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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beizuwohnen, ballten sich jetzt die Fans um den eigenen Fußballplatz.
    In den beiden Kabinenhäusern wurden die letzten Anweisungen gegeben. Theo Barnitzki, der Star, hatte sich für seinen Heimatverein freigemacht und spielte im Sturm Linksaußen. Willis-Bums, nicht aktiv, sondern als Stimmungsmacher tätig, hielt einen großen Vortrag über die Schande, die über Buschhausen hereinbrechen würde, wenn das Spiel gegen die Itacker verlorenginge. Das gleiche sagte auch der Vorsitzende, Immobilienmakler Hampel.
    »Nicht hart spielen, Jungs! Immer fair! Aber wenn's gefährlich wird, säbelt sie um! Schiedsrichter ist der Tomaschewski aus Herne. Der kennt mich gut. Der guckt im richtigen Moment zur Seite! Und keine Unsportlichkeiten, verstanden. In Buschhausen lebt noch die Tradition des Fußballs! Also los – zeigt es den Italienern!«
    Einen etwas anderen Vortrag hielt Pater Wegerich in fließendem Italienisch in der Kabine nebenan.
    »Es wird hart werden, Freunde, das wißt ihr«, sagte er. »Spielt wie immer und laßt euch nicht provozieren. Wenn die Kerle euch die Beine wegsäbeln, säbelt nicht zurück. Umdrippelt sie, setzt sie matt mit weiten Querpässen, vergeßt nicht euer Kopfballspiel. Darin sind die Buschhausener schlecht, ich habe sie beim Training beobachtet. Und vor allem: Haltung bewahren, Freunde! Die Buschhausener sollen Respekt vor euch bekommen. Schlägerkameraden finden sie überall, aber Fußballkönner, die suchen sie! Und das seid ihr!«
    Unter großem Geschrei des Publikums liefen die beiden Mannschaften auf das Spielfeld. Die Buschhausener standen um den Rasen wie eine schwarze Mauer. Auf der Ehrentribüne saßen Vorsitzender Hampel, die Pfarrer beider Konfessionen, der Schulrektor, der Apotheker, zwei Ärzte, Fritz Sassen und Waltraud Born, die heute ihr erstes Fußballspiel am Spielfeldrand miterlebte. Bisher hatte sie sich immer nur auf den Fernsehschirm beschränkt.
    Schiedsrichter Tomaschewski aus Herne machte es genau wie bei einem Länderspiel. Er wollte die Wimpel austauschen lassen. Dabei ergab sich die erste Panne für die Buschhausener. Die Italiener hatten einen herrlichen neuen Wimpel. Die Landesfarben Italiens grün-weiß-rot und darauf, modern stilisiert, die Seilscheibe des Förderturms von Emma II. Theo Barnitzki, der Spielführer der Buschhausener, stand mit leeren Händen da. Man hatte keinen Wimpel.
    »So eine Scheiße!« sagte Immobilienmakler Hampel laut. »Das hätte mir der Tomaschewski auch eher sagen können!«
    Nach dem einseitigen Wimpeltausch kam der Anpfiff.
    Das Spiel lief.
    Und wie es lief!
    Der Fußballplatz von Buschhausen wurde zu einem Hexenkessel. Plötzlich waren alle Fahnen da, die sonst über das Ruhrgebiet verteilt an den Sonntagen in den großen Stadien geschwenkt wurden. Alle Trompeten gellten über das Spielfeld, Kinderrasseln und Trommeln lärmten dazwischen, und über allem brausten die Sprechchöre mit den ermutigenden Ermahnungen: »Ra-ra-ra – Buschhausia! Ein Tor! Ein Tor! Ein Tor!«
    Die italienischen Zuschauer, ein kleiner Block hinter dem eigenen Tor, wagten sich im Vergleich dazu kaum bemerkbar zu machen. Man soll eine Herde Wasserbüffel, sagten sie sich anscheinend, nicht reizen; sie gelten als die gefährlichsten Tiere.
    Das erste Tor fiel in der 17. Minute. Und zwar gegen Buschhausen. Der italienische Halbrechte Giacomo Dudelli erzielte es mit einem unhaltbaren Direktschuß unter die Querlatte.
    Ein Geheul wie aus tausend Sirenen begleitete diese Schande. Häusermakler Hampel warf seinen Hut auf den Boden und trat auf ihm herum. Theo Barnitzki röchelte, am Spielfeldrand stand Willis-Bums und brüllte: »Abseits! Abseits!« Man gab ihm recht, obwohl jeder gesehen hatte, daß es ein reguläres Tor gewesen war.
    Die Wogen wurden erst wieder etwas ruhiger, als Pater Wegerich sich auf die ›Reservebank‹ setzte, feierlich in seiner Soutane.
    In der 28. Minute erfolgte der Ausgleich. Barnitzki zeigte einen herrlichen Fallrückzieher und brachte dadurch den Ball im italienischen Netz unter. Vergeblich streckte sich der katzengleiche Sagrinelli im Tor.
    Jubel! Triumphgeheul! Sprechchor: »Noch ein Tor! Noch ein Tor!« Die Trompeten schmetterten, die Fahnen leuchteten. Die Hölle hatte Ausgang.
    In der 2. Halbzeit kam die Tragödie. Drei Minuten nach dem Anpfiff schlug es wieder im Buschhausener Tor ein. Ein Kopfball von Mittelstürmer Arengo. Und dann ein drittes Mal … durch einen Elfmeter, kurz und trocken in die linke obere Ecke

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