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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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das trübe Wetter und den Nebel in London als unfreundlich empfunden. Dann aber hatte sie eines Tages Lavendel bei einem Blumenhändler entdeckt und damit begonnen, den verwilderten Hof hinter dem Laden in ein Blütenmeer zu verwandeln.
    Nun umrahmten mehrere Blumentöpfe mit Kräutern eine Sonnenuhr, die sie aus einem zerbrochenen Meilenstein angefertigt hatte. Daneben stand eine alte Holzbank, die sie bei alten Gegenständen des Pfarrhauses gefunden hatte, die verbrannt werden sollten. Ihr geliebter Lavendel gedieh prächtig in der Erde um das Sonnenrad, und sein Duft drang bis zum Balkon herauf.
    Melancholisch seufzte sie auf. Sie liebte dieses kleine Paradies. Es war eine schwache Erinnerung an die wenigen glücklichen Tage, die sie mit Andrew verbracht hatte. Wenn die Sorgen um das Geschäft sie zu überwältigen drohten, fand Emily stets die Zeit, um sich eine Weile auf die Bank zu setzen und den Duft der Blumen zu genießen.
    Doch heute kreisten ihre Gedanken um ein anderes Thema – um den großen, attraktiven Mann, der heute Abend zurückkehren würde. Ihr Liebhaber.
    Eine plötzliche Hitze stieg in ihre Wangen. Ich bedaure es, dachte sie.
    Sei nicht töricht. Du hast deinen Weg gewählt. Nun bleibt dir nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen. Nur Feiglinge versanken in Selbstmitleid und bereuten getroffene Entscheidungen.
    Sie konnte nicht leugnen, dass Cheverly ihr ungeahnte körperliche Freuden bereitet hatte, die sie so lange hatte entbehren müssen. Allein der Gedanke an seine Berührungen jagte ihr wohlige Schauer über den Rücken.
    Was schmerzte, war lediglich ihr verletzter Stolz und alte Erinnerungen, die sie längst hätte begraben sollen. Sie musste die Angelegenheit vernünftig überdenken, so wie Francesca vorgeschlagen hatte.
    Ein geschäftsmäßiges Arrangement ohne langwierige Verpflichtungen konnte ihr sehr wohl von Nutzen sein. Vielleicht würde die Leidenschaft Seiner Lordschaft wenigstens so lange andauern, bis sie ausreichende Mittel besaß, um nie wieder in eine derartige Situation zu geraten.
    Aber was wird dadurch aus mir? Wütend verbannte sie die kleine Stimme aus ihrem Kopf, bevor sich das hässliche, unausgesprochene Wort in ihrem Bewusstsein festsetzen konnte.
    Nachdem er Emily bei Tagesanbruch verlassen hatte, ging Evan zu Bett. Dennoch war er zu aufgewühlt zum Schlafen und gab den Versuch bald auf. Beim Frühstück verzehrte er zwei Portionen Eier, Schinken und Würstchen sowie mehrere Tassen Kaffee. Aus dem tadelnden Blick seiner Mutter schloss er, dass er wahrscheinlich nur die Hälfte ihrer Konversation mitbekommen hatte.
    Da er in seinem gegenwärtigen Zustand der Verwirrung wahrscheinlich seinen Phaeton an einen Pfosten oder Baum gesteuert hätte, zog er es vor, zu seinem Büro zu laufen.
    Auf dem Weg kehrten seine Gedanken immer wieder zu den Bildern und Lauten der letzten Nacht zurück, anstatt sich mit Wellingtons Versorgungsrouten zu beschäftigen. Emilys melodische, sanfte Stimme. Ihre zarten, anmutigen Finger, die eine Teetasse hielten. Ihre Augen, manchmal dunkelviolett, ein anderes Mal etwas heller als Lavendel.
    Blumen. Er blieb abrupt stehen. Er würde dieser Frau, die so schön war wie eine perfekte Rose, jede Blüte zukommen lassen, die er in der Stadt finden konnte. Lächelnd winkte er eine Droschke herbei und wies den Kutscher an, ihn zum nächsten Blumenhändler zu bringen.
    Etwa zwei Stunden später stieg er die Treppe zu seiner Abteilung im Kriegsministerium hinauf. Mittlerweile hatte er genug Blumen erstanden, um ihren Schreibtisch und den größten Teil des Esstisches einzunehmen. Vielleicht streute sie sogar einige Blütenblätter auf ihre Bettlaken.
    Eine heiße Woge durchrann seinen Körper. Nein, er durfte nicht einmal beginnen, an so etwas zu denken. Außerdem wollte er diesen Abend anders gestalten. Trotz seines festen Vorsatzes, ihr nach allen Regeln der Kunst den Hof zu machen, hatte er sie wie ein Straßenmädchen genommen. Er hasste sich selbst dafür. Es war ein Wunder, dass sie ihn danach nicht sofort hinausgeworfen und die Tür hinter ihm verriegelt hatte.
    Stattdessen hatte sie geweint.
    Sein Magen krampfte sich zusammen, und sein Herz schlug schneller. Niemals wieder werde ich dich zum Weinen bringen, Liebste, schwor er sich.
    Erstaunt bemerkte er, dass er bereits die Tür zu seinen Arbeitsräumen erreicht hatte. Nachdem er seine Gedanken gesammelt hatte, trat er ein, nahm eine Munitionsliste von dem Stapel auf seinem

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