Die Schoene im Schnee
ein Fluss durch ein steiles Tal.
Brant küsste sie. Er schien genau zu wissen, wie seine Lippen ihre Haut berühren, wohin er seine Zunge gleiten lassen musste.
Mimi schlang die Arme um seinen Rücken und genoss seine kraftvollen Muskeln und seinen Duft, eine Mischung aus Waschmittel, seinem Aftershave, das nach Salbei und Zedern roch, und dem scharfen Farbgeruch, der in der Luft hing.
Mehr als alles andere auf der Welt wünschte sie sich, in diesem Zimmer zu bleiben, ihn zu küssen, während draußen die Schneeflocken gemächlich zu Boden schwebten.
Doch ihr schlechtes Gewissen meldete sich.
Easton. Brant liebte seine Nachbarin mit den blonden Haaren und den großen blauen Augen.
Er gehörte einer anderen, und Mimi Van Hoyt hatte kein Recht, ihn so zu küssen.
Das durfte nicht wieder passieren. Und das würde es auch nicht. Sie hatte doch erst mehrere schreckliche Monate voller Schuldgefühle in einer Beziehung mit einem Mann hinter sich, der einer anderen Frau versprochen war.
Sie schloss die Augen und kämpfte mit sich. Einerseits wollte sie mehr, andererseits durfte sie sich nicht gehen lassen. „Stopp.“
Zu ihrem eigenen Ärger kamen die Worte nicht, wie beabsichtigt, streng und entschlossen heraus, sondern als leises Fiepen.
Sie holte tief Luft und versuchte es erneut. „Stopp!“ Beim zweiten Mal klang das Wort überlaut, erst recht in dem stillen Schlafzimmer.
Brant erstarrte.
Es dauerte einen langen Moment. Dann stöhnte er auf und wich etwas zurück. Jetzt standen sie nur Zentimeter voneinander entfernt, beide schwer atmend, und sahen sich an.
Die zügellose Lust in seinen Augen ließ ihren Körper vibrieren. Sie war drauf und dran, sich wieder in seine Arme zu werfen.
Doch wenn sie jetzt nicht die Kraft fand, das Richtige zu tun, wie sollte sie sich dann gegen ihren Vater und gegen alle Menschen behaupten, die gegen ihre Schwangerschaft waren? „Ich will das nicht!“ Ihre Stimme schwankte leicht, klang jedoch nach wie vor entschlossen. „Nicht mit Ihnen.“
Seine Augen blickten ungläubig und verletzt, und dann trat er einen Schritt zurück. „Offensichtlich habe ich Ihre Signale falsch gedeutet.“
Mimi schloss die Augen, um vor ihm zu verbergen, dass er nichts falsch gedeutet hatte. Nichts hatte sie sich sehnlicher gewünscht, als ihn zu küssen.
Wenn sie nicht auf ihr verfluchtes Gewissen gehört hätte, würde sie sich noch immer an ihn klammern. Die Scham darüber, wie sehr sie es noch immer ignorieren wollte, ließ ihre Stimme schärfer als beabsichtigt klingen. „Wie kommen Sie dazu, einfach anzunehmen, ich sei eine Frau, die sich mit jemandem, den sie kaum kennt, auf Zungenspielchen einlässt?“
Er musterte sie lange. „Keine Ahnung. Vielleicht, weil Sie genau das getan haben?“
Sie presste die Lippen zusammen und entschloss sich, die Flucht nach vorne anzutreten. „Sie haben mich überrumpelt und mir gar nicht die Möglichkeit gegeben, darauf zu reagieren. Ich war viel zu überrascht, um Sie wegzustoßen.“
„Ihre Hände in meinen Haaren und Ihre Zunge in meinem Mund … Das ist Ihre Art, überrumpelt zu sein?“
Sie funkelte ihn an. „Ich bin nicht nach Idaho gekommen, um etwas mit einem Soldaten anzufangen, der sich während seines Fronturlaubs an alles heranmacht, was warm und willig ist.“ Schon im nächsten Morgen taten ihr diese Worte leid. Erst recht, als ihm das Blut ins Gesicht schoss und seine Kiefernmuskeln verkrampften. Plötzlich wirkte er grob und hartgesotten. Durch und durch ein Soldat.
Es war nicht gerade klug, einen Mann zu reizen, dessen Leben so gefährlich war, wie sie es sich kaum vorstellen konnte. Vor allem nicht, wenn sie hier auf der Ranch allein mit ihm war – und ihm vollkommen ausgeliefert.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Easton der einzige Mensch war, der wusste, wo sie sich aufhielt.
Er wird mir schon nicht wehtun, sprach sie sich Mut zu.
„Nun, willig sind Sie offensichtlich nicht“, sagte er in einem gefährlich leisen Ton. „Und besonders warm auch nicht, wenn Sie mich fragen. Es war mein Fehler; ich habe mich geirrt.“
Mimi wurde klar, dass ihn der Vorwurf verletzt hatte, er würde im Zweifel jede Frau nehmen. Im ersten Moment wollte sie sich entschuldigen, doch dann erinnerte sie sich an Easton und an die unübersehbare Zuneigung, die sie füreinander empfanden, und funkelte ihn nur an.
„Jetzt, wo wir das geklärt haben, gehe ich raus und sehe nach den Pferden. Vielleicht kann ich schon mal anfangen, etwas
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