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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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rannte die Stufen hinauf.
    In der Halle befanden sich weitere geschäftige Dienstboten, seine weinende Schwester in den Armen seiner Mutter und Andrea. Mit versteinerter Miene stand sie im Reitkostüm vor ihm, die Gerte in der Hand. Sie blickte ihn entschlossen an. „Ich komme mit dir“, sagte sie.
    „Andrea, Liebes, das darfst du nicht“, protestierte seine Mutter über Clares Kopf hinweg. Die Diskussion schien schon länger im Gange zu sein. „Es ist ein schrecklich anstrengender Ritt, und du weißt, dass Evan ohne dich schneller sein wird. Schließlich muss er Richard so schnell wie möglich erreichen.“
    „Ich kann vielleicht nicht gut laufen, aber ich kann immer noch besser reiten als Evan. Richard ist mein Bruder, der einzige Angehörige, der mir geblieben ist.“ Sie schaute zu Evan hinüber und hob eigenwillig das Kinn. „Wenn du mich nicht mitnimmst, reite ich allein.“
    Evan lächelte. „Ich werde dich mitnehmen.“
    „Evan!“ rief seine Mutter kopfschüttelnd. „Oh, na gut. Aber ich werde mit der Kutsche folgen. Jemand muss Vernunft bewahren, und wir brauchen ein bequemes Gefährt, das ihn nach Hause bringt, nicht irgendeine schlecht gefederte Karre.“
    „Dann komme ich auch mit!“ erklärte Clare.
    „Nein, du musst hier bleiben und das Haus auf seine Ankunft vorbereiten.“ Sie schüttelte das tränenüberströmte Mädchen. „Das wirst du doch für mich tun, nicht wahr, Liebes? Und für Richard?“
    Baines erschien am Treppenabsatz. Er trug die Satteltaschen und Evans schwere Reitstiefel. Während Evan sie anzog, wiederholte seine Mutter kurz die Neuigkeiten, die sie von dem Boten erfahren hatten: Richard und mehrere andere verwundete Soldaten waren in das „Cross and Anchor“ gebracht worden. Dort kümmerte sich der Arzt um sie, der Evan geschrieben hatte. Und Richards Fall schien ernst zu sein.
    „Ich habe dem Boten Essen bringen und ein Bett zuweisen lassen“, schloss seine Mutter, als Evan in einen dicken Überrock schlüpfte, den Billingsly bereithielt. Zum Schluss streifte er warme Handschuhe über.
    „Gut. Holen Sie meinen Mantel für Miss Marlowe, bitte“, sagte er zu dem Butler und wandte sich Andrea zu. „Wir werden dich darin einwickeln. Es wird ein anstrengender Ritt. Danke, Baines. Billingsly, Sie helfen bitte Miss Clare bei den Vorbereitungen.“
    „Natürlich, Mylord. Eine gute Reise Ihnen beiden.“
    Evan gab seiner Mutter und Schwester einen schnellen Kuss. „Wir treffen dich im Gasthaus, Mama.“ Er streckte eine Hand nach Andrea aus.
    Sie kam zu ihm und umarmte ihn fest. „Danke“, flüsterte sie. Dann stützte sie sich auf seinen Arm, und sie gingen zu den wartenden Pferden.
    Es war ein langer, ermüdender Ritt, bei dem sie nur Rast machten, um die Pferde zu wechseln und eine Kleinigkeit zu essen. Schließlich erreichten sie die Küste. Obwohl Evan wusste, wie erschöpft Andrea sein musste, beklagte sie sich nicht mit einem Wort. Unter ihrem zarten Äußeren verbarg sich eine erstaunliche Willensstärke, wie Evan bewundernd feststellte.
    Sie fanden das bekannte Gasthaus ohne Schwierigkeiten. Als Evan Andrea vom Pferd half, gab ihr schwaches Bein unter ihr nach.
    „Es geht mir gut“, beteuerte sie. „Ich bin nur steif von dem langen Ritt.“
    „Kein Wunder.“ Er setzte sie sanft ab. „Du warst sehr tapfer. Ich bin stolz auf dich, Andy.“
    Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln und nahm seinen Arm. „Lass uns zu Richard gehen.“
    Sie wurden zu einem kleinen privaten Raum geführt. Der Arzt erwartete sie an der Tür. „Lord Cheverly? Ich danke Gott, dass Sie endlich hier sind! Und …“
    „Captain Marlowes Schwester. Sie wird mit hineinkommen, also ist es sinnlos, ihr es verbieten zu wollen. Was können wir tun?“
    „Nicht viel, fürchte ich. Captain Marlowe hat hohes Fieber und ist im Moment bewusstlos, obwohl ich hoffe, dass er durchkommt. Er bestand äußerst eindringlich darauf, Sie zu sprechen.“
    „Und sein Zustand?“ fragte Evan.
    Der Chirurg warf Andrea einen Blick zu.
    „Sprechen Sie nur frei heraus. Sie ist nicht den ganzen Tag geritten, um eine höfliche Lüge zu hören.“
    Der Arzt schüttelte den Kopf. „Ich kann Ihnen nicht viel Hoffnung machen. Ehrlich gesagt, bin ich überrascht, dass er so lange durchgehalten hat. Die junge Dame sollte sich von ihm verabschieden.“
    Er hörte Andreas Keuchen, und seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. In diesem Zimmer lag Richard, der beste Freund seiner Kindheit, mit dem er gespielt,

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