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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Lavinia kam? Und falls sie sich irrte, würde er ihr je vergeben, seinen Freund verdächtigt zu haben?
    Sie war hergekommen, um nach etwas zu suchen, nach irgendwas, das ihren Verdacht erhärten konnte.
    Zu ihrem Erstaunen war Jackhams Büro nicht abgesperrt. Dass sie es so leicht haben sollte, ließ sie verblüfft zögern. Dann schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Sie sah Gespenster, es war keiner da. Sie trat ein und entzündete die Kerze.
    Das Büro war spärlich möbliert und eindeutig von einem Mann. Ein schöner Schreibtisch und ein altes Sofa, das nach unbequemen Sprungfedern aussah. Stapelweise Unterlagen, die die Phantasie anregten. Ob auf diesen Seiten eine Unterschlagung verzeichnet war?
    Aber das wäre in den Augen der Liars wohl eine lässliche Sünde. Das Einzige, was dieser bunte Haufen aus Patrioten und Kriminellen nicht verzieh, war, wenn einer sie an den Feind verkaufte.
    Und diese Transaktion wäre in keinem Geschäftsbuch verzeichnet.
    Aber wo konnte sich der Beweis dann finden? Ein professioneller Dieb benutzte sicher nicht die gängigen Verstecke wie Safes, doppelte Schubladenböden, lose Bodendielen. Phillipa ging zum Sofa und setzte sich auf die Kante eines Polsters. Von hier aus konnte sie den ganzen Raum überblicken.
    Was würde sie tun, um etwas vor Profi-Spionen zu verstecken? Noch so eine falsche Wandvertäfelung? Das war für die Liars nichts Besonderes. Ein lockerer Stein am Kamin? Sie bewegte sich zu der kalten Feuerstelle und prüfte den Marmor eingehend. Alles fest vermauert.
    Entmutigt kehrte sie zum Sofa zurück. Eine Sprungfeder bohrte sich durch die Hose in ihr Hinterteil. Sie wechselte die Position und fragte sich mürrisch, wie jemand an einem so alten Möbelstück festhalten konnte. Der Club konnte es sich doch sicher leisten, Jackhams garstiges altes –
Sofa.
Sie sprang auf und betrachtete das Stück misstrauisch. In der Tat, warum?
    Sie boxte enthusiastisch in die Polster, zog alle losen Kissen auf den Boden und knetete sie sorgfältig durch. Nichts. Sie wollte es lieber nicht riskieren, sie aufzuschlitzen, bevor sie nicht alle anderen Möglichkeiten geprüft hatte. Schließlich packte sie das Sofa und hievte es von der Wand weg.
    Die Rückseite war verschlissen und verstaubt, aber die Reißzwecken sahen noch gut aus. Phillipa kniete sich hinter das Sofa und tastete jeden Millimeter nach etwas ab, das auf ein Geheimnis hindeutete.
    Als sich ihre Finger der Unterkante der Polsterung näherten, spürte sie etwas knistern. »Pferdehaar knistert aber nicht, Mr. Jackham«, murmelte sie, während sie sie weiter hinunter gleiten ließ. Da war etwas unter dem Stoff, es musste ja irgendwo hineingeschoben worden sein …
    Unter dem Sofa, wo sie nicht mehr hinsehen konnte, ertasteten ihre Fingerspitzen einen losen Faden. »Ah, ja.« Sie griff weiter hinunter und fand noch ein paar andere. Dann entdeckte sie ihn: einen Schlitz im Damast wie von einer Rasierklinge. Nur die herunterhängenden Fäden hatten sie aufmerksam werden lassen.
    Das Sofa stand auf Beinen aus undefinierbarem Holz. Sie legte sich auf den Rücken und steckte den Kopf darunter, um sich die Öffnung anzusehen. Der Schlitz war so groß, dass ihre ganze Hand hineinpasste. Sie schob sie also hinein und tastete sich nach oben, wo es vielversprechend knisterte.
    Unter dem Sofa lagen riesige Staubflocken. »Mr. Stubbs, Sie haben Ihre Pflichten vernachlässigt«, murmelte sie und kämpfte gegen den Niesreiz an.
    »Ich werde es ihm ausrichten«, schnarrte eine Stimme über ihr. »Denn ich bezweifle, dass Sie ihn Wiedersehen werden.«
    Verdammt und zugenäht!
Ihr hätte klar sein müssen, dass Jackhams Büro nur deshalb nicht abgesperrt war, weil Jackham sich noch im Club aufhielt.

35. Kapitel
    Phillipas Zimmer war leer. Das Bett war unberührt, das Nachthemd lag ordentlich auf dem Kopfkissen, und ihre einzigen beiden Kleider hingen an den Haken an der Wand. James stand in der Mitte des stillen Zimmers und war so fassungslos, dass er nicht einmal fluchte.
    Er hatte mit ihr reden wollen – um ehrlich zu sein, er hatte mit ihr reden und sie anfassen wollen. Und jetzt das. Sie war mitten in der Nacht unterwegs, als Phillip verkleidet; und den Grund kannte nur sie.
    Er prüfte seine Gefühle. Er hegte keinen Argwohn. Keinen Zweifel.
    Er hatte nur Angst.
    Er kehrte in den Gang zurück. Seine Kerze flackerte in der Zugluft. Als er sie automatisch mit der Hand schützte, fiel ihr Schatten bis zum Ende des Gangs, wo sich die

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