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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Champagner geholt. Zieh dich an, Süßes, und komm!«
    »Ich … Ich kann nicht, Fritz«, sagte sie mit belegter Stimme. Veronika hat Champagner geholt. Sie feiern … und im Bergener Bruch liegt jetzt der Geliebte und schläft unbeschwert, satt von Essen und Trinken und von der Liebe. Wieder spürte sie das Würgen im Hals und schüttelte den Kopf.
    »Nicht jetzt, Fritz«, sagte sie wieder. »Wir werden uns morgen sehen –«
    »Ich komme rüber und trage dich so, wie du bist, zu uns.«
    »Sei vernünftig, Liebster –«
    »Vernünftig? Jetzt? Die ganze Familie ist zusammen, und du gehörst ja auch zur Familie. Ich lasse doch meine zukünftige Frau nicht im Bett schlafen, wenn hier die Familie Sassen ihren größten Tag hat. Kurt hat seine Eltern bereits geholt. Die einzige, die noch fehlt, bist du. Also anziehen, mein Täubchen, in zehn Minuten bin ich da.«
    Ein Knacken. Aufgehängt.
    Mit einem Seufzer erhob sich Waltraud Born und machte schnell Toilette. Als sie sich kämmte, hörte sie bereits den Wagen von Fritz. Es schellte, und sie öffnete, die Haarbürste noch in der Hand.
    »Das ist richtig!« rief Fritz Sassen fröhlich. »Die Kratzbürste mit der Haarbürste in der Hand! Ein Denkmal fast!« Er hob Waltraud hoch, schwenkte sie in der Luft herum und küßte sie auf den Mund, Nase und Augen.
    Waltraud Born befreite sich aus den Armen ihres Verlobten und trat zwei Schritte zurück.
    »Luigi Cabanazzi steckt in einer alten Laube im Bergener Bruch«, sagte sie mit einer Stimme, die alles jäh veränderte.
    Die Fröhlichkeit fiel von Fritz Sassen ab wie weggeblasen. Sein Gesicht veränderte sich total. Es wurde hart und mitleidlos.
    »Woher weißt du das?« stieß er hervor.
    »Ich habe ihn selbst gesehen.«
    »Wann?«
    »Heute nachmittag.«
    »Wir müssen sofort zur Polizei!«
    »Nein. Bleib bitte.« Waltraud Born hielt Fritz am Ärmel fest und zog ihn von der Tür zurück. »Hör mich erst an. Deine … deine Mutter hält ihn dort versteckt.«
    Über das Gesicht Fritz Sassens lief ein Zucken. Seine Augen wurden unnatürlich starr und leer.
    »Wer?« fragte er endlich. Seine Stimme kam von weit her.
    »Veronika. Sie ist seit Wochen die Geliebte Cabanazzis.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Ich weiß es seit langem. Sie hat es mir selbst vorexerziert. Als ich sie heute wieder sah, liefen sie aufeinander zu und küßten sich. Deine Mutter hält ihn versteckt, ja, du kannst nicht zur Polizei gehen, Fritz …«
    Fritz Sassen sank auf einen der Stühle und senkte den Kopf. Seine Hände verkrampften sich ineinander. »Wenn Vater das erfährt … es ist sein Tod«, stöhnte er.
    »Das fürchte ich auch, darum habe ich bis heute geschwiegen. Aber nun geht es nicht mehr … Cabanazzi lebt in der Hütte, und Veronika verpflegt ihn … mit allem …«
    »Man könnte wahnsinnig werden.« Fritz Sassen schlug beide Hände vor die Augen. So saß er eine ganze Weile, und Waltraud Born schwieg und rührte sich nicht. Nach Minuten erst hob Fritz wieder den Kopf. Seine Augen waren rot umrändert. Vater, dachte er. O Vater, das hast du nicht verdient.
    »Komm, Waltraud«, sagte er stockend und erhob sich. »Wir fahren zu uns. Wir wollen die Feier nicht torpedieren. Aber ich werde mit Veronika sprechen. Sie wird Cabanazzi der Polizei übergeben – wenn nicht, dann wird die Explosion auf Schacht V ihren Fortgang finden in der Katastrophe der Familie Sassen. Sie wird uns alle mitreißen.«

13
    Die Stimmung war fröhlich, fast ausgelassen, als Fritz Sassen und Waltraud Born in der Sassen-Villa eintrafen und hinüber in die Bibliothek gingen, wo etwas Ruhe war und ein in dieser Stimmung angenehmes Halbdunkel herrschte.
    Die Toten von Zeche Emma II, die man hatte bergen können oder die in den Krankenhäusern gestorben waren, hatte man begraben. Die fast zweihundert Bergleute, die man eingemauert hatte, wurden geehrt durch feierliche Reden und Kranzniederlegungen an den zugemauerten Stollen. Auch der letzte Weg, über den man die 53 Eingeschlossenen gerettet hatte, war wieder geschlossen worden. Das Feuer erstickte im Berg, das Gas war eingeschlossen in einem riesigen natürlichen Ballon.
    Das alles war knapp vierzehn Tage her.
    Und nun feierte man wieder.
    Die Tür sprang auf. Veronika kam herein, noch lachend über einen Witz, den sie gerade gehört hatte. Sie blieb erstaunt stehen, als sie Fritz Sassen und Waltraud in der halbdunklen Bibliothek bemerkte, und zog dann die Tür hinter sich zu.
    »Ihr seid schon da?« fragte sie. »Ich

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