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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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ziemlich unfair, dass erst Coulter und jetzt Astor den silberzüngigen, schneidigen Dexter an ein und demselben Tag zu einem einsilbigen Idioten reduzierten, doch so war es. Da die Lage war, wie sie war – zunehmend unerfreulich und ungewiss –, hatte ich nicht so recht darüber nachgedacht. Aber natürlich konnte ich sie nicht mitnehmen, wenn ich Weiss in die Enge trieb. Ich wusste, dass seine komplette Vorstellung mir galt, und sie würde nicht beginnen, ehe ich eingetroffen war, wenn er das verhindern konnte; ich konnte nicht davon ausgehen, dass Coulter ihn gefasst hatte, und es würde viel zu gefährlich sein.
    Als hätte sie meine Gedanken gehört, sagte Astor: »Wir haben ihn schon mal geschlagen.«
    »Damals hat er nicht mit euch gerechnet. Diesmal schon.«
    »Diesmal haben wir mehr als einen Bleistift«, sagte Astor, und die eisige Wildheit, mit der sie sprach, wärmte mir das Herz – aber es stand dennoch nicht zur Debatte.
    »Nein«, sagte ich. »Es ist zu gefährlich.«
    Cody murmelte etwas wie »hast es versprochen«, und Astor verdrehte dramatisch die Augen und stieß einen dazu passenden Seufzer aus. »Du sagst dauernd, wir dürfen
nichts
tun«, maulte sie. »Nicht, ehe du es uns beibringst. Und wir sagen, dann mach schon und bring uns was bei, aber wir machen nichts. Und jetzt haben wir die Chance, was echt Richtiges zu lernen, und du sagst, es wäre zu gefährlich.«
    »Es
ist
zu gefährlich«, wiederholte ich.
    »Und was sollen wir so lange machen, wie du was Gefährliches tust?«, blaffte sie. »Was ist denn, wenn du Mom gar nicht retten kannst und ihr beide nicht wiederkommt?«
    Ich betrachtete erst sie und dann Cody. Sie funkelte mich mit bebender Unterlippe an, während er auf eine steinerne Miene voller Verachtung setzte, und erneut brachte ich nichts weiter zustande, als ein paarmal ergebnislos den Mund zu öffnen und zu schließen.
    Und so kam es, dass ich, nur geringfügig über der Höchstgeschwindigkeit, zum Convention Center fuhr, zwei äußerst aufgeregte Kinder auf dem Rücksitz. Wir verließen die I 95 an der 8th Street in Richtung des Convention Center an der Brickell. Es herrschte dichter Verkehr, und Parkplätze waren nicht mehr vorhanden – offensichtlich hatten eine Menge Leute öffentliches Fernsehen geschaut und die Art Stravaganza wahrgenommen. Unter den gegebenen Umständen schien es lächerlich, Zeit mit der Suche nach einem Parkplatz zu verschwenden, und gerade als ich beschlossen hatte, im Polizeistil auf dem Bürgersteig zu parken, entdeckte ich Coulters Dienstwagen, stellte mich auf den Bürgersteig daneben, legte meinen Dienstausweis aufs Armaturenbrett und drehte mich zu Cody und Astor um. »Ihr bleibt dicht bei mir«, kommandierte ich, »und tut nichts, ohne mich vorher zu fragen.«
    »Außer im Notfall«, korrigierte Astor.
    Ich dachte daran, wie sie sich bisher in Notfällen bewährt hatten; an und für sich recht gut. Abgesehen davon war vermutlich sowieso schon alles vorüber. »Na gut«, stimmte ich zu. »Aber nur im Notfall.«
    Ich öffnete die Wagentür. »Kommt!«
    Sie rührten sich nicht. »Was?«, fragte ich.
    »Messer«, sagte Cody.
    »Er will ein Messer«, übersetzte Astor.
    »Du bekommst kein Messer.«
    »Aber was ist, wenn ein Notfall eintritt?«, protestierte Astor. »Du hast gesagt, wir dürften was tun, wenn es einen Notfall gibt, und dann dürfen wir nichts haben, mit dem wir was
tun
können!«
    »Du kannst nicht mit einem Messer in der Hand herumlaufen«, erwiderte ich.
    »Aber ohne Verteidigung können wir nicht reingehen«, widersprach Astor.
    Ich seufzte tief. Ich war ziemlich sicher, dass Rita bis zu meinem Eintreffen nichts zustoßen würde, doch bei diesem Tempo würde Weiss an Altersschwäche sterben, ehe ich ihn fand. Deshalb öffnete ich das Handschuhfach, nahm einen Schraubenzieher heraus und reichte ihn Cody. Letzten Endes besteht das Leben aus Kompromissen. »Hier. Mehr kann ich nicht für dich tun.«
    Cody betrachtete den Schraubenzieher und dann mich.
    »Immer noch besser als ein Bleistift«, bemerkte ich. Er sah seine Schwester an und nickte.
    »Gut«, sagte ich und langte wieder nach der Tür. »Gehen wir.«
    Diesmal folgten sie mir den Bürgersteig entlang zum Haupteingang der großen Halle. Doch unterwegs blieb Astor unvermittelt stocksteif stehen.
    »Was ist denn?«, fragte ich.
    »Ich muss aufs Klo.«
    »Astor«, mahnte ich. »Wir haben es eilig.«
    »Ich muss ganz dringend.«
    »Hat das nicht noch fünf Minuten

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