Die Schöne des Herrn (German Edition)
Sportberichte.
***
Zutiefst verletzt von den Servietten des Herzogs von Nemours, die sie nur schwer verdauen konnte, blieb sie im Flur des Erdgeschosses, nur um zu sehen, wann dieser Kerl sich endlich entschließen würde, ihren Befehlen zu gehorchen. Um ihre Anwesenheit zu rechtfertigen, beschäftigte sie sich mit allerlei überflüssigem Zeug und kochte innerlich vor Wut, hier warten zu müssen, bis dieser Domestik sich endlich bequemen würde, an die Arbeit zu gehen. Mindestens zehn Minuten wartete sie jetzt schon, und der Kerl hatte noch immer nicht angefangen, den Tisch zu decken! Ein schönes Beispiel für Martha, die sehen würde, dass man ungestraft den Gehorsam verweigern konnte! Sollte sie in die Küche zurückgehen und ihren Befehl wiederholen? Der Strolch wäre imstande, ihr zu antworten, es eile doch nicht, es sei ja noch nicht einmal sechs Uhr. Und Martha gegenüber würde sie ihre Autorität verlieren. Die Agentur anrufen und sie bitten, einen anderen Oberkellner zu schicken? Sie würden wahrscheinlich antworten, sie hätten keine andere Aushilfe bei der Hand. Außerdem befand sich das Telefon im Flur, wo der Kerl das Gespräch hören und noch unmöglicher werden würde, um sich zu rächen. Sie war völlig wehrlos der Gnade eines Arbeitertypen mit einem Pappkoffer ausgesetzt. Wie ein Kamel gefaltet, das war bestimmt eine giftige Anspielung. Es lebe Mussolini, wirklich!
Abermals erschien der kleine runde Kopf mit den Glupschaugen und dem Ziegenbart am Geländer des ersten Stocks und verkündete, man dürfe beim Suppeessen den Löffel nur halb füllen. Jetzt hatte sie endgültig genug, aber sie wollte es nicht auf der Treppe zu einer Szene kommen lassen und eilte daher hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, ergriff die Hand ihres Gemahls, der vollkommen verblüfft war, und zog ihn in das Schlafzimmer. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, hatte sie nicht Besseres zu tun, als sich an Hippolyte für die Aushilfe und die herzoglichen Servietten zu rächen.
»Allmählich reicht es mir!«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Tu mir den Gefallen und zieh Leine! Nimm deine Parkettschoner ab und geh in den Garten! Und dort wirst du bleiben, bis ich dich rufe!«
Der arme kleine Verstoßene irrte nicht lange draußen herum. Wenn die Leute ihn im Smoking im Garten sähen, was würden sie von ihm denken! Er ging in den kleinen verlassenen Pavillon und schloss sich dort ein, fand aber nichts zu tun. Um sich die Zeit zu vertreiben, setzte er sich auf einen Schubkarren und trällerte
»Sur nos monts quand le soleil«,
dann
»Roulez, tambours«,
dann
»Ô monts indépendants«,
dann
»Rocs dans les airs«
und schließlich
»Le Vieux Chalet«.
Als sein Vorrat an patriotischen Liedern erschöpft war, beschloss er, in den Keller zu gehen, wo es immer etwas Interessantes zu tun gab. Er spähte durch die halboffene Tür, vergewisserte sich, dass niemand auf der Straße war, und lief los.
Im Keller fand er tatsächlich nützliche Beschäftigungen. Die Konserven waren nicht logisch aufgestellt, und er ordnete sie nach Inhalt und Größe, was ihn einige Zeit kostete. Dann fegte er die Spinnweben mit einem alten Besen fort. Schließlich setzte er sich auf eine Stufe der Kellertreppe und sagte Antoinette energisch seine Meinung.
***
Er spitzte die Ohren. Ja, sie war es. »Hippolyte, wo steckst du? Huhu, Hippolyte, huhu!« Das »Huhu« war stets ein Zeichen guter Laune. Er öffnete die äußere Kellertür, ging in den Garten und rief ohne die geringste Bitterkeit, glücklich, in sein geliebtes Haus zurückkehren zu können: »Ich komme!«
Sie stand in der Eingangstür, imposant in ihrem raschelnden Kleid, gleichsam eine Witwe von Stand durch das schwarze Samtband um den Hals, und begrüßte ihn freundlich, denn sie hatte sich in ihrem Spiegel gefallen. Von der kürzlichen Verbannung war also keine Rede mehr, und sie nahm ihn sogar beim Arm. Er schämte sich ein wenig nach all dem, was er ihr vorhin gesagt hatte.
Im Schlafzimmer machte sie ihn ohne Bissigkeit darauf aufmerksam, dass er seinen Smoking ziemlich beschmutzt habe. Er erklärte ihr, dass er im Keller Ordnung gemacht habe, und sie billigte es. Sie ging in ihrer Sanftmut sogar so weit, ihn sorgfältig abzubürsten, während ihre kleine Fleischkugel unter ihrem Halsband hin und her schwang. Er ließ sie gewähren, und es bereitete ihm physisches Wohlbehagen. Sie hatte schon ihre guten Seiten, seine Antoinette.
»Ssätzchen, du bist ganz
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