Die Schoene im Schnee
sandte ein merkwürdiges Kribbeln durch ihren Körper. Aus irgendeinem Grund hatte Major Western sich mitten in diesem heftigen Blizzard noch die Mühe gemacht, jedes einzelne Gepäckstück einzusammeln.
In der Nacht hatten sich ihre verschwommenen Erinnerungsfetzen allmählich zu einem Ganzen vereint. Jetzt erinnerte sie sich lebhaft daran, wie er durch den zugefrorenen See gewatet war, um nach dem Unfall zu ihr zu gelangen.
Um das Gepäck aus dem SUV zu bergen, hätte er sich erneut ins eiskalte Wasser wagen müssen. Sie konnte kaum glauben, dass er das tatsächlich für sie getan hatte. Doch der Beweis lag vor ihr.
Nein. Bestimmt gab es einen Haken. Brant erschien ihr einfach viel zu gut, um wahr zu sein.
Mimi war oft von Männern enttäuscht worden und konnte nicht glauben, dass jemand ihretwegen diese Mühe auf sich nahm.
Sie legte sich eine Hand auf den Bauch und auf das kleine Geheimnis, das dort heranwuchs. „Alles in Ordnung, Kindchen?“, murmelte sie.
Nach ihrem Arzttermin hatte sie ein halbes Dutzend Schwangerschaftsratgeber gekauft, es aber auf dem Flug hierher nicht gewagt, auch nur eines von ihnen zu lesen – aus Angst, irgendjemand könne sie trotz ihrer Verkleidung erkennen und die nächstbeste Boulevardzeitung über ihre Reiselektüre informieren.
Stattdessen hatte sie sich mit einer Schwangerschafts-App auf ihrem Handy begnügt und hinter den Gläsern ihrer Sonnenbrille jedes einzelne Wort verschlungen.
Sie war jetzt in der 11. Schwangerschaftswoche, aber sie hatte erst vor zwei Tagen erfahren, dass ihre kurze, aber intensive Affäre mit Marco Mendez Folgen gehabt hatte.
Schon in wenigen Tagen würde Marco eine andere Frau heiraten. Und nicht irgendeine Frau, sondern Jessalyn St. Claire, zurzeit Hollywoods beliebteste Hauptdarstellerin. Lieblich und niedlich und von allen bewundert.
Marco und Jessalyn.
„Messalyn“, wie die Presse das Paar getauft hatte. Zwei gut aussehende, talentierte Menschen, die offensichtlich ineinander verliebt waren.
Eine geradezu göttliche Verbindung – oder eine, die von ihren jeweiligen Managern initiiert worden war. Mimi war sich da nicht ganz sicher.
Sie wusste nur, dass Jessalyn ausflippen würde, wenn herauskam, dass sie von Marco Mendez ein Baby erwartete. Schon deshalb, weil der Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft eines verriet: dass sie die Affäre noch mehrere Monate lang fortgeführt hatten, nachdem Marco auf den Grammy Awards um Jossalyns Hand angehalten hatte.
Mimi fragte sich, wieso sie gar nicht so verzweifelt war, wie sie befürchtet hatte. Zwei Monate lang hatte sie darauf gewartet, dass Marco die Scheinverlobung lösen und Mimi öffentlich seine Liebe erklären würde, wie er es ihr unter vier Augen immer wieder versprochen hatte.
Die Verkündung blieb aus. Jetzt kam sie sich vor wie eine Idiotin, weil sie je daran geglaubt hatte.
Und was noch schlimmer war: Nach der überraschenden Entdeckung ihrer Schwangerschaft hatte sie all ihren Mut und ihren noch verbliebenen Stolz zusammengenommen, und sich mit ihm an einem geheimen Ort getroffen.
Doch Marco hatte völlig anders als erwartet reagiert.
Insgeheim hatte sie gehofft, dass Marco sie in seine Arme nehmen und ihr erklären würde, dass er die Hochzeit nun absagen würde. Dass er sie liebte und den Rest seines Lebens mit ihr und dem gemeinsamen Kind verbringen wollte.
Sie war wirklich dumm und naiv.
Stattdessen erbleichte er und forderte sie auf, sich einen Termin in einer Abtreibungsklinik geben zu lassen.
Nachdem sie ihm zögernd klargemacht hatte, dass sie das Kind behalten wollte, war er regelrecht ausgerastet. Nie hätte sie gedacht, dass Marco gewalttätig werden konnte – bis sie ihn mit hervorquellenden Adern und Schaum vor dem Mund sah. In diesem exklusiven, abgelegenen Haus in Topanga County, das er für solche kleinen Techtelmechtel unterhielt.
Und dann beschimpfte er sie und nannte sie Flittchen und Schlimmeres.
Als er fertig war, kam sie sich so erbärmlich und schäbig vor, wie er sie bezeichnet hatte.
Trotz allem machte sie ihm unmissverständlich klar, dass es allein ihre Entscheidung war, ob sie das Kind behalten wollte oder nicht.
Und wenn Marco sie anfasste oder auf irgendeine Weise bedrohte, würde sie ihrem Vater Bescheid sagen. Einem Mann, der Karrieren zerstören konnte, noch bevor er auch nur einen Schluck seiner morgendlichen Sojamilch getrunken hatte.
Sie legte eine Hand auf den Bauch. „Tut mir leid, dass ich mir einen solchen Idioten als Daddy
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