, so etwas wie der Chefideologe der SiPo, dem es stets gelang, jeden auf seinen Kurs zu bringen, bis hin zur obersten Führungsspitze.
    »Bist du diesen Sommer zum Segeln gekommen?«, fragte Pesola im Plauderton.
    Jalava besaß ein recht großes Segelboot, auf dem er jede Minute seiner knappen Freizeit verbrachte. Er war ein erfahrener Segler, sein längster Törn hatte von Helsinki nach Le Havre geführt. Allerdings war sich Jalava nie ganz sicher, ob Pesolas Interesse für das Segeln echt war oder vorgetäuscht, und deshalb wusste er nicht, was er von der Frage halten sollte, die womöglich reine Frotzelei war.
    »Ich habe Urlaub auf den Åland-Inseln gemacht, aber seit dem Spätsommer hatte ich zu viel Arbeit und entsprechend wenig Freizeit«, antwortete Jalava und nahm Vatanen gegenüber am Tisch Platz.
    »Kaffee?«, fragte der.
    »Nein, danke. Ihr wisst genau, wie die Lage bei uns ist, also lasst uns gleich zur Sache kommen.«
    »Na gut«, sagte Vatanen und lehnte sich zurück. »Du hast Firmendokumente des in der Sowjetunion verschollenen Ralf Tanner in die Hände bekommen und möchtest wissen, welche Informationen wir über den Mann haben. Warum hast du uns nicht längst über diese Ermittlungsrichtung in Kenntnis gesetzt?«
    »Es gibt keine derartige Ermittlungsrichtung, sondern nur eine Routineüberprüfung, zumindest bis jetzt. Wie gesagt, ist der Name Ralf Tanner in den Notizen von Vera Dobrina aufgetaucht.«
    »Tanner stand Ende der Achtzigerjahre unter fester Beobachtung der SiPo, und du möchtest weitere Informationen darüber?«
    »Kann sein, dass ihr hier bei der SiPo Zeit habt, um den heißen Brei herumzureden, aber ich hätte Besseres zu tun.«
    Vatanen räusperte sich etwas verlegen und fragte: »Wie gut weißt du über das damalige Handelsembargo Bescheid?«
    »Oberflächlich. Hat das Ganze damit etwas zu tun?«
    »Reagan hatte über die Sowjetunion und die übrigen Ostblockländer eine Handelssperre für Hochtechnologie verhängt. Moskau versuchte daraufhin, über Indien und Südkorea an die notwendige Technologie heranzukommen, teils auch über die DDR, vor allem aber über Finnland. Besonders an Informationstechnologie waren die Russen interessiert. Hier bei der SiPo richteten wir unser Augenmerk damals unter anderem auf die Aktivitäten von Data-Saab, Valmet und Nokia.«
    Vatanen warf einen etwas unsicheren Seitenblick auf seinen Vorgesetzten, der huldvoll nickte.
    »Bei unseren Ermittlungen haben wir herausgefunden, dass Ralf Tanner im Westen hermetisch gesicherte Winchester-Festplattensysteme für Computer besorgte. Die Russen versuchten sie dann heimlich zu kopieren. Tanner wurde befragt, aber er stritt ab, die Winchestersysteme in die Sowjetunion gebracht zu haben, und die Buchhaltung seiner Firma hatte auch keinerlei Anhaltspunkte dafür. 1986 gab es dann erneut Hinweise darauf, dass er versucht hatte, die Handelssperre zu umgehen, und wir haben ihn wieder gewarnt. Im Geist der finnisch-sowjetischen Freundschaft wurde der Fall aber nicht besonders intensiv untersucht. Es kann sein, dass wir nur einen ganz kleinen Teil von Tanners geschäftlichen Aktivitäten kennen. Es gingen auch Hinweise

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