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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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entzückend in diesem Kleid. Eine Figur wie ein junges Mädchen.«
    Verklärt und melancholisch bürstete sie noch energischer.
    »Weißt du, der Koch ist gerade gekommen. Ein charmanter junger Mann, gut erzogen, na ja, für seinen Stand. Was für ein Unterschied zu der Aushilfe. Übrigens habe ich dir noch gar nicht erzählt, was dieser Kerl sich jetzt wieder geleistet hat. Er hat sich endlich entschlossen, den Tisch zu decken.«
    »Und die Servietten in Fächerform, hast du ihm das auch gesagt?«
    »Das macht man schon seit langem nicht mehr, mein Lieber, das ist altmodisch. Bei einem Diner wird die Serviette ganz einfach gefaltet und mit dem Brötchen darin auf den kleinen Teller links vom bereits servierten Suppenteller gelegt. Aber zurück zu diesem Kerl. Wie ich sagte, als du mich unterbrochen hast, hat er sich endlich entschlossen, den Tisch zu decken. Kurz darauf ging ich ins Esszimmer, um mich zu überzeugen, ob alles in Ordnung sei, und stell dir vor, da sitzt dieser Kerl doch in meinem Schaukelstuhl und wippt hin und her! In Tante Lisas Schaukelstuhl!«
    »Wie srecklich!«
    »Dreh dich um, damit ich dir den Rücken bürsten kann.«
    »Und was hast du getan?«
    »Ich habe Gott um eine Weisung gebeten.«
    »Und?«
    »Die Weisung lautete, nichts zu unternehmen, um nicht im letzten Moment noch einen Skandal heraufzubeschwören, denn für einen Ersatz ist es bereits zu spät. Das war auch mein erster Gedanke! Ich habe im voraus den Willen des Herrn gespürt, der alles weiß! Ach, mein armer Hippolyte, was wir uns von den niederen Schichten alles bieten lassen müssen! So, jetzt bist du wieder in Ordnung«, beschied sie und legte die Bürste fort.
    »Vielen Dank«, sagte er und küsste seiner Gemahlin die Hand, die, ob dieser Galanterie gerührt, ihre sanfte Trauermiene aufsetzte.
    »Aber die Lage hat sich im Nu geändert, als Didi ins Speisezimmer trat!«, trompetete sie plötzlich. »Sowie der Kerl den Herrn des Hauses erblickte, ist er aufgesprungen und wie der geölte Blitz in die Küche verschwunden, das kannst du mir glauben! Adrien ist eben eine stattliche Erscheinung und hat Autorität! Ach, was für ein Glück, dass ich mich auf das männliche Glied der Familie stützen kann!«
    »Dann ist Adrien also aus der Stadt zurückgekommen?«
    »Oh, wie schrecklich, stimmt ja, ich habe ganz vergessen, es dir zu sagen! Ja, als du im Keller warst.«
    »Hat er Ariane gesehen?«
    »Ja, sie ist anscheinend wieder guter Laune und wirft sich in große Gala. Die launische Prinzessin! Nun ja. Adrien sieht fabelhaft in seinem neuen Smoking aus, richtig vornehm! Er hat sich solche Mühe gegeben, der arme Junge! Und Sachen hat er mitgebracht! Kerzen für eine wahre Festbeleuchtung! Sechs Kerzenhalter aus Zinn! Herrlich, wie im Theater, weißt du, bei den Luxusempfängen. Und blaue, weiße und rote Blumen, da unser Gast Franzose ist. Eine reizende Aufmerksamkeit, nicht wahr?«
    »Gewiss«, sagte Herr Deume verlegen.
    »Und all die Weine, die er umbestellt hat! Die erlesenste Qualität hat er verlangt! Da lässt Herr Adrien Deume sich nichts vormachen! Und du kannst mir glauben, sie haben nicht gemuckst! Und sechs Flaschen Champagner, vom allerbesten, und einen großen Eiskübel, und Eis natürlich auch! Er hat an alles gedacht, der arme Schatz. Und Kaviar! Vom allerbesten! Und englisches Brot für den Toast! Sogar an die Zitronen hat er gedacht, weil das bei Kaviar so üblich ist. Übrigens ist der Kaviar auf dem gedruckten Menü nicht erwähnt. Du wirst mir das oben noch hinschreiben, in Druckschrift. Oder lieber nicht, was soll’s, er wird ja sehen, dass es Kaviar gibt. Auch eine reizende Aufmerksamkeit, dieser Kaviar, nicht wahr?«
    »Gewiss«, sagte Herr Deume.
    »Sein Chef wird gerührt sein. Nun ja, Didi ist es ihm auch schuldig.«

XVIII

    Nein ich gehe nicht hinunter nein ich will den Kerl nicht sehen ist mir egal wenn sie schockiert sind oh ich fühle mich wohl in meinem Bad es ist zu heiß das liebe ich tralala schade dass ich nicht wirklich gut wie ein Junge pfeifen kann oh ich fühle mich wohl mit mir wenn ich sie in meinen Händen halte ich liebe sie ich wiege ihre Üppigkeit ab ich spüre ihre Festigkeit sie gefallen mir wahnsinnig im Grunde bin ich in mich selbst verliebt als Éliane zehn war und ich neun hielten wir uns im Winter auf dem Schulweg im kalten Nordwind an den Händen und wir sangen traurig das Lied das ich erfunden hatte wir sangen in dieser Kälte in diesem Graus müssen wir Armen so früh aus

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