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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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mit dem anderen Mann zurück, der vollkommen ausdruckslos die Waffe auf ihn richtete.
    Kurz darauf kehrte Bykow mit einem Stuhl und einer breiten Rolle Plastikfolie zurück. Riku musste zur Seite treten, während Bykow die dicke Folie auf dem Boden ausbreitete und den verchromten Rohrstuhl mit Armlehnen daraufstellte. Rikus Puls beschleunigte sich, und er musste gegen die plötzlich aufkommende Übelkeit ankämpfen.
    Bykow verließ den Raum erneut, kehrte jedoch gleich wieder zurück, diesmal mit gelben Gummihandschuhen. Er trug ein Gerät, bei dessen Anblick Riku der kalte Schweiß ausbrach. Es sah aus wie ein Ladegerät, und Bykow schloss es an der Steckdose neben dem Waschbecken an.
    »Zieh deine Hose aus!«, befahl er.
    »Was habt ihr vor, verdammt?«
    »Ziehst du sie nun aus, oder sollen wir dir helfen?«
    Riku öffnete den Gürtel und zog seine Jeans aus. Er zwang sich zu einem trotzigen Blick und ließ die beiden Russen nichtaus den Augen. Er wurde gezwungen, sich auf den Rohrstuhl zu setzen, dann wurden seine Hände mit breitem Klebeband hinter der Rückenlehne gefesselt und die Knöchel und Knie an die Stuhlbeine, sodass er mit gespreizten Beinen dasaß.
    Bykow näherte sich ihm. In den Händen hielt er die Krokodilklemmen am Ende der beiden Kabel, die an dem elektrischen Apparat angeschlossen waren.
    »Die Plastikfolie liegt auf dem Boden, damit es nachher leichter ist, sauber zu machen. Es kann nämlich sein, dass sich dein Darm entleert.«
    Rikus Kopf enthielt keinen einzigen klaren Gedanken mehr. Die Panik hatte ihn vollständig erfasst.
    »Zuerst werde ich dir eine einfache, schmerzlose Gelegenheit bieten. Nicht aus Mitleid, sondern weil der erste Schlag bereits tödlich sein kann. Wer ist deine Informationsquelle?«
    »Rede du zuerst. Wer ist deine Quelle bei der KRP?«
    Bykow lachte auf. »Du hast mich missverstanden. Ich stelle hier die Fragen.«
    Er bückte sich, um die Krokodilklemmen zu befestigen.

35
    In der englischen Provinz südöstlich von East Grinstead schlummerte das Dorf Colemans Hatch friedlich vor sich hin. An den Fenstern des viktorianischen Hauses, das inmitten eines gepflegten Gartens am Ortsrand stand, waren am helllichten Tag die Vorhänge zugezogen. Auf dem von einer Mauer eingefassten Grundstück lief ein ausgebildeter Wachhund umher, sonst wies äußerlich nichts darauf hin, dass es sich bei dem Gebäude um ein Sicherheitshaus des britischen Nachrichtendienstes SIS handelte.
    Seit Jahrzehnten wurden hier übergelaufene Geheimdienstmitarbeiter aus Osteuropa untergebracht, und man ließ ihre Berichte von Experten aufnehmen. Außerdem verschaffte man ihnen hier ein neues Leben – einen neuen Arbeitsplatz, ein neues Aufenthaltsland, eine neue Identität.
    In der Bibliothek des Hauses, die reich an russischer und deutscher Literatur war, saß Aleksej Tarasov, ehemaliger Offizier der russischen Auslandsaufklärung. Er machte einen gelassenen Eindruck, die knifflige Flucht aus Moskau mit der inszenierten Schießerei und der Blutpatrone war nur noch ein Albtraum aus der Vergangenheit. Nun hoffte er inständig darauf, bald seine Frau und die vierzehn- und sechzehnjährigen Töchter zu sehen. Gordiewski hatte jahrelang auf seine Familie warten müssen, bei ihm würde es hoffentlich nicht so lange dauern. Es stand ihnen eine Reise zu einem unbekannten Ort bevor, im Schutz neuer Identitäten. Die Briten wollten nicht, dass sich das Schicksal Litwinenkos wiederholte.
    »Hat mein Freund in Finnland schon erfahren, dass ich hier bin?«, fragte Tarasov.
    »Es war noch nicht nötig, ihn zu informieren«, erwiderte die SIS-Beamtin freundlich.
    Wer übergelaufen war, war immer erst eine Weile auf der Hut, momentan aber besonders, denn abtrünnigen Agenten gegenüber fuhr Russland mittlerweile wieder einen ebenso harten Kurs wie in Zeiten des Kalten Krieges.
    Riku erwachte aus der Bewusstlosigkeit. Er wusste nicht, wie lange er ohnmächtig gewesen war, wahrscheinlich nur wenige Minuten.
    In seinen Ohren hallten Bykows Worte wider, wie aus einer fernen Vergangenheit. Du weißt ja, was das für ein gefährliches Spiel ist, es kann jederzeit zu Herzversagen führen …
    Riku versuchte, die Hände zu bewegen, aber sie waren noch immer fest mit Isolierband gefesselt. In seinem Kopf dröhnte ein Schmerz, wie er ihn noch nie erlebt hatte, der Mund war völlig trocken.
    Der stellt sich nur bewusstlos … oder er ist doch ohnmächtig geworden … Ich rufe Feliks an, er soll sagen, was wir mit dem

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