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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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herausragenden Ereignissen, von denen kein einziges lange angedauert hatte, und glücklicherweise viel zu vielen verschiedenen Pfaden, um auch nur eine Synthese zu versuchen. Natürlich hatte es auch Scherben gegeben. Das ist unvermeidlich. Altes muß beseitigt werden, um Platz für Neues zu machen.
    Bevor er in die Baracke zurückging, setzte sich der Ex-Kommissar auf das Mäuerchen gegenüber. Ein paar Aprilsonnenstrahlen, die sollte man nutzen. Er vermied es, in Richtung Sophia Simeonidis zu blicken, wo drei städtische Arbeiter seit gestern verbissen damit beschäftigt waren, einen Graben auszuheben. Er sah in Richtung der anderen Nachbarin. Wie sagte der heilige Lukas? Die Ostfront. Ein Besessener. Was hatte der nur immer mit seinem Krieg? Na ja, jedem sein Ding. An der Ostfront also war Vandoosler vorangekommen. Er hatte ein paar kleine Auskünfte eingeholt, hier und da. Bullentaktik. Die Nachbarin hieß Juliette Gosselin, sie wohnte mit ihrem Bruder Georges zusammen, einem schweigsamen Dicken. Mal sehen. Alles war für Armand Vandoosler gut, um mal zu sehen. Gestern hatte die Nachbarin im Osten gegärtnert. Frühlingsanfang. Er hatte ein paar Worte mit ihr gewechselt, nur so. Vandoosler lächelte. Er war achtundsechzig und hatte einige Gewißheiten zu relativieren. Er hätte sich ungern einen Korb geben lassen. Also Vorsicht und Bedachtsamkeit. Aber die Phantasie schweifen zu lassen kostete nichts. Er hatte diese Juliette genau beobachtet, sie schien ihm hübsch und energisch, etwa vierzig Jahre, und er hatte sich gedacht, daß sie mit einem alten Bullen sicher nichts zu tun haben wollte. Auch wenn er noch schön war, wie es hieß. Er selbst hatte nie begriffen, was die anderen an seinem Gesicht fanden. Zu mager, zu verzerrt, nicht klar genug für seinen Geschmack. In keiner Weise hätte er sich in einen Typ seiner Art verlieben können. Aber andere ja, oft sogar. Als Polizist hatte ihm das große Dienste geleistet, vom Rest mal abgesehen. Es hatte natürlich auch Scherben gegeben. Armand Vandoosler mochte es nicht, wenn seine Gedanken bei diesem Punkt, bei den Scherben, ankamen. Es war bereits das zweite Mal in einer Viertelstunde. Zweifellos, weil er wieder einmal sein Leben änderte, seinen Ort, seine Umgebung. Oder vielleicht, weil ihm am Fischstand Zwillinge über den Weg gelaufen waren. Er rutschte ein Stück weiter, um seinen Korb in den Schatten zu stellen, und kam damit der Ostfront ein Stück näher. Warum, verdammt noch mal, mußten seine Gedanken jetzt da ankommen? Er brauchte doch einfach nur auf das Erscheinen der Nachbarin zur Linken zu warten und sich um den Fisch für die drei Erdarbeiter kümmern. Scherben? Ja, und? Er war nicht der einzige, zum Teufel. Einverstanden, er hatte sich häufig ziemlich mies verhalten. Vor allem ihr und den Zwillingen gegenüber, die er eines Tages in Nullkommanichts verlassen hatte. Die Zwillinge waren damals drei Jahre alt. Aber er hing an Lucie. Er hatte sogar gesagt, er würde immer auf sie aufpassen. Schließlich und endlich dann aber doch nicht. Er hatte ihnen zugesehen, wie sie sich auf einem Bahnsteig entfernten. Vandoosler seufzte. Er hob langsam den Kopf und warf die Haare zurück. Die Kleinen waren jetzt vierundzwanzig. Wo waren sie? Richtig Scheiße. Richtig gemein. Weit weg oder in der Nähe? Und sie? Unnötig, daran zu denken. Nicht schlimm. Keinerlei Bedeutung. Liebe wächst überall, sie ist immer gleich, man muß sich nur bücken. So. Nicht schlimm. Falsch, daß manche besser sind als andere, falsch. Vandoosler erhob sich, nahm seinen Korb und näherte sich dem Garten der Nachbarin im Osten, Juliette. Immer noch niemand. Und wenn er noch ein Stück weiter suchen würde? Wenn er richtig informiert war, führte sie das kleine Restaurant Le Tonneau, zwei Straßen weiter unten. Vandoosler wußte sehr wohl, wie der Fisch zubereitet werden mußte, aber es kostete ja nichts, nach einem Rezept zu fragen. Was riskierte man dabei?

 
     
10
     
    Die drei Erdarbeiter waren so erschöpft, daß sie ihren Fisch aßen und nicht einmal bemerkten, daß es Zander war.
    »Nichts!« sagte Marc und schenkte sich ein. »Nicht das Geringste! Unglaublich. Wir sind schon dabei, das Loch wieder zuzuschütten. Heute abend sind wir fertig.«
    »Was hast du denn erwartet?« fragte Mathias. »Eine Leiche? Hast du wirklich eine Leiche erwartet?«
    »Na ja, durch das ständige Drandenken...«
    »Dann zwing dich, nicht zu denken. Man denkt schon genug, ohne es zu wollen. Unter

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