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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vielleicht noch zwei oder drei Wochen – oder vier. Aber ich gehe. Ich verspreche es Ihnen. Mir gefällt es sowieso nicht hier. Ich möchte auswandern, am liebsten nach Südamerika. Ich möchte hier noch so viel verdienen, daß ich die ersten Monate drüben leben kann, bis ich dort etwas Neues habe.«
    »Und das ist nicht wieder ein Trick, Cabanazzi?«
    »Nein, Padre, ich schwöre es.«
    »Himmel nochmal, schwöre nicht! Gott könnte ohnmächtig werden!« Pater Wegerich gab Cabanazzi die Hand. »Ich fürchte, es hat keinen Sinn, dir ins Gewissen zu reden, weil du keines zu haben scheinst. Aber ich möchte dir eines sagen: Wir haben in Zusammenarbeit mit dem italienischen Arbeitsministerium die Möglichkeit, dich über die Grenze abschieben zu lassen. Über die Grenze nach Italien!«
    Cabanazzi nickte. »Ich weiß es, Padre.«
    »Ich frage mich, was mit dir ist. Hast du Schwierigkeiten in Italien? Kannst du nicht in deine Heimat zurück? Ja?«
    Cabanazzi schwieg verbissen.
    »Habe ich recht, Luigi?«
    »Wenn Sie mich zurückholen, Padre, werden Sie mein Mörder«, sagte Cabanazzi leise.
    Pater Wegerich schwieg betroffen. Ich habe es geahnt, durchfuhr es ihn. Einmal habe ich es schon geträumt: Buschhausen wird eines Tages in den Bannkreis der Mafia geraten. Gnade uns Gott, wenn das Wahrheit würde.
    »Ich will dir helfen«, sagte Pater Wegerich nach einer Weile. »Ich will versuchen, zu erfahren, wie du am besten und schnellsten über den Ozean kommst.«
    »Danke, Padre.« Cabanazzi verbeugte sich. »Aber ich kann für mich allein sorgen. Doch ich verspreche Ihnen, der Madonna eine Riesenkerze zu opfern, wenn ich den Boden Südamerikas betrete.«
    Er ging aus dem Zimmer und Pater Wegerich hatte das Verlangen, mit Weihrauch das Zimmer auszuräuchern, als sei er mit dem Satan selbst in Berührung gekommen. Es war ein ganz starkes Gefühl, das er sich nicht erklären konnte.
    Ein Zufall kam zu Hilfe und beschleunigte den Plan Cabanazzis. Eines Morgens, etwa eine Woche nach dem Gespräch mit Pater Wegerich, hörte er im Untersuchungszimmer des Zechenreviers Dr. Waltraud Born telefonieren. Er stand im Nebenraum und konnte durch die angelehnte Tür jedes Wort gut verstehen. Zunächst war er gekommen, um sich Tabletten gegen Kopfschmerzen verschreiben zu lassen, nun, nach diesem Gespräch, entschloß er sich, sein Leiden zu ändern, und drückte beide Hände auf den Magen.
    Waltraud Born telefonierte mit Dr. Pillnitz in der Gelsenkirchener Klinik.
    »Es ist erreicht!« sagte Dr. Pillnitz. »Ich komme nach Bochum! Dort wird man meinen Haxen wieder hinkriegen! Wenn nicht, wandere ich weiter nach Köln zu Prof. Hackenbroich.«
    »Gratuliere, Bernhard!« sagte Waltraud Born. »Ich drücke Ihnen beide Daumen für Bochum. Wann geht es denn los?«
    »Am Montag nächster Woche. Um zehn Uhr.«
    »Am Montag nächster Woche, um zehn Uhr. Dann will ich nochmal den Daumen drücken, daß der Montag ein guter Tag sein wird für Sie.«
    Cabanazzi lächelte breit. »Montag, um 10 Uhr, nach Bochum«, wiederholte er leise. Es wird ein Unglücksfall wie hundert andere im Ruhrgebiet sein, dachte er. Es wird ein perfektes Verbrechen werden.
    Die Untersuchung durch Waltraud Born war gründlich und brachte kein Ergebnis.
    »Glauben Sie mir, signora dottore«, klagte Cabanazzi, »seit vier Tagen … großes Schmerz … bis zum Rücken … nachts immer kotzen … und dann Bauch wie Feuer … Einmal sogar Blut bei kotzen …«
    »Ich kann nichts finden.« Waltraud Born drückte noch einmal Magen, Bauch und Unterbauch ab. Milz, Galle, Leber ließen keinerlei Veränderungen erkennen. Ein Magengeschwür konnte sich allerdings geöffnet haben, aber dann hätte Cabanazzi dort auch druckempfindlich sein müssen. Er zeigte jedoch keinerlei Reaktionen.
    »Ich schicke Sie zu einem Facharzt«, sagte Waltraud Born und ging zum Schreibtisch, um die Überweisung auszufertigen. »Gehen Sie mit diesem Zettel zu Dr. Bungert in Gelsenkirchen-Buer. Er ist Knappschafts-Arzt und Facharzt für Inneres. Am besten fahren Sie Freitag gleich hin.«
    Cabanazzi nahm seine Überweisung und lächelte Waltraud Born dankbar an.
    »Mille grazie, signora dottore –«
    Am Freitag fuhr Cabanazzi nicht nach Gelsenkirchen-Buer. Dafür wurde an diesem Freitag ein Lastwagen gestohlen, der Wagen eines Spediteurs aus Castrop-Rauxel. Die Polizei suchte vergeblich. Der Wagen war wie vom Erdboden verschwunden.
    Am Montag fuhr Cabanazzi mit der Bahn nach Gelsenkirchen. Eine Station vorher

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