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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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immer noch die Fontanelle eines Babys Stop Geliebter rauchen Sie bitte nicht zu viel nicht mehr als zwanzig am Tag und wenn die Nächte kühl sind ziehen Sie einen leichten Mantel an Stop Verzeihung für die Einmischung Stop habe niemals einen Ehering getragen aber werde einen kaufen und ihn tragen wenn ich allein bin und Ihre Frau vor Gott Stop verstehe durchaus nicht warum Sie so lange in Paris sind und mir keine Hoteladresse angeben wo ich Sie hätte anrufen oder sogar besuchen können denn Sie verbringen ja Ihre Nächte in den Hotels selbst wenn Sie jeden Tag die Stadt wechseln Stop nun ja morgen sind es nur noch zehn Tage und am 24. August werde ich mir im Bett sagen morgen sehe ich ihn und das und das wird geschehen Stop ich gehöre ganz Ihnen und bin was Sie wollen Ihr Kind Ihre Freundin Ihr Bruder und am 25. August deine Frau mit vielen Ausrufungszeichen Stop ich war so unglücklich und weinte und blieb im Bett und hatte keinen Hunger jetzt habe ich Hunger aber vor allem darauf dass Sie mich so fest in die Arme nehmen dass ich wunderbare blaue Flecke bekomme Stop am 25. August wird es sehr guten Tee geben aber ich werde ihn nicht verschütten auch nicht wenn ich knie wie an dem Abend als ich mich vor meinem Prinzen der Nacht hingekniet habe Stop telegrafieren Sie zurück und sagen Sie mir dass du mich liebst und wann Sie am 25. August ankommen Geliebter Stop jedes Mal wenn Sie in diesen 11 Tagen an mich denken sagen Sie sich dass sie Sie liebt und Sie erwartet und das wird jedes Mal wahr sein Ariane ihres Herrn.«

    Das Schreckliche war, dem Schalterbeamten gegenüberzutreten, der diese Formulare mit Feindseligkeit lesen würde, denn er war alt. Schrecklich, wie eine Angeklagte vor ihm stehen zu müssen, während er die Worte zählte und sie innerlich kritisierte. Egal. Sie lief auf ihn zu. Aber sie verfing sich in ihrem jetzt am Boden schleifenden linken Strumpf, stürzte hin, stand wieder auf und prüfte ihre Zähne. Nichts abgebrochen. Gott, ich danke dir. Dann schloss sie die Augen, um nicht gesehen zu werden, hob den Rock hoch, befestigte ihren Strumpf am Strumpfhalter, lief zum Schalter und strahlte den widerlichen, kartoffelnasigen Alten mit einem bezaubernden Lächeln an, um sich seine Nachsicht zu erkaufen.
    Nachdem sie bezahlt hatte, ganz rot vor Verlegenheit, eilte sie im Laufschritt hinaus, rannte mit verschämten Grimassen die Treppe hinunter, trat in einen Lebensmittelladen gegenüber der Post, kam mit einem Paket Kekse wieder heraus, hielt ein Taxi an und gab die Adresse an. Kaum saß sie im Taxi, öffnete sie das Paket und teilte den Keksen mit, dass sie verspeist würden. Es half nichts, man musste das Beste aus dem Unglück machen. Während dieser elf Tage Vorbereitungen treffen, um bei seiner Rückkehr von erlesenster Eleganz zu sein, denn in seinem Telegramm hatte er nur »elegant«, nicht »sehr elegant« geschrieben. Also ihre Kleider durchsehen, die unvollkommenen weggeben und ein oder zwei bei diesem neuen Couturier bestellen, von dem man so viel Gutes hörte. So würde die Zeit schnell vergehen. »Fünfundzwanzigster August«, sagte sie zum ersten Keks.

LVIII

    Mariette saß in der Küche, glättete ihre Schmachtlocke und las
Keusch und entehrt
, einen Roman, den ihr das Zimmermädchen der Nachbarn geliehen hatte, eine lange schwarze und gravitätische Heuschrecke, die an krankhaftem Schluckauf litt. Sie war gerade bei der stolzen Antwort der armen, aber ehrbaren Heldin angelangt und blätterte mit so viel Schwung um, dass die Kaffeetasse zu Boden fiel. »Scherben bringen Glück«, sagte sie in einem ruhigen Ton, der ihre Unabhängigkeit bestätigen sollte und auch, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die sich wegen einer solchen Kleinigkeit aufregten.
    Mit einem kleinen Besen und einer Schaufel fegte sie die Scherben zusammen und leerte sie in einen Eimer, erklärte, es sei immer noch besser als ein Beinbruch, setzte sich wieder und las weiter. Sie war gerade bei der Stelle angelangt, wo der böse Marquis entlarvt wird, als die Eingangstür knarrte, worauf sie sogleich das Buch zuklappte und es in ihren Nähkorb unter eine begonnene Arbeit steckte. »Aha, die Geheimniskrämerin ist zurück, der werd ich was erzählen, Sie werden sehen, das wird sie mir büßen«, murmelte sie und griff zur Rechtfertigung nach einem Besen.
    »Ach, da sind Sie ja, Madame Ariane, ich hatte Sie gar nicht gehört. Dieses Telegramm war doch hoffentlich keine schlimme Nachricht?«
    »Nein, keine

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