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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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stammelte ich, »… finde ich nicht.«
    Wieder nickte Coulter. »Das waren Sie«, beharrte er. Da ich nichts zu sagen hatte und mich auch nicht wieder stammeln hören wollte, schüttelte ich nur den Kopf.
    »Wollen Sie einfach hier sitzen bleiben, wo der Typ Ihre Frau hat?«, erkundigte er sich.
    »Ich wollte gerade aufbrechen«, versicherte ich.
    Coulter legte den Kopf zur Seite. »Haben Sie auch das Gefühl, dass der Typ Sie nicht leiden kann?«
    »Sieht allmählich ganz danach aus.«
    »Woran liegt das, was meinen Sie?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon erklärt. Ich habe seinem Liebhaber weh getan«, erwiderte ich, was äußerst schwach klang, selbst in meinen Ohren.
    »Ja, stimmt«, sagte Coulter. »Der Typ, der verschwunden ist. Sie wissen immer noch nicht, wo er steckt, oder?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Keine Ahnung«, wiederholte er mit einem Kopfschütteln. »Denn der in der Badewanne war es ja nicht. Und Sie haben auch nicht mit einer Säge über ihm gestanden.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Aber der Kerl könnte das glauben, denn es hat so ausgesehen. Deshalb hat er sich Ihre Frau geholt. Eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, nicht?«
    »Detective, ich habe keine Ahnung, wo der Liebhaber sich aufhält, ehrlich«, beteuerte ich. Und das war die Wahrheit, wenn man Flut, Strömung und die Gewohnheiten der Meeresräuber einbezog.
    »Hm.« Er setzte eine Miene auf, die meiner Meinung nach nachdenklich wirken sollte. »Deshalb beschließt er – was? Ihre Frau in eine Art Kunstwerk zu verwandeln, richtig? Weil …?«
    »Weil er verrückt ist«, schlug ich hoffnungsvoll vor. Und auch das war die Wahrheit, was aber nicht hieß, dass sie Coulter beeindrucken würde.
    Was sie augenscheinlich auch nicht tat. »Mhm«, murmelte er und sah ein wenig zweifelnd drein. »Er ist verrückt. Das würde Sinn ergeben, das stimmt.« Er nickte, als versuchte er, sich selbst zu überzeugen. »Okay, wir haben also einen Verrückten, und der hat Ihre Frau. Und was jetzt?« Er sah mich fragend an, und sein Blick verriet seine Hoffnung, dass ich etwas wirklich Nützliches beizutragen hatte.
    »Keine Ahnung. Ich schätze, ich sollte es melden.«
    »Melden«, wiederholte er nickend. »Der Polizei zum Beispiel. Denn als Sie es das letzte Mal unterlassen haben, habe ich Ihnen ein paar harsche Worte zu diesem Thema gesagt.«
    Intelligenz wird allgemein als Vorzug gepriesen, doch ich muss ehrlich zugeben, dass ich Coulter wesentlich lieber gemocht hatte, als ich ihn noch für einen harmlosen Idioten hielt. Mein jetziges Wissen führte dazu, dass ich zwischen dem Drang, mich ihm gegenüber nur sehr vorsichtig zu äußern, und dem gleichermaßen heftigen Verlangen, ihm einen Stuhl über den Schädel zu ziehen, hin- und hergerissen war. Doch gute Stühle sind teuer, die Vorsicht gewann.
    »Detective«, sagte ich. »Der Mann hat meine Frau. Vielleicht waren Sie nie verheiratet …«
    »Zweimal«, korrigierte er. »Hat nicht funktioniert.«
    »Nun, bei mir funktioniert es. Und ich hätte sie gern in einem Stück zurück.«
    Er starrte mich einen langen Moment an, ehe er endlich sagte: »Wer ist der Mann? Sie wissen es doch.«
    »Brandon Weiss«, antwortete ich, nicht sicher, wohin das führen würde.
    »Das ist nur sein Name. Wer zum Teufel
ist
er?«
    Ich schüttelte den Kopf, nicht sicher, was er damit meinte, und noch weniger sicher, ob ich es ihm sagen sollte.
    »Also ist es derjenige welcher, Sie wissen schon? Der, der all diese schicken Dekorationen aufgebaut hat, über die der Gouverneur sich so aufregt?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit«, antwortete ich.
    Er nickte und betrachtete seine Hand, und mir fiel auf, dass keine Limoflasche daran baumelte. Der arme Mann saß auf dem Trockenen.
    »Wäre gut, den Typ festzunageln«, meinte er.
    »Ja, stimmt.«
    »Würde alle möglichen Leute glücklich machen«, fuhr er fort. »Gut für die Karriere.«
    »Das nehme ich an«, bestätigte ich, während ich mich fragte, ob ich ihm nicht doch den Stuhl hätte überziehen sollen.
    Coulter klatschte in die Hände. »Also gut. Holen wir ihn uns.«
    Das war ein wunderbarer Vorschlag, entschlossen vorgetragen, doch ich sah ein kleines Problem. »Wo? Wohin hat er Rita gebracht?«
    Er zwinkerte mir zu. »Was denn? Das hat er Ihnen doch verraten.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Kommen Sie, schauen Sie denn kein öffentliches Fernsehen?«, fragte er, was so klang, als hätte ich irgendeine Schandtat mit kleinen Tieren eingestanden.
    »Nicht besonders

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