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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stieg er aus und wanderte einige Kilometer zurück zu einem Waldstück. Aus diesem tauchte er wieder auf, am Steuer des verschwundenen Möbelwagens, und fuhr um Gelsenkirchen herum auf die Bundesstraße 226, die Ausfallstraße Gelsenkirchens nach Bochum. Er stellte den Wagen seitlich an die Straßeneinfassung, sah auf seine Uhr und ließ den Motor weiterlaufen.
    10 Uhr neun Minuten.
    Wenn sie um zehn Uhr pünktlich abgefahren sind, können sie bald kommen, dachte er.
    Es war ein heller, sonniger Tag mit einem blauen, wolkenlosen Himmel. Ein Tag, der heiß werden würde. Der Sommer kündete sich an.
    Cabanazzi starrte in Richtung Gelsenkirchen. Er wartete auf den gelben Krankenwagen mit den roten Kreuzen an den Seitenwänden und der Blaulichtampel auf dem Dach.
    Der Motor des Möbelwagens lief und rüttelte das große Fahrzeug im Standgang durch.

9
    Er wartete zwanzig Minuten, rauchte unruhig eine Zigarette nach der anderen und saß tief geduckt hinter dem Lenkrad, damit es Passanten nicht möglich war, ihn später beschreiben zu können. Man konnte von ihm nur eine blaue Mütze sehen, der er sich nach der Tat im Wald entledigen würde. Es würde schwer sein, zu beschreiben, wie der Mann am Steuer des Möbelwagens ausgesehen hatte.
    Endlich erblickte er von weitem den Krankenwagen, der ohne Blaulicht und Sirene fuhr. Trotzdem war das Tempo überdurchschnittlich hoch, weil das Krankenwagenfahrer nun einmal im Blut haben. Sie fahren ständig gegen die Zeit, eine nie abreißende Flucht vor dem Tod.
    Cabanazzi warf seine Zigarette aus dem Wagen, legte den 1. Gang ein und fuhr den schweren Möbelwagen quer über die Straße. Als der Wagen wie eine Mauer mitten im Weg stand, kuppelte Cabanazzi aus, zog die Bremse an und sprang aus dem Fahrerhäuschen. Geduckt rannte er zum Straßenrand und stellte sich hinter ein Transformatorenhäuschen.
    Die beiden Sanitäter auf den Sitzen des Krankenwagens wurden von Entsetzen gepackt, als sie nach einer Kurve plötzlich den schweren Möbelwagen quer vor sich stehen sahen.
    »Festhalten, Karl!« brüllte der Fahrer noch, er trat voll auf die Bremse, Augenblicke später krachte ihr Wagen schon mit aller Wucht gegen den Aufbau des Möbeltransporters. Holz, Blech und Eisen splitterten, die Sirene heulte plötzlich infolge eines Kurzschlusses auf, ein sinnloses Warnungsrufen, das jetzt zu einem verzweifelten Hilfeschrei wurde.
    In Sekundenschnelle entstand auf der Straße ein Chaos aus haltenden Autos, zu Hilfe rennenden Menschen und Trauben von Neugierigen. Aus dem völlig zertrümmerten Krankenwagen zogen ein paar Männer drei leblose Gestalten, aus dem Führerhaus die beiden Sanitäter, aus dem Transportraum eine verbogene Trage mit einer in Decken gehüllten Gestalt. Man legte die Körper neben den Trümmern auf die Straße und wartete auf die Polizei und den Unfallwagen.
    In diesem allgemeinen Durcheinander achtete keiner auf Cabanazzi. Er stand hinter dem Transformatorenhaus und beobachtete, wie man die Körper aus den Wagentrümmern zog. Er sah auch, wie man das Gesicht eines der Verunglückten mit einem Tuch bedeckte. So etwas tut man nur bei einem Toten, dachte er. Mit fahrigen Händen strich er sich über die verschwitzten Haare. Die beiden anderen werden auch gleich soweit sein, dachte er. Ihr Tod ist sinnlos. Aber wie vieles ist sinnlos auf dieser Welt!
    Er wartete nicht die Ankunft der Polizei ab, sondern nutzte die Aufregung aus, ging schnell die Straße hinunter, bog in einen Feldweg ab und erreichte den Wald, in dem er den Möbelwagen versteckt gehalten hatte. Dort vergrub er die Mütze und die Handschuhe, die er am Steuer getragen hatte, wanderte dann weiter durch den Wald, traf auf eine Nebenstraße und sah an einer Kreuzung das Schild einer Bushaltestelle. Dort wartete er zehn Minuten, stieg in einen Bus nach Wattenscheid und fuhr mit dem zufriedenen Gefühl durch das Land der Zechen und Kleingärten, seinen Auftrag gut ausgeführt zu haben.
    Von Wattenscheid aus gab er ein Telegramm nach Ischia auf. Der Text war kurz: »Alles in Ordnung stop Überweisung kann erfolgen stop C.«
    Veronika las sieben Stunden später beim 5-Uhr-Tee auf der Terrasse des Hotels dieses Telegramm. Oliver badete im Planschbecken des Hotels.
    Wie war dies so schnell möglich, dachte sie und hielt das Telegramm über die Flamme ihres Feuerzeuges. Die verkohlten Überreste zerrieb sie in einem großen Aschenbecher zu schwarzem Staub. Es konnte eine Lüge sein, dieses Telegramm. Überweisung kann

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