Die schöne Mätresse
enthusiastisch schüttelte. „Verdammt, wage es nicht, so über sie zu sprechen!“
Brent sah ihn erstaunt an. „Entschuldige, Evan“, sagte er schließlich. „Ich wollte nicht respektlos erscheinen.“
Evan war selbst bestürzt über seinen unerwarteten Wutausbruch. Er zwang sich zu einem Lächeln und bat Brent, sich wieder zu setzen. „Ich wünsche nicht, dass es in London Gerede über diese Sache gibt – nicht einmal das kleinste Gerücht. Hast du mich verstanden?“
Brent wirkte beleidigt. „Ich klatsche nicht über meine Freunde. Du solltest es am besten wissen.“
„Ja, ich weiß es. Es war nur ein Hinweis.“
„Sorgt sich Mrs. Spenser um ihren Ruf?“ fragte Brent.
„Nein, aber ich. Ich möchte nicht, dass irgendein selbstgefälliger Narr auf falsche Ideen kommt und sie belästigt.“
Brent musterte ihn nachdenklich, dann schüttelte er den Kopf. „Die Dame muss dich sehr beeindruckt haben.“
Unwillkürlich musste Evan wieder an Emilys nackten Körper denken, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Das hat sie in der Tat.“
Der Champagner wurde gebracht, und Brent reichte ihm ein Glas. „Auf dich“, prostete er seinem Freund zu, „den glücklichsten Burschen in London.“
Nachdem sie ausgetrunken hatten, steckte Evan nervös die Hand in seine Tasche. „Verdammt, ich scheine meine Uhr vergessen zu haben. Wie spät ist es?“
Brent warf einen Blick auf die große Standuhr an der Wand. „Beinahe fünf, wenn ich mich nicht täusche. Wie wäre es mit einem kleinen Spiel, bevor du mich für die göttliche Madame sitzen lässt? Vielleicht kann ich dich um genug Geld erleichtern, damit ich meine Enttäuschung überwinde.“
Evan sehnte sich so sehr nach Emily, dass ihn nicht einmal die Aussicht auf einige Stunde in der Gesellschaft seines besten Freundes reizte. Er wusste, wo er am liebsten sein wollte. Warum also zögerte er noch?
„Ein anderes Mal vielleicht“, erwiderte er. „Ich glaube, ich sollte einmal beim Laden nach dem Rechten sehen und mich vergewissern, ob der Wachmann auf seinem Posten ist.“
Brent lachte. „Nun gut, überprüfe das besser. Die Wachleute sind heutzutage so unzuverlässig geworden.“ Er duckte sich, um Evans scherzhaftem Faustschlag zu entgehen. „Richte der Witwe meine besten Empfehlungen aus, du Glückspilz.“
Evan war schon beinahe an der Tür und nickte nur.
5. KAPITEL
E ine halbe Stunde später betrat Evan den Verkaufsraum des Hutgeschäftes. Francesca stand an der Tür zum Arbeitszimmer, wo sich Emily über ihren Tisch beugte. Als das Dienstmädchen erfreut lächelte, legte er einen Finger an die Lippen und winkte sie zu sich.
„Stören Sie sie nicht“, raunte er, als sie zu ihm trat. „Wird sie mir vergeben, wenn ich mich zum Dinner einlade?“
„Es wäre uns eine Ehre, Mylord“, flüsterte Francesca zurück.
Grinsend reichte ihr Evan einen Geldbeutel. „Sie werden einige Einkäufe tätigen müssen. Ich bezweifle, dass Sie üblicherweise genug kochen, um den Appetit eines gesunden Mannes zu stillen.“
Sie schüttelte traurig den Kopf. „Seit Jahren nicht mehr.“
„Nun, heute Abend wird sich das ändern. Und falls Ihre Herrin ein bestimmtes Gericht besonders gern mag, bereiten Sie es zu.“
„Ja, ich weiß etwas!“ Francesca steckte die Börse in ihre Tasche. Ihre dunklen Augen funkelten. „Und heute Abend werde ich so eine Mahlzeit kochen!“
„Wenn es ähnlich gut wie gestern schmeckt, werde ich meinen Koch entlassen und Sie Ihrer Herrin stehlen. Können Sie das hier hinaufbringen, bevor Sie einkaufen gehen?“ Evan gab ihr das in Seidenpapier gewickelte Paket mit dem Negligee.
Er stahl sich auf Zehenspitzen zur Tür des angrenzenden Raumes, in dem Emily noch immer saß, ohne sich seiner Anwesenheit bewusst zu sein. Überall im Laden standen Blumenvasen und verbreiteten den süßen Duft von Veilchen und Stiefmütterchen. Im Arbeitsraum selbst war jede freie Fläche bis auf den Tisch mit Sträußen bedeckt.
Obwohl er nicht erwartet hatte, dass sie seine Gaben versteckte, war er seltsam berührt von der Tatsache, dass sie sich so offen damit umgab.
Trotz Francescas Freundlichkeit war er sich nicht sicher, wie Emily auf sein plötzliches Erscheinen reagieren würde. Leise lehnte er sich an die Wand. Es erfüllte ihn mit tiefer Zufriedenheit, sie einfach zu beobachten.
Ein Skizzenbuch lag auf dem Arbeitstisch, daneben ein halb fertig gestellter Samthut. Von Zeit zu Zeit warf sie einen Blick auf die Zeichnung,
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