Die Schoene im Schnee
verdüsterte sich, als ihr klar wurde, dass sie die Komplikation war, die ihn daran hinderte, die Ranch zu verlassen, um seine vielen Freundinnen zu besuchen.
„Ja, ich verstehe“, sagte Brant. „Tut mir leid, dass es nicht wie geplant geklappt hat. Aber ich fliege immer noch von Salt Lake City aus, und mein Flug geht erst am späten Dienstag. Wie wäre es, wenn ich am Morgen vorbeikomme und den Tag mit dir verbringe, bevor ich zum Flughafen gehe?“
Sein Schweigen verriet, dass Abby – wer auch immer das war – darauf antwortete. „Ja“, sagte er dann. „Ich weiß, Liebes. Es ist nicht fair. Mir gefällt es ja auch nicht.“
Seine Stimme klang nicht so bedauernd wie die eines Mannes, der gerade eine Verabredung absagte. Eher angespannt, fast schon traurig.
„Ja, ich rufe dich an. Umarm die Mädchen für mich. Ich liebe dich auch.“
Nachdem in der Küche für einen längeren Moment Stille geherrscht hatte, trat Mimi wie zufällig ein.
Sie wusste selbst nicht, was sie erwartet hatte. Jedenfalls nicht, den starken Brant Western mit ihrem Hund auf dem Schoß am Küchentisch sitzen zu sehen, die Gesichtszüge traurig und schmerzerfüllt.
Sie verharrte in der Tür, nicht ganz sicher, wie sie auf diese offene Gefühlsregung reagieren sollte.
Normalerweise wäre sie wieder den Gang hinunter zum ihrem Schlafzimmer gehuscht, doch da bellte Simone auch schon, sprang rasch von seinem Schoß und an ihr hoch.
Bis sie ihren Hund auf den Arm genommen und ihm die eingeforderte Liebe gegeben hatte, hatte Brant seine Mimik wieder unter Kontrolle. „Beziehungsprobleme?“
Er sah sie erstaunt an. „Wie bitte?“
„Am Telefon. Ich habe den Schluss Ihres Gesprächs mitgehört.“
Aus geweiteten Augen starrte er zunächst das Telefon an, dann wieder Mimi. „Abby? Nein! Sie ist nicht … Wir sind nicht …“
Die bloße Vorstellung schien ihn zu entsetzen. Mimi, der bewusst war, dass sie eigentlich nicht so erleichtert sein sollte, zuckte mit den Schultern. „Geht mich ja nichts an. Sie schienen nur so aufgebracht, dass das die logische Schlussfolgerung war.“
„Nun, da liegen Sie falsch.“
„Oh?“
Er verengte die Augen zu Schlitzen, und sie konnte die Wut darin erkennen. Und noch etwas Tiefergehendes, Dunkleres, beinahe Schmerzvolles. „Abby ist sehr klug, warmherzig und liebevoll. Aber sie ist nicht meine Freundin. Sie ist die Witwe eines meiner Männer.“
„Oh.“ In der plötzlichen Stille der Küche klang ihr Ausruf überlaut. „Mein Fehler.“
„Genau.“ Er machte eine kurze Pause. „Ty Rigby war ein verdammt guter Soldat. Er kam vor drei Wochen bei einem Hinterhalt ums Leben, zusammen mit zwei weiteren meiner zuverlässigsten Männer.“
Mimi stand da wie festgefroren, während die Worte aus ihm hervorquollen.
„Als wir um sein Leben gekämpft haben, nahm er mir das Versprechen ab, mich um seine Frau und seine beiden kleinen Mädchen zu kümmern. Und dieses Versprechen halte ich.“
„Oh, Brant, das tut mir so leid.“ Ihre eigenen Worte erschienen ihr entsetzlich unzureichend angesichts der Qual in seinen Augen, der Last der Verantwortung auf seinen Schultern.
Unwillkürlich dachte sie an ihr eigenes Leben, an die Shoppingtouren, den Klatsch und Tratsch und die Partys.
Während er sein Leben riskierte und seine Freunde sterben sehen musste, beklagte sie sich über ihren Lidschatten und die neue Angestellte, die ihre Pediküre vermurkste. Und darüber, dass ein Restaurant ihr Lieblingsgericht von der Karte gestrichen hatte.
„Schlimm genug, dass Abby ihren Ehemann verloren hat – jetzt kommen auch noch finanzielle Probleme dazu. Wahrscheinlich verliert sie ihr Haus. Sie hat keinen College-Abschluss, und selbst mit Tys Sterbegeld wird es schwer, die nächsten Jahre zu überstehen, in denen die Kinder noch klein sind.“
Mimi versank tiefer in ihrem Stuhl, während ihr Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Wie konnte sie dieser armen Frau helfen, ohne zu verraten, dass sie mehr Geld besaß, als sie in hundert Jahren ausgeben konnte?
„Warum kommt sie nicht einfach her?“, schlug sie plötzlich vor. „Sie haben ein Haus, das die meiste Zeit leer steht. Sie könnte die Kinder mitbringen und ihre Miete begleichen, indem sie sich um das Haus kümmert. Das wäre doch die perfekte Lösung.“
Brant wirkte erstaunt und beeindruckt. „Im Grunde hatte ich schon dieselbe Idee. Ich hab’s ihr angeboten, aber Abby hat es in ihrem Stolz abgelehnt. Außerdem leben ihre und Tys Familien in
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