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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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einen seiner Freunde gebeten, Andrea nach seiner Anweisung hineinzuführen. Auch der Soldat wartete ab. Er schien dieselbe Taktik zu benutzen, um nicht aufzufallen, die auch Evan für Andrea ersonnen hatte.
    Nachdem Evan seine ältere Tischdame an ihren Platz eskortiert hatte, schaute er ein zweites Mal zurück. Der Soldat war beiseite getreten und beobachtete wie gebannt Andrea, die am Arm ihres Begleiters hinkend an ihm vorbeiging.
    Einige Stunden später brannte Evan darauf, endlich zu Emily zu fahren. Doch vorher brachte er seine Mutter und die beiden Mädchen nach Hause. „Ja, Mama, ein unterhaltsames Dinner“, antwortete er zerstreut, während die Damen dem Butler ihre Umhänge reichten.
    Mit hochgezogenen Brauen nahm seine Mutter wahr, wie Evan abwinkte, als ihm Billingsly auch seinen Mantel abnehmen wollte. „Du gehst noch aus?“ fragte sie.
    „Ich schätze, ihr Damen wollt noch ausgiebig über die Garderobe und Eigenheiten sämtlicher Gäste diskutieren. Meine Anwesenheit bei solchen Gesprächen ist sicher nicht vonnöten.“
    „Wahrscheinlich will er wieder zum Kriegsministerium“, meinte Clare seufzend. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, womit er sich all diese Stunden dort beschäftigt. Vielleicht ist das seine Buße, weil er sicher in England bleiben darf, während Richard zurück auf den Kontinent musste.“
    Diese Bemerkung verfehlte ihre Wirkung nicht, und Evan fühlte sich tief getroffen. Doch bevor er antworten konnte, sprach Andrea für ihn.
    „Schäm dich, Clare! Du weißt, Evan wäre auch gegangen, wenn es möglich gewesen wäre. Außerdem müssen auch intelligente Männer in England bleiben, um die Armee zu unterstützen. Richard schreibt in seinen Briefen, dass Evans Arbeit in der Munitionsabteilung vielleicht die wichtigste zivile Tätigkeit ist. Außerdem hat er in den letzten Tagen seine Pflichten vernachlässigt, um uns zu begleiten.“ Sie lächelte ihn voller Zuneigung an. „Bitte lass dich nicht länger von uns aufhalten, Evan. Und vielen Dank – nun, du weißt schon, wofür.“ Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu, dann nahm sie Clares Hand. „Komm, hilf mir bitte die Treppe hinauf. Und du musst mir unbedingt alles von diesem jungen Mann, Captain Winsteads Freund, erzählen, der dich so faszinierend fand.“
    Dies brachte ihr ein Kichern ein. Im nächsten Moment steckten die beiden Mädchen die Köpfe zusammen, und Clare reichte Andrea ihren Arm. Evans Mutter verharrte noch kurz und musterte ihn neugierig.
    Er schwieg, ohne sich zu Clares Vermutung zu äußern, er wolle ins Ministerium. Das Verlangen nach Emily wurde allmählich schier übermächtig. Schließlich sagte seine Mutter nur: „Gute Nacht, mein Sohn.“
    „Gute Nacht, Mama.“ Er verbeugte sich und drehte sich um. Beim Hinausgehen teilte er dem Butler leise mit, dass kein Diener aufbleiben musste, um auf ihn zu warten. Als sich die schwere Tür hinter ihm schloss, stand seine Mutter immer noch an der Treppe und blickte ihm nach.
    Mit einem Seufzen legte Emily das Buch beiseite, in dem sie während der letzten Stunde ohnehin nicht gelesen hatte. Es war nach Mitternacht, und eine Geschäftsfrau sollte um diese Zeit eigentlich längst schlafen. Dennoch hielt sie eine sonderbare Rastlosigkeit wach.
    Evan hatte sie schon seit vier Tagen nicht besucht, nicht seit dem Morgen, als er Drew begegnet war. Es schien ihn sehr verletzt zu haben, dass sie ihm nicht von ihrem Sohn erzählt hatte. Ob er immer noch wütend war?
    Oder war dieser Zorn nur ein Anzeichen für … das Ende? Da sie nicht viel Erfahrung in Liebesdingen besaß, wusste sie nicht, wodurch sich das Ende einer Affäre ankündigte. Sie nahm an, dass Evans Besuche immer seltener würden, bis er sie vollständig abbrach. Wahrscheinlich würde er ihr eine Art Abschiedsgeschenk anbieten, das sie natürlich ablehnen würde.
    Aber vielleicht würde es sich gar nicht abzeichnen. Vielleicht würde es einfach … aufhören, ohne Vorwarnung. Schließlich lag es in der Natur einer Liaison, dass man nicht durch gesellschaftliche Verpflichtungen verbunden war. Und daher konnte man auch keine dieser Regeln verletzen.
    Es war möglich, dass sie ihn nie mehr wieder sah, nie mehr seine Berührung spürte oder sein warmes Lachen hörte. Plötzlich ergriff eine Verzweiflung von ihr Besitz, die sie nicht für möglich gehalten hätte.
    „Emily.“
    Sie zuckte überrascht zusammen. Zuerst glaubte sie, sich seine Stimme nur eingebildet zu haben. Dann trat er ins

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