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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zum Zahnarzt hatte er sich fein gemacht. Er trug seinen blauen, allerdings etwas abgeschabten Sonntagsanzug, ein weißes Hemd, eine rote Krawatte, und schwarze, geflochtene Schuhe. Bevor er das Lager verlassen hatte, war er sogar unter die Dusche gegangen. Nun lagen seine schönen, schwarzen Haare in lockeren Locken um den schmalen Kopf und glänzten in der Sonne wie Seide.
    Cabanazzi hatte seine erste Zigarette noch nicht zu Ende geraucht, als eine weibliche Gestalt durch den Birkenwald dahergeschlendert kam, deren Anblick ihn elektrisierte. Über dem dunkelgrünen Kleid flammten rote Haare, und wenn das volle Licht der Sonne auf die Haare fiel, war es, als trüge man eine Fackel durch den Wald.
    Cabanazzi warf seine Zigarette auf den Boden und zertrat sie. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug und heißes Blut in seine Adern pumpte. Sie ist es, dachte er gebannt. Der silberne Engel …
    Veronika Sassen blieb ruckartig stehen, als sie den Italiener am Zaun lehnen sah. Ihre grüngrauen Augen begannen zu funkeln, der Mund wurde schmal und hochmütig. Sie warf den Kopf in den Nacken, tat noch ein paar Schritte und blieb drei Meter vor Cabanazzi stehen.
    »Guten Tag«, sagte sie. Ihre Stimme klang spröde. »Was tun Sie hier?!«
    »Buon giorno, signora.« Cabanazzi verbeugte sich tief. »Isch warten –«
    »Hier ist ein Privatweg.«
    »Isch nicht weiß, signora.«
    »Auf wen warten Sie denn?«
    »Auf Sie, signora bella –«
    Dann schwiegen sie und sahen sich an. Ihre Blicke kreuzten sich, aber sie stießen nicht ab, sie verschmolzen ineinander. Veronika Sassen hob die schwarzgefärbten Brauen. Sie sagte etwas anderes, als ihre Blicke ausdrückten:
    »Sie sind von einer herausfordernden Frechheit!«
    »Si, signora.«
    »Wer sind Sie?«
    »Luigi Cabanazzi.«
    »Und wo wohnen Sie?«
    »Im Lager. Aber isch nicht Freund von Zaun.« Cabanazzi lachte. Seine weißen Zähne blitzten. Eine schwarze Locke fiel ihm in die Stirn und gab ihm das Aussehen eines erhitzten großen Jungen. Veronika Sassen bemühte sich, ihrer aufflammenden Leidenschaft Herr zu werden. Es gelang ihr nicht. Ihr Atem ging schneller. Ihre Brüste hoben sich und spannten den Seidenstoff des Kleides. Cabanazzi starrte sie an, die Finger um die Lenkstange gekrampft.
    »Sie wissen, wer ich bin?« fragte Veronika heiser.
    »Ein Engel. Eine madonna.«
    »Dann sind Sie blind!«
    Cabanazzi nickte. Er trat drei Schritte vor und ließ erkennen, was er wollte. Veronika Sassen wich ihm nicht aus, sie wehrte sich nicht, mit großen, starr werdenden Augen blickte sie ihm entgegen, sah seine schwarzen Locken, die sprühenden Augen, den sinnlichen Mund. Ihre Hände schnellten nach vorn, aber nicht zur Abwehr, sondern um die Fingernägel wie zehn scharfe Krallen in die Schultern Cabanazzis zu graben.
    »Diavola!« keuchte er und riß sie an sich. Er küßte sie, aber die Wildheit, die in ihm aufbrach, hielt sich damit nicht lange auf, er ließ sich nach hinten fallen, zog sie mit sich ins Gras, Stoff zerriß unter seinen Fingern, er spürte, wie sie ihn biß und kratzte. »Katze!« keuchte er. »Katze!« Doch als er sich wegrollen wollte, griff sie zu und klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende …
    Später, als sie sich trennten, beschimpfte sie ihn.
    »Du brauchst dir darauf nichts einzubilden«, sagte sie. »Ich will dich nie wiedersehen.«
    »Ich liebe disch«, antwortete Cabanazzi.
    »Ich nehme in Zukunft den Hund mit! Wenn ich dich hier sehe, hetze ich ihn auf dich.«
    »Du … mein Leben …«
    »Geh, du Dreckskerl!«
    »Madonna –«
    »Du Affe!«
    Cabanazzi verstummte und wandte sich ab. Er schob das Rad neben sich her und drehte sich nicht mehr nach ihr um. In diesem Augenblick hätte er sie am liebsten getötet. Aber es war klar, daß sich das bald wieder ändern würde.
    Veronika sah ihm nach, bis er zwischen den Halden verschwunden war. Dann ging sie zurück zur Villa, betrat diese durch den Hintereingang des Geräteschuppens und schloß sich in ihrem Zimmer ein.
    Sie badete sich, versteckte das zerrissene Kleid in ihrem Schrank, puderte und schminkte sich und streckte sich dann vor dem Spiegel wie ein gesättigtes Raubtier.
    Als Dr. Ludwig Sassen gegen Mittag nach Hause kam, lag seine Frau auf der Terrasse in einem Liegestuhl und las. Er küßte sie auf die roten Haare und streichelte ihr zärtlich über die Wangen.
    »Wie war's, mein Kleines?« fragte er.
    »Wie immer.« Veronika legte das Buch zur Seite.
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich war

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