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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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der Stille vor Tagesanbruch klangen seine Füße auf dem Kopfsteinpflaster wie Vogelgeflatter. James schaute ihm nach. Der Bursche war vertrauenswürdig, er hatte ihn schon oft als Boten eingesetzt; eines der vielen unsichtbaren Straßenkinder hier in der Gegend.
    Es würde nicht lange dauern, bis Dalton kam und Clara mitbrachte, die sich um Robbie kümmern würde. Dennoch konnte James die Angst kaum noch ertragen. Phillipa war in Gefahr, und er hatte keine Ahnung, wo er nach ihr suchen sollte.
    Nur eines wusste er: Alle Wege führten zu Lavinia.
    Sollte er Lavinia aufsuchen? Lavinia war gerissen genug gewesen, ihn auf einem Fischerboot gefangen zu halten. Sie würde doch nicht den Fehler begehen und Phillipa bei sich zu Hause einsperren, oder?
    Verdammt, war er nun ein Spion der Krone oder war er es nicht? Ihn überkam plötzlich eine Sicherheit, die all die Verwirrung und Selbstzweifel von vielen Monaten wegwischte. Die unbekümmerte Abenteuerlust und die Zielstrebigkeit, die all seine früheren Missionen ausgezeichnet hatten, waren mit einem Mal wieder da.
    Er hätte vor Erleichterung fast laut aufgelacht.
    Hallo, Griffin. Wir haben dich vermisst.
    Er hatte gerade beschlossen, es zu riskieren und in Lavinias Haus einzudringen, als ein anderes Kind angelaufen kam.
    »Ich hab eine Nachricht für jemand aus dem Club, Sir.«
    Der Junge war atemlos und erschöpft. James zog noch ein paar Münzen aus der Tasche, während der Junge die Nachricht herauskeuchte. »Der hinkende Mann ist in Richtung Westen unterwegs. Scarlet Hart. Der Karottenkopf ist bei ihm.«
    Feebles.
    »Gott sei Dank«, keuchte James. Er wies auf die Stufen vor dem Club. »Ein Gentleman und eine Lady werden in Kürze hier eintreffen. Sag ihnen, was du mir gesagt hast, und du bekommst ein volles Pfund Sterling.«
    Das Kind nickte und setzte sich willig hin. James beäugte den Jungen. Er kannte ihn nicht. »Die Lady ist sehr großzügig. Du solltest unbedingt auf sie warten.« Er hoffte, den Jungen so zu ködern, denn er selbst konnte nicht länger stillhalten. Die Liar-Regeln besagten, dass er auf Verstärkung warten musste, aber es war ihm nicht möglich.
    Er ermahnte den Jungen ein letztes Mal, dann machte er sich auf den Weg und nahm die erste Mietdroschke, die er sah. Er musste sich an Feebles Fersen heften.
    Wenn Feebles Jackham bloß nicht wieder verlor.
    Phillipa hatte die Orientierung verloren. Sie kannte London nicht gut genug und wusste nicht, wo genau Jackham sie hingebracht hatte. Sie standen in einem leeren Haus, das sich in einer Gegend befand, die vornehm, aber heruntergekommen wirkte. Jackham hielt sie an einem Arm fest, den ganzen Weg schon. Er mochte mit seinem Hinkebein schwächlich erscheinen, aber seinen Händen fehlte es nicht an Kraft.
    In seiner anderen Hand befand sich ein Pistole, die mehr oder weniger auf ihren Kopf gerichtet war, seit sie im Club aufgeschaut und ihn über sich hatte aufragen sehen. War es eine Stunde her? Länger?
    Die Gefahr, in der sie sich befand, machte es ihr schwer, die Zeit abzuschätzen, und im Haus hier gab es keine Uhr.
    Und auch keine Möbel. Das Haus war eine leere Hülle, wofür auch der Hall sprach, den ihre Schuhe auf den bloßen Holzdielen verursachten. Jackhams einzige Kerze gebot der Dunkelheit Einhalt. Der Raum, in dem sie sich befanden, war vermutlich ein Salon. Es waren nur die schweren Vorhänge vor den Fenstern geblieben, was Phillipa das unangenehme Gefühl vermittelte, dass nichts, was hier vor sich ging, zu sehen sein sollte.
    Phillipa räusperte sich. »Worauf warten Sie?«
    Jackham sagte nichts. Er sah sie nicht einmal an.
    Also, das war schon sonderbar. Phillipa hatte zwar keine große Erfahrung mit Schurken, doch sie hatte immer gemeint, es seien redselige Kerle, die noch eine Menge loswerden wollten, bevor sie ihre Opfer zur Strecke brachten.
    Vielleicht hatte sie auch nur zu viele schrille Romane gelesen.
    Endlich drang etwas durch die Stille, die mittlerweile wie Trommelschlag in Phillipas Ohren pochte. Ein Klicken und ein Rasseln signalisierten ihr, dass die Eingangstür aufging. Ein Rechteck aus Morgenlicht fiel in die Eingangshalle und ließ Jackhams Kerze verblassen.
    Es war später, als sie vermutet hatte. Bald würde im Club jemand merken, dass sie fort war. Hätte sie nur sicher sein können, dass James die Gefahr begriff, in der sie schwebte. Aber Agatha und Clara würden doch bestimmt dafür sorgen, dass man nach ihr suchte?
    Doch ihre Hoffnung schwand, als ihr

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