Die Schöne des Herrn (German Edition)
wir haben ihre schändlichen Anschuldigungen so oft gehört dass sie uns in verzweifelte Versuchung geführt haben daran zu glauben es ist ihre diabolische Sünde uns in verzweifelte Versuchung geführt zu haben uns selbst ungerechterweise zu hassen in verzweifelte Versuchung uns unseres großen Volkes zu schämen in verzweifelte Versuchung auf den grauenhaften Gedanken zu kommen wir würden es da sie uns dermaßen und überall hassen wohl nicht besser verdienen aber bei Gott ich weiß dass wir es nicht verdienen und dass ihr Hass nur der dumme Sippenhass auf den Andersgearteten ist und auch Hass aus Neid und auch der animalische Hass auf den Schwachen denn wir sind zahlenmäßig schwach und sind es überall und die Menschen sind nicht gut und die Schwäche zieht die verborgene angeborene bestialische Grausamkeit an und stachelt sie an und es ist vermutlich angenehm die Schwachen zu hassen die man ungestraft beschimpfen und schlagen kann o mein Volk mein leidendes Volk ich bin dein Sohn der dich liebt und verehrt dein Sohn der nie müde wird sein Volk zu preisen das treue Volk das mutige Volk das unbeugsame Volk das in seinem heiligen Marktflecken dem Rom der Cäsaren die Stirn geboten und sieben Jahre lang das mächtigste aller Reiche hat erzittern lassen o meine Helden die neunhundertsechzig Belagerten in Masada die sich alle am ersten Tag des Osterfestes im Jahre 73 das Leben genommen haben anstatt sich dem römischen Sieger zu ergeben und seine verachtungswürdigen Götter anbeten zu müssen o meine in so vielen Gefangenschaften in so vielen fremden Ländern hungernden Nomaden die ihre zähe Hoffnung durch die Jahrhunderte schleppten und die sich weigerten sich jemals mit den Völkern des Exils zu vermischen und sich zu verlieren o mein stolzes Volk das eifersüchtig um sein Überleben und die Bewahrung seiner Seele kämpfte Volk des Widerstands eines Widerstands der nicht ein Jahr nicht fünf Jahre nicht zehn Jahre dauerte sondern Volk des Widerstands der zweitausend Jahre dauerte welches andere Volk hat so lange Widerstand geleistet ja zweitausend Jahre Widerstand mögen die anderen Völker sich daran ein Beispiel nehmen o all meine Väter im Laufe der Jahrhunderte die die Massaker dem Verrat vorzogen und den Scheiterhaufen der Verleugnung die bis zum letzten Atemzug in den Flammen die Einheit Gottes und die Größe ihres Glaubens verkündeten o all die Meinen des Mittelalters die den Tod der Konversion vorzogen in Verdun-sur-Garonne in Carentan in Bray in Burgos in Barcelona in Toledo in Trient in Nürnberg in Worms in Frankfurt in Speyer in Oppenheim in Mainz in ganz Deutschland von den Alpen bis zur Nordsee all meine Tapferen die ihre Frauen und Kinder umbrachten und anschließend sich töteten oder den Würdigsten beauftragten sie alle nacheinander zu töten oder ihre Häuser in Brand setzten und sich mit ihren Kindern in den Armen in die Flammen stürzten und dabei Psalmen sangen o meine starrsinnigen Väter die jahrhundertelang ein Leben hingenommen haben das schlimmer als der Tod war ein Leben der Erniedrigung ein Leben der Schande heilige Erniedrigung und heilige Schande die sie ihrem anmaßenden Festhalten an ihrem Glauben an einen einzigen und heiligen Gott zu verdanken hatten und für diese Arroganz bestraft sie ein Papst namens Innozenz III. indem er sie zwingt das runde Zeichen zu tragen und ihnen unter Androhung der Todesstrafe verbietet sich ohne dieses auf die Kleidung aufgenähte Zeichen auf der Straße zu zeigen dieses entehrende Zeichen das sie über sechs Jahrhunderte hinweg in ganz Europa zur Zielscheibe von Spott und Beschimpfungen macht sichtbares stets gegenwärtiges Zeichen der Schande und Minderwertigkeit und Einladung für die Volksmassen sie mit Beschimpfungen und Gewalt zu verfolgen aber das ist noch nicht genug fünfzig Jahre später befindet das Konzil in Wien dass dieses Zeichen uns noch nicht genügend erniedrigt und es beschließt uns noch mehr der Lächerlichkeit preiszugeben indem man uns zum Tragen eines komischen Hutes zwingt der spitz oder hörnerförmig sein muss und in diesem Aufputz wanderten wir durch die Lande verängstigt furchtsam standhaft verspottet beschimpft unnachgiebig wanderten geduldig grotesk erhaben mit spitzen oder hörnerförmigen Hüten umher und die Menge lachte und wir waren Gezeichnete auf die man mit dem Finger wies trugen das Stigma des Ausgestoßenseins waren Schlägen ausgesetzt und Zielscheibe für alle Beleidigungen die Leber schmerzt mir noch
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