Die Schöne des Herrn (German Edition)
ihr Lammkoteletts, vielleicht sagt ihr einfache Kost mehr zu, mit einem leckeren Kartoffelbrei und einem schönen frischen Salat mit Estragon, wo doch ein bisschen Estragon den Salat erst richtig schmackhaft macht, probieren Sie mal, Madame Ariane, werd ich zu ihr sagen, nur zwei kleine Koteletts, die stärken das Blut, der Doktor, wo ich immer die Tür aufmachte, hat mir mal gesagt, wenn man nicht isst, wird das Blut zu dick, und dann hat es keinen Platz mehr, und das geht auf die Drüsen, hat mir der Doktor gesagt, aber jetzt muss ich mich beeilen, ich will Sie nicht kränken, aber Sie halten mich auf, hat mich gefreut, dass Sie da waren, aber jetzt auf Wiedersehen, danke für den Besuch, ist mir immer ein Vergnügen, kommen Sie doch vielleicht heute Abend auf einen Sprung bei mir vorbei, dann trinken wir ein Tässchen Kaffee.«
LVI
»Psst, seien Sie still, ich werde Ihnen alles erzählen, es gibt was Neues, sie geht mit jemand, sehen Sie, ich hab mich nicht getäuscht, wie ich Ihnen gestern gesagt hab, da steckt ein Mann dahinter, dieser stille Kummer, ich war die ganzen Tage davor wirklich zu dusselig, dass ich nichts gemerkt hab, aber schließlich ist sie die Nichte von Mademoiselle Valérie, und sie wollte sich nichts anmerken lassen und hat deshalb immer alles auf die Kopfschmerzen geschoben, aber dann ist mir ein Licht aufgegangen, wo sie mich doch gefragt hat, ob der Briefträger schon da gewesen ist, und da hab ich mir gesagt, ich rieche den Liebesbraten, erinnern Sie sich, ich hab es Ihnen gleich gesagt, weil einem alten Affen wie mir wird sie das Grimassenschneiden nicht beibringen, also fangen wir mit dem Anfang an, vorhin, um acht, wie ich gerade anfangen wollte, meine Küchenfenster zu putzen, die wo vom Regen ganz schmutzig waren, da klingelt es an der Tür, und es war ein Telegramm, und ich hab es ihr natürlich gleich gebracht, und so schnell bin ich hinaufgerannt, dass ich mir auf der Treppe beinah das Bein gebrochen hätte, und kaum hat sie ihr Telegramm gelesen, da macht sie einen Sprung aus dem Bett wie eine Zirkusakrobatin, rennt ins Badezimmer und ruft mir zu, sie hat keine Zeit, es mir zu erklären, sie muss gleich weg, sie wird es mir später erklären, aber vorher hat sie noch schnell ihr Telegramm in die Pyjamatasche gesteckt, von dem, wo die Jacke zu kurz ist, sie hat einen Hintern wie ein Engel des Himmels, jedenfalls läuft sie im Galopp zu ihrer Badewanne und hüpft dabei so, dass das Telegramm auf den Boden fällt, und da hab ich mir überlegt, dass ich doch die Verantwortung hab und wissen muss, was da drin steht, eine Frage der Pflicht, wo sie doch eine junge Waise ist, dass ich sie beraten und ihr helfen kann, wenn es eine schlimme Nachricht ist, wenn es auch nicht danach aussah bei all dem Gehüpfe, um bloß schnell in ihr kochend heißes Bad zu kommen, wie kann man nur in so heißes Wasser steigen, dass man rot wie ein Krebs wieder rauskommt, also, um es kurz zu machen, nachdem ich telefoniert hatte, um ein Taxi zu bestellen, wo sie mir das doch aus ihrer dampfenden Brühe noch zugeschrien hat, sofort ein Taxi, o là là, ich hasse das Telefonieren, man muss immer so schreien, dass sie einen verstehen, das bringt mir das Blut in Wallung, Gott sei Dank hab ich die Wechseljahre hinter mir, also, nachdem ich telefoniert hatte, bin ich wieder leise raufgegangen und hab auf das Telegramm geschaut, während sie in ihrem Bad saß, wo es doch meine Pflicht war, und sieh an, der arme Didi muss ganz schöne Hörner haben, na ja, was soll ich Ihnen sagen, wahrscheinlich hat er sie nicht befriedigt, also das Telegramm war von ihrem Freund, und er teilte ihr mit, dass er am 25. wieder da ist, und dazu Liebesworte, sag ich Ihnen, es juckt mich vor Ungeduld, sag, juckt es dich nicht auch, ja, das stand da drin, na ja, nicht wörtlich, vom Jucken stand nichts drin, er hat es poetisch ausgedrückt, mit vornehmen Worten, aber das war gemeint, und wo ich schon mal dabei war, hab ich auch ein bisschen in ihre Schublade geschaut, während sie im Bad war, in die Papiere, die wo sie da drin hat, dass ich endlich weiß, was vorgeht, schon wegen meiner Verantwortung, und das Taxi, in dem sie weg ist, ohne mir zu sagen, warum, aber es war ja sonnenklar, um schnell eine Liebesantwort zu schicken, oh, komm schnell, mein Liebling, es juckt mich, also, um auf das Heft in der Schublade zurückzukommen, wo ich drin gelesen hab, um Bescheid zu wissen, in allen Ehren versteht sich, das waren richtige
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