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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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zu strahlen. Warum auch nicht? Schließlich durfte sie Evan heiraten.
    Emily trank noch einen Schluck Tee, bevor sie antwortete. „Es wäre mir eine Ehre.“ Wenn sie den Satz nur oft genug im Stillen wiederholte, würde sie ihn vielleicht sogar glauben, bis das Kleid fertig war.
    „Aber ich muss Sie warnen. Es ist mir sehr eilig damit. Ich möchte heiraten, sobald das Aufgebot zum zweiten Mal verlesen wurde.“
    Emily blickte erstaunt auf. Warum diese Hast? Aber vielleicht ahnte sie bereits den Grund. Möglicherweise hatte Miss Marlowe Emily nicht nur wegen ihres modischen Geschicks ausgewählt, sondern wollte mit diesem Auftrag demonstrieren, dass Evan bald ihr allein gehörte.
    „Dann hat er sich also erholt?“ fragte Emily vorsichtig.
    „Oh ja. Der Arm wird ihm natürlich immer Schmerzen bereiten, aber er ist bereits seit einigen Monaten zu seinen früheren Aktivitäten zurückgekehrt. Er ist ein wundervoller Reiter.“
    „Er reitet?“
    „Ja. Ich dachte an etwas Blaues. Natürlich wird er seine Uniform tragen, und ich möchte, dass das Kleid mit dem Rot harmoniert. Welche Farbe halten Sie für angebracht?“
    „Uniform?“ wiederholte Emily verblüfft. Hatte ihm die Mission für das Ministerium vielleicht irgendeinen militärischen Titel eingebracht?
    Miss Marlowe hielt erstaunt inne. „Oh, meine liebe Lady Auriana! Haben Sie denn die Anzeige in der ‚Post‘ nicht gelesen?“
    „Welche Anzeige?“
    Zu ihrer völligen Überraschung sprang Miss Marlowe auf und umarmte sie stürmisch. „Es tut mir so Leid! Sie müssen mich ja für eine Schlange halten. Aber ich darf Ihnen hiermit mitteilen, dass ich meine Verlobung mit Evan vor einer Woche gelöst habe. Ich habe mich in einen jungen Soldaten verliebt, und wir wollen so schnell wie möglich heiraten.“
    Sie würde heiraten – aber nicht Evan. Emily war außer Stande, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
    Miss Marlowe schenkte ihr noch eine Tasse Tee ein. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen etwas Stärkeres anbieten, aber trinken Sie wenigstens das hier. Nun lassen Sie mich erzählen, was geschehen ist.“ Sie lehnte sich seufzend auf dem Sofa zurück. „Als Evan um meine Hand anhielt, wusste ich, dass er mich nicht liebte. Ich habe lediglich eingewilligt, weil ich ohne Richard zu feige war, um mich allein dem Leben zu stellen. Das war nicht richtig von mir, aber letztlich hat sich doch alles zum Guten gewendet. Wäre ich nicht verlobt gewesen, als ich Giles traf, hätte ich niemals den Mut aufgebracht, mich mit ihm anzufreunden. Genauso wenig hätte er es sich gestattet, sich länger als unbedingt nötig mit mir zu unterhalten. Und so vermittelte uns meine Verlobung die nötige Sicherheit, nur wir selbst zu sein. Schließlich verliebten wir uns.“
    Emily war nach wie vor sprachlos.
    „Ich spürte auch, sobald wir nach London zurückgekehrt waren, dass etwas mit Evan nicht stimmte. Zunächst glaubte ich, es hätte etwas mit seiner Arbeit zu tun oder mit Richards Tod, an dem er sich teilweise die Schuld gab. Als ob es etwas an Richards Schicksal geändert hätte, wenn sie beide zur Armee gegangen wären! Aber bald merkte ich, dass ihm etwas ganz anderes Sorgen bereitete – sein Herz.
    Als ich dies erkannte, war ich froh, dass er jemand anderen liebte, denn ich entwickelte bereits eine Zuneigung für Giles. Später, als ich mir meiner Liebe sicher war, wartete ich nur auf den passenden Moment, um die Verlobung zu lösen. Doch Evan reiste unerwartet ab und wurde verwundet.
    Erst als ich in jener Nacht Ihr Gesicht sah, während Sie ihn pflegten, ahnte ich, dass Sie ihn lieben. Sofort begriff ich, warum er so unglücklich war. Er liebt Sie, fühlte sich aber durch seine Ehre an mich gebunden! Und als mir Lady Cheverly von Ihrem Bild erzählte, das er überall mit sich herumschleppt, war ich mir endlich sicher.”
    Emily war immer noch schwindlig. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, flüsterte sie verwirrt.
    „Liebe Freundin, Sie müssen überhaupt nichts sagen! Ich bin überglücklich, dass die Frau, die Evan so verzweifelt liebt, eine schöne und talentierte Dame ist. Sie sind seiner Liebe würdig und können nun endlich seinen Kummer beenden, nachdem unsere dumme Verlobung gelöst ist. Sagen Sie ihm einfach, was Sie fühlen. Sie lieben ihn doch, oder?“
    „Ja.“ Es war ein großartiges Gefühl, endlich offen ihre Liebe zu Evan eingestehen zu dürfen. Wie seltsam, dass sie es zuerst der Person verriet, vor der sie es am meisten

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