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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lassen.«
    »Ich war nicht zu Hause.«
    »Das ist gelogen. Ich weiß, daß du zu Hause warst. Ich kam eine Viertelstunde später zufällig dazu, als dein Mann mit dir telefonierte. Du wolltest also nicht mit mir sprechen.«
    »Vielleicht –«
    »Warum?«
    »Warum? Warum? So fragt ein kleiner Junge, dem man ein Bonbon verweigert! Warum wohl?« Sie warf die roten Haare zurück und sah sich erneut um. Es kann nur noch ein paar Minuten dauern, dachte sie voller Angst. Sie sagte: »Alles hat einmal ein Ende.«
    »Nicht, wenn es keinen Grund dazu gibt. Wir waren acht Jahre lang glücklich und du kannst jetzt nicht einfach sagen: Ich bin nicht da!« Dr. Pillnitz atmete erregt. »Es ist mir zu dumm, an die Jahre zu erinnern …«
    »Das ist auch dumm! Einmal muß mit der Vergangenheit Schluß sein. Ich weiß, was du jetzt sagen willst, ich habe es lange genug gehört. Ich war ein kleines, dummes Mädchen und verliebte mich in den forschen Assistenzarzt Pillnitz. Aber der war bereits verheiratet, und so trafen wir uns heimlich. Zweimal stellte ich mich sogar krank, nur um von ihm vierzehn Tage lang in einem Einzelzimmer des Krankenhauses betreut zu werden. Himmel noch mal, kann man sich davon denn nie lösen? Träumst du noch immer davon? Das war einmal! Du vergißt, daß mich Sassen heiratete! Damals hast du gesagt: Das ist das Beste, was passieren kann.«
    »Seit einer Woche bist du anders.« Dr. Pillnitz kam wieder auf Veronika zu. Aber plötzlich stockte sein Schritt. Durch den Wald, sein Rad vor sich herschiebend, pfeifend und vergnügt, kam Cabanazzi den Hohlweg entlang. Veronika fuhr herum. Es hatte keinen Sinn wegzulaufen. Cabanazzi hatte sie beide bereits gesehen, er tat, als sei er ein harmloser Sonntagswanderer, nickte stumm und ging in angemessener Entfernung an Dr. Pillnitz und ihr vorüber.
    »Was macht denn der hier?« fragte der Arzt und blickte Cabanazzi nach.
    »Kennst du ihn?«
    »Einer von den Italienern. Einer von der Sorte, die man als Muster ohne Wert wieder zurückschicken sollte. So ein Bursche wie der verdirbt das ganze Ansehen seiner fleißigen und braven Landsleute. Gleich am ersten Tag mußte ich ihn aus der Ordination werfen, weil er sich erdreistete, an unserer kleinen Dr. Waltraud herumzufummeln. Stell dir das vor!«
    »Ach!« Veronika lächelte böse. »Dr. Pillnitz, der Sittenwächter. Aber seinen Chef mit dessen Frau betrügen, das kann er! Bitte, sei still! Ich weiß, du hast alte Rechte, sagst du, acht Jahre, große Liebe usw. – aber einmal ist alles ausgestanden, verstehst du!« Sie stampfte mit dem Fuß auf, und ihre graugrünen Augen sprühten vor Wut. »Mir ist dein hündischer, bettelnder Blick zuwider!« schrie sie. »Begreifst du nicht? Ich will nicht mehr! Man kann nicht immer saure Bohnen essen –«
    Dr. Pillnitz ballte die Hände in den Taschen zu Fäusten. Saure Bohnen, dachte er. Das ist sie, die rote Veronika aus der Essener Altstadt, das kleine Strichmädchen, das sich mit achtzehn Jahren unter Tarif verkauft hatte, weil es dürr und mies gewesen war und nichts gehabt hatte als ihren brandroten Schopf und das Temperament einer Wilden.
    »Man kann an sauren Bohnen ersticken«, sagte er dumpf.
    Veronika zog die schönen Schultern hoch.
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Du solltest darüber einmal gründlicher nachdenken.«
    Er wandte sich ab und ging den Weg zurück. Langsam, nach vorn gebückt. Ein Mann, der eine schwere Last zu tragen schien. Veronika sah ihm mit kalten Augen nach. Hinter einem Busch versteckt stand Luigi Cabanazzi und verriet sich durch keinen Laut, als Dr. Pillnitz nahe an ihm vorüberging.
    Veronika blieb stehen und wartete. Auch Cabanazzi ließ sich Zeit, bis er glaubte, daß zwischen ihnen und dem Arzt eine Strecke Weges lag, die alle Gefahr bannte. Dann warf er sein Rad in das Gebüsch und rannte mit ausgebreiteten Armen auf Veronika zu.
    »Bella!« rief er. »O mia bella!«
    Veronika zögerte einen Augenblick. Dann setzte auch sie sich in Bewegung und stürzte Cabanazzi entgegen. Zwischen den Birken prallten sie aufeinander, umschlangen sich, und die Flammen der Leidenschaft schlugen über ihnen zusammen. Sie sahen den Wald nicht mehr, den Himmel, das Gras, die Sonne und die Wolken, sie sahen nur noch sich, tasteten sich ab und hatten das Gefühl, es mit brennenden Fingern zu tun.
    Dr. Pillnitz sah alles. Veronika Sassens Benehmen und das Auftauchen des Italieners waren ihm auffällig genug erschienen, um Verdacht zu schöpfen. Der Stamm eines

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