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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Explosionsunglückes auf Emma II setzten ein.
    Eine Kommission war gebildet worden. Fachleute des Bergbaus und Experten der Staatsanwaltschaft berieten, wie es zu dieser Katastrophe hatte kommen können.
    Es brachen die großen Stunden von Dr. Vittingsfeld an. Seine diplomatischen Sternstunden.
    Drei Zeugen waren es, deren Aussagen den Hergang des Unglückes deutlich machten. Der eine war Franco Boltarelli, der schwerverletzte Italiener, dem es beschieden war, mit einem Bein und einem deformierten linken Arm in die Heimat zurückzukehren, gesichert zwar durch die damit erworbene Rente, aber ein Krüppel bis zu seinem Lebensende.
    Es war eigentlich ganz einfach gewesen, so simpel, wie der Tod oft auftritt.
    Luigi Cabanazzi hatte ein uraltes Bergmannsgesetz verletzt, ein Gesetz, das der Sicherheit aller unter Tage Arbeitenden diente: Es darf im Schacht nie und nirgendwo geraucht werden. Cabanazzi aber hatte geraucht. Drei Kumpels hatten es gesehen … ein Deutscher, der ihn angeschrien hatte, und zwei Italiener, die ihn auch gewarnt und zu ihm gesagt hatten: »Luigi, du bist wohl verrückt! Wenn der Steiger kommt … mach den Stengel aus!«
    Cabanazzi hatte gegrinst. Er hatte in einer Art Grotte gesessen, im Dunkeln, vom Förderschacht aus kaum einzusehen. Nur das schwache Glimmen der Zigarettenspitze in seiner hohlen Hand verriet, daß dort jemand hockte. Dann hatte er die Zigarette weggeworfen, weil wirklich ein Steiger über die Hauptförderstrecke kam, und war in den Stollen hinausgetreten. Er hatte die Kippe nicht einmal ausgetreten.
    Was dann geschah, war leicht zu überblicken. Am offenen Feuer der Zigarette mußte sich eine oder zwei Minuten später eine Dosis Methangas entzündet haben, jenes Methangas, das weggesaugt hätte werden können, wenn die Bewetterung des Schachtes V verbessert worden wäre. Es waren die Vorschläge, die Dr. Fritz Sassen, Kurt Holtmann und auch Pater Wegerich vergeblich vorgetragen hatten.
    Dr. Vittingsfeld hütete sich, die Sprache auf diese Tatsache zu bringen. Er schob die Alleinschuld geschickt auf Cabanazzi und erläuterte an Hand von Beispielen, daß der glimmende Rest einer Zigarette unter Tage sehr gut eine unvorstellbare Katastrophe verursachen konnte.
    »Es ist also ausschließlich einem einzigen Mann zuzuschreiben, daß diese Katastrophe mehr als 120 Kinder zu Halbwaisen werden ließ«, sagte Dr. Vittingsfeld mit vor Ergriffenheit bebender Stimme. »Ich will nicht darauf herumreiten, daß es ein Gastarbeiter war, aber die mangelnde Disziplin zeigt, zu welchen Katastrophen so etwas führen kann! Wir verneigen uns vor den Toten … aber ebenso wünschen wir die schärfste Bestrafung des Schuldigen.«
    Dr. Fritz Sassen sah Dr. Vittingsfeld groß an. Der Generaldirektor verstand diesen stummen Blick und wich ihm aus. Von ›mea culpa‹ hielt er nichts und er erwartete auch nicht, daß jemand aufstand und von den Anträgen sprach, die eine bessere Bewetterung gefordert hatten. Wenn es einer getan hätte, hätte sich Dr. Vittingsfeld auch dafür einen Spruch zurechtgelegt gehabt.
    Aber niemand erhob sich. Die Bergkommission und die Staatsanwaltschaft waren sich daher einig: Es galt, diesen Luigi Cabanazzi zu finden. Er war flüchtig, er wußte also um seine Schuld.
    Am selben Tag ging durch die gesamte Presse und das Fernsehen das Bild des wie ein Don Juan aussehenden Italieners um die Welt.
    Aus Italien reiste daraufhin ein gepflegter schwarzgelockter Mann nach Deutschland. In einem Abteil 1. Klasse, als Tourist mit viel Geld, nach der neuesten Mode gekleidet, perfekt deutsch sprechend, ein eleganter Herr mit den Manieren eines Gentleman. Er hieß Enrico Pedronelli und hatte in seinem Paß als Beruf ›Exportkaufmann‹ stehen.
    Das war keine Lüge.
    Er exportierte den Tod.
    Er handelte mit Mord.
    Enrico Pedronelli hatte den Auftrag, Luigi Cabanazzi zu finden und hinzurichten.
    Er reiste von München weiter nach Dortmund. Von Dortmund nach Gelsenkirchen. Dort mietete er sich in einem guten Hotel ein, besorgte sich ein Auto und fuhr nach Buschhausen. In der Wirtschaft ›Onkel Huberts Hütte‹ gewann er Anschluß an seine Landsleute aus dem Lager. Es wurde ein lauter, fröhlicher Abend. Wein wurde in großen Mengen getrunken, ein Schafskäse, den Pedronelli mitgebracht hatte, wurde geteilt, das Ganze entwickelte sich zum Besuch eines lieben Freundes. Und doch wurde an diesem Abend Luigi Cabanazzi theoretisch bereits zu Grabe getragen.
    Wenn die Zentrale in Palermo einen

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