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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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der nicht mehr seine früheren Kräfte besaß?
    Was, wenn ihn seine Verwundung tatsächlich verändert hatte? Warum hatte er ihr nicht einmal eine kurze Nachricht geschickt, dass er wieder in der Stadt war? Es hätte sie ermutigt, zu ihm zu gehen.
    Sollte sie es riskieren oder nicht? Warten oder versuchen, ihn sich endgültig aus dem Kopf zu schlagen?
    Seufzend ging sie zu ihrem Bett. Wie viele Nächte hatte sie schon schlaflos am Fenster gesessen, anstatt an gesellschaftlichen Anlässen teilzunehmen, die ihr mittlerweile immer mehr Freude bereiteten? Nicht einmal ihre Arbeit bot ihr noch Trost.
    Sie musste etwas unternehmen, sonst wurde sie noch verrückt.

21. KAPITEL
    E van saß auf einer Bank in seinem Londoner Garten und ließ die Sonne auf sein entstelltes Gesicht scheinen. Das Licht trage dazu bei, dass die Narben schneller heilten, hatte sein Arzt gesagt. Abgesehen von dem Verband auf seinem Auge waren alle anderen unnötig geworden. Der Arzt hoffte sogar, dass er wieder sehen könnte, sobald die verletzte Hautpartie abgeschwollen war.
    Auf jeden Fall würde er für den Rest seiner Tage eine Narbe zurückbehalten, die sich vom Wangenknochen bis zu seiner Stirn hinaufzog und ihm das Aussehen eines Piraten verlieh. Wenn er nur das Auge benutzen konnte, würde er alles andere gerne in Kauf nehmen.
    Mit der Hand seines gesunden Armes legte er einen Brief neben sich auf die Bank. Dabei verzog er das Gesicht. Obwohl er seine schwache Schulter allmählich wieder bewegen konnte, verursachte ihm jede Muskelanspannung Schmerzen. Seine rechte Hand war völlig nutzlos.
    Er blickte noch einmal auf den Brief und seufzte. Seit der Auflösung seiner Verlobung wusste er nicht, wie er handeln sollte. Seine erste Reaktion war eine unbändige Freude gewesen. Emily konnte nun ganz ihm gehören, mit allen Konsequenzen, die sie sich immer gewünscht hatte. Er durfte die Frau seiner Träume endlich zu seiner Ehefrau machen.
    Doch dann erinnerte er sich an Brent. Sein Freund hatte geäußert, es nicht ertragen zu können, wenn er sie jetzt verlor. War er wirklich so selbstsüchtig, dass er seinem eigenen Glück nachjagte, auch wenn es das Herz seines Freundes brach?
    Dennoch musste Evan mit jedem Atemzug das Verlangen unterdrücken, zu ihr zu eilen. Er liebte Emily, hatte sie immer geliebt. Und auch sie liebte ihn immer noch – glaubte er zumindest.
    Aber vielleicht auch nicht? Konnte nicht auch die reinste Liebe unter dem Druck der Hoffnungslosigkeit zerbrechen? Es war gut möglich, dass Emily so empfand. Zudem war Brent stets an ihrer Seite. Er war ihr Freund und hatte sie niemals bedrängt oder dazu gezwungen, wider ihr Gewissen zu handeln. Falls sie sich einem anderen Mann zuwenden würde, dann ihm.
    Warum sollte sie sich auch an einen Mann binden, der ihr solches Leid gebracht und sie dem Risiko einer öffentlichen Demütigung ausgesetzt hatte? Wie konnte er nur so töricht sein, so etwas überhaupt in Betracht zu ziehen?
    Doch er konnte sich nur sicher sein, wenn er mit ihr sprach.
    Selbst Andrea hatte ihm geraten, sich von nichts und niemandem daran hindern zu lassen.
    Seufzend las er den Brief noch einmal. Mr. Manners schrieb ihm, dass Emily die Anerkennung und das Erbe ihrer Familie erlangt hatte. Sie hatte Manners damit beehrt, ihr beachtliches Vermögen zu verwalten. Als Erstes hatte sie ihn damit beauftragt, ihre restlichen Schulden für das Haus zu begleichen, das Evan ihr gekauft hatte. Da ihre finanziellen Mittel die Evans nun überstiegen, hielt es der Anwalt nicht für nötig, sie umzustimmen.
    Zunächst hatte Evan über diese Ironie des Schicksals gelacht, doch sein Humor war bald geschwunden. Emily war nun eine wohlhabende, einflussreiche Frau. Warum sollte sie ihn wollen, einen Krüppel, wenn sie jeder Junggeselle des Hochadels umwerben würde?
    Dennoch liebte er sie. Sollte er es ihr nicht einfach sagen und dann auf ihre Entscheidung warten?
    Er begehrte sie jedoch so sehr, dass er seinen Fall wahrscheinlich nicht vorbringen konnte, ohne sie zu bedrängen. Außerdem hatte er in letzter Zeit häufig genug in den Spiegel geschaut. Er wollte keinesfalls, dass sie ihn nur aus Mitleid heiratete.
    Sollte er ihr schreiben?
    Verächtlich sah er auf seine Hand, die er immer noch nicht benutzen konnte. Wie sollte er Emily zurückerobern, wenn er nicht einmal selbst schreiben konnte?
    Jeden Tag hatte er die Zeitungen durchforstet, war aber bislang auf keine Verlobungsanzeige gestoßen. Nun, er würde sie spätestens bei

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