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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Wahrheit sagen. Sie war es, die mich beinahe auf dem Gewissen hatte!«
    »Wie denn das?« fragte Waltraud entsetzt.
    »Ihr verdanke ich den Unfall, ich fuhr mit ihr –«
    In diesem Augenblick kam die Schwester ins Zimmer und verkündete unerbittlich: »Die Besuchszeit ist um.«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!« rief Dr. Pillnitz.
    Waltraud war aber vernünftiger und sagte: »Nein, nein, schon gut, Sie können mir das beim nächsten Mal erzählen, Bernhard. Die Schwester hat recht.«
    Pillnitz versuchte noch einmal zu protestieren, aber umsonst, Waltraud und die Schwester setzten ihren Willen durch. Ehe sich's der störrische Patient versah, war er allein in seinem Zimmer und schlief bald erschöpft ein.
    Draußen sagte sich Waltraud: Er muß phantasiert haben, soweit kann sie doch nicht gehen! Oder ist sie zu allem fähig? Aber warum? Was hat sie mit Pillnitz?
    Direktor Dr. Sassen handelte schnell.
    Durch seine Sekretärin ließ er Flugkarten und Hotelzimmer in London, Dakar und Teneriffa buchen, ließ telegrafisch seine Geschäftsfreunde benachrichtigen, daß seine Tochter Sabine einen längeren Aufenthalt auf Teneriffa nehmen wolle, und teilte den genauen Ankunftstag mit. Es war für ihn völlig sicher, daß Sabine sich seinem Willen beugen und reisen würde; es gab überhaupt gar keinen Zweifel daran.
    In seiner Villa traf er eine sehr mißmutige Familie an. Veronika hatte ihre Migräne und lag auf der brokatbezogenen Couch, Oliver maulte herum, weil er nicht nach Buschhausen zu seinen Freunden durfte, und Sabine saß auf der Terrasse und hatte verweinte, rote Augen. Dr. Fritz Sassen war nicht da, er hatte angerufen, daß er nach Gelsenkirchen zum Konzern müsse.
    »Ein schöner Tag«, sagte Vater Sassen und sah sich nach seiner Familie um. »Soll ich den Arzt rufen, Liebling?«
    »Bloß das nicht!« Veronika legte die Rechte theatralisch auf ihre Stirn. »Wenn ich schon Arzt höre! Ich habe genug von ihnen. Ich bin allergisch gegen Ärzte.«
    »Sabine!«
    »Papa?«
    »Für dich habe ich eine Überraschung.« Dr. Sassen setzte sich und sah seine Tochter streng an. Wirklich, sie ist kein Kind mehr, dachte er. Bis heute habe ich in ihr immer das kleine Bienchen gesehen und ganz vergessen, daß aus Kindern junge Mädchen und aus Mädchen erwachsene Frauen werden … Ich habe eine natürliche Entwicklung nicht registriert, und nun bin ich plötzlich mit ihr konfrontiert worden und wundere mich darüber. Sabine ist kein kleines Mädchen mehr. Sie ist erwachsen. Aber sie bleibt trotzdem meine Tochter, dachte er.
    Sabine stand trotzig in der offenen Terrassentür. Dr. Sassen spürte diesen Widerstand und er war nicht geneigt, ihn zu dulden.
    »Man hat dich angerufen?« sagte er aggressiv.
    »Das kannst du dir denken«, antwortete Sabine patzig.
    »Ich verbitte mir freche Antworten!«
    »Und ich verbitte mir, daß man hinter meinem Rücken –«
    Dr. Sassen sprang auf. »Sie verbittet sich etwas! Meine Tochter verbittet sich von ihrem Vater etwas! Du bist noch nicht zu alt, als daß ich dir nicht ein paar hinter die Ohren geben würde!« schrie er.
    Veronika legte beide Hände gegen die Schläfen. »Mein Kopf, Ludwig. Kannst du deine Familienstreitigkeiten nicht woanders austragen? Das Haus ist doch groß genug.«
    »Es geht auch dich an, Vroni!«
    »Mich? Sabine ist dein Kind – Verzeihung – deine Tochter.«
    »Ich dulde es nicht, daß sie mit einem einfachen Bergmann ein Verhältnis hat! Mein Gott, hast du denn gar keinen Stolz, Mädchen?«
    »Das habe ich ihr auch gesagt.« Veronika hob die schlanken Schultern. »Aber sie erklärt, sie liebt ihn eben.«
    »Ja!« warf Sabine ein. »Und wir werden heiraten!«
    »Dann enterbe ich dich!« polterte Dr. Sassen. »Von mir wirst du nichts zu erwarten haben. Für mich bist du dann gestorben.«
    »Kurt hat zwei starke Hände. Wir werden uns schon durchbringen! Ich brauche keinen Vater, der mich so leicht aufgibt! Der ist dann kein Verlust für mich!«
    Dr. Sassen schnaufte und stützte sich auf den Tisch. Jetzt sollte ich sie schlagen, dachte er. Jetzt habe ich ein Recht dazu. Sie hat mich angegriffen, sie hat mich beleidigt, ihren Vater, der alles für sie getan hat.
    Aber er schlug seine Tochter nicht. Das wäre denn doch zu viel gewesen.
    Veronika lächelte träge. Wie sich doch alles von selbst arrangiert, dachte sie. Er wird Sabine enterben, er wird seinen Sohn Fritz hinauswerfen, wenn er früher oder später die Sache mit dieser Waltraud Born erfährt, und es

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